Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Reiscracker zurück – die wiederum noch winziger sind – stellt sie ab, nimmt entspannte Haltung an.
    »Danke.« Arthur belässt es bei einem Murmeln und fährt sich mit beiden Händen durch die Haare. »Und ich glaube, auch wenn wir in keinster Weise feiern, könnten Sie uns den Champagner bringen, und dann werden wir Sie, wie sich gerade herausstellt, heute Abend doch nicht brauchen, und Sie können draußen an der Tür ein entsprechendes Schild aufhängen, denn gestört zu werden ist nicht gut, und ich habe genug davon gehabt, und von nun an werde ich es um jeden Preis vermeiden.«
    Narciso ganz ruhig: »Ja, Sir. Natürlich, Sir.« Und er bringt den Champagner, in Eis gepackt, wünscht: »Einen schönen Nachmittag«, und ist verschwunden.
    Es ist fast unerträglich, als er geht.
    Sollte die Flagge hissen – sie hochziehen und wehen lassen und meine Niederlage eingestehen. Aber er würde ihr niemals trauen, und ich auch nicht.
    Arthur sieht sie an, still, klar. »Ähm, hör mal. Ich weiß nicht. Nichts von alledem ist … und ich weiß auch nicht, was … am besten … ich, ich möchte wirklich das Beste. Für dich. Aber auch für mich.« Und er schluckt. »Ich bin sehr müde. Kann ich damit anfangen? Soll ich damit anfangen? Ich gehe jeden Tag in den Wellness-Bereich hier, und sie versuchen, mich in Form zu bringen, mich zu entspannen, und ich liege im Pool – entschuldige – ich … meistens im Warmwasserbecken, und dann bin ich hier, und sie bringen mir Fisch mit Gemüse der Saison und Obst, was gut für mich ist, danach verlange ich auch, und das ist in Ordnung, es ist eine verlässliche Mahlzeit, die ich jeden Tag zu mir nehmen kann, wenn ich muss – ich brauche Verlässlichkeit … Und ich bin … das heißt, ich schlafe nicht.« Er hat sich in sich selbst eingerollt, Ellbogen und Knie scharf angewinkelt, die langen Füße untergeschoben, weg von ihr, in seiner Miene liegt etwas entfernt Verschrecktes, und sie möchte nicht, dass das an ihr liegt – sie möchte überhaupt nicht, dass er verschreckt ist – und er fährt fort. »Du weißt ja, dass ich nicht schlafe. Hat gar nichts mit dem Gewissen zu tun, rein physiologisch – ich schlafe tatsächlich mehr, wenn ich arbeite – entschuldige – aber sie fordert allmählich ihren Tribut, die Schlaflosigkeit – denn irgendwann muss ich ja wieder schlafen, aber ich kann es noch nicht, nicht so richtig, und das Problem ist – abgesehen von allem anderen – dass ich manchmal träume, und du kommst darin vor – also vermeide ich das Schlafen, weil ich das Träumen vermeiden will – tut mir leid, aber so ist es – aber du bist da, wenn ich einschlafe, und das will ich. Glaube ich. Aufwachen ist schlimm, weil das heißt, dass du gehst, aber ich glaube, ich will es – das Träumen. Ich weiß also nicht genau, wieso ich es fernzuhalten versuche … das letzte Mal habe ich dich auf den Hals geküsst, das ist alles, woran ich mich erinnere … ich kann nicht … äh … Ich kann das nicht mehr, was wir immer gemacht haben. Ich kann nicht. Die Treffen ab und zu.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist nicht … ich kann es nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Scheiße, dann hilf mir!« Der Anfang geschrien, doch dann wird er wieder leiser. »Hör auf, mich rumzuschubsen.« Er reibt sich die Knie, wiegt sich langsam gegen den Willen des Schiffes. »Bloß … ich schubse dich genauso rum, dabei will ich es gar nicht … und … aber ich tu’s.« Er sinkt ein, beugt sich vor und betrachtet seine Hände, ehe er sie hebt, um sich die Augen zu reiben und sein Gesicht zu bedecken. Dort lässt er sie, um sich zu verstecken. Sein Rücken hebt und senkt sich unregelmäßig.
    »Arthur.« Beths Stimme fühlt sich eigenartig an in der Kehle, und sie wünscht sich Codes, um dieses Problem zu lösen, ihm Bedeutung zu geben. »Ich …«
    Ich kann hingehen und mich neben ihn setzen, ihn dazu bringen, an mich zu glauben, das ist wirksamer als reden. Ich weiß, wie ich mich vertrauenswürdig geben kann – muss mir nur vorstellen, dass ich ihn liebe und ihm alles Gute wünsche, der Rest stellt sich dann automatisch ein. Er wird es verstehen.
    Ein Trommeln zittert durchs Schiff und lässt sie beinah stolpern, doch sie geht zu ihm und berührt ihn nicht, stört ihn nicht, konzentriert sich bloß und fängt an mit: »Da gab es doch so ein Hotel, in dem wir abgestiegen sind – in Fife, oder? Das Puppenschloss mit so einer Art Türmchen, und es war zwar tatsächlich richtig alt, aber auch seltsam,

Weitere Kostenlose Bücher