Das blaue Buch - Roman
Mutter, die war die ganze Zeit traurig. Und …«
Und sie küsst dieses andere Salz an ihm, und »Ssschhh.« Davon wird es noch schlimmer, und seine Hände sind falsch, verloren, bedürftig, er müht sich und wird auf die Geräusche eines kleinen Jungen zurückgeworfen, und sie halten einander, und sie kann ihn lesen, kann das Kalte und Tiefe und Falsche spüren, das sich in seiner Brust bewegt. Es beißt sie, wo sie ihn berührt.
»Es tut mir leid, Art. Es tut mir leid.« Er sollte nicht so sein müssen, wegen nichts, er sollte immer davor geschützt werden. »Es tut mir leid.« Jeder Mensch, der ihn liebte, würde dafür sorgen.
Es geht ihm besser, als sie noch einmal geschlafen und sich gesammelt haben. Und Beth hat den Eindruck, dass er eine Entscheidung getroffen hat, eine große Verpflichtung, um die herum er etwas baut, ein Mann bei der Arbeit.
Arthur lehnt knapp im Bad an der Wand. »Es macht dir doch nichts aus – wenn wir nicht zu zweit in die Badewanne …? Die Wanne ist ziemlich klein.«
»Und es wäre auch zu sehr wie wir beide früher.« Aus dem gleichen Grund trägt Beth nicht Arthurs Hemd – Nacktheit scheint geradliniger.
»Das auch – ja … Das auch.« Arthur trägt den nicht so luxuriösen Bademantel, der wie Handtücher und Toilettenartikel zur Suite gehört. Die Ärmel sind so kurz, dass sie an ihm witzig wirken, und er merkt, dass sie es bemerkt. »Standardgröße für alle, und ich entspreche nicht dem Standard. Auf den etwas länger geratenen Herrn sind sie nicht eingestellt.« Weil das unanständig klingen könnte, lächelt er, aber nur ein bisschen, weil sie die Zweideutigkeit auch ignorieren können und weil er sich wohl in seiner Haut fühlt.
Schließlich ziehen sie sich an – Beth die Sachen von gestern, die sie an gestern und an Komplikationen erinnern – und dann frühstücken sie ausgiebig von dem, was Narciso ihnen mit einem vorbildlichen Mangel an Erstaunen serviert. Er ist nichts als wohlmeinend und aufmerksam. Den Vorschlag, er solle zu einer anderen Kabine gehen, vielleicht mit ein oder zwei weiteren Stewards als Unterstützung, und die Habseligkeiten der Dame auslösen, ihr Gepäck retten und herbringen, nimmt er entgegen, als sei es das Normalste der Welt.
Beths Magen gefällt der Gedanke nicht. »Wir sollten ihn wirklich nicht bitten, das zu tun, und Derek könnte …«
»Derek wird gar nichts, wenn sie in Überzahl auflaufen. Dann hat er noch was, worüber er sich ärgern kann, das wird ihm helfen.« Sein Mund schließt sich fein um diese Unfreundlichkeit. »Das meine ich gar nicht ganz gefühllos. Sondern praktisch. Für Narciso wird es kein Spaß, und das tut mir leid.« Arthur denkt über Porridge nach und betrachtet einen Obstteller mit brutal kunstvoller Garnitur. »Du brauchst deine Sachen doch. Du brauchst Kleidung. Leider. Und wenn wir dir hier an Bord neue Garderobe kaufen, gehst du von Bord wie eine farbenblinde Matrone oder ein Transvestit ohne Selbstvertrauen – das ist alles, was sie im Angebot haben. Ich muss nicht betonen – auch wenn ich es hier tue – dass ich dich trotzdem lieben würde, egal, was du anhast, aber ich habe das Gefühl, die beiden Möglichkeiten wären würdelos.« Er steckt sich einen Selleriestängel wie einen Bleistift hinters Ohr, vielleicht zum Ausgleich für seinen geringen Appetit.
»Du bist ja fröhlich.«
»Natürlich bin ich fröhlich. Ganz und gar.« Er grinst das Obst an. »Ich habe gekriegt, was ich wollte.« Und er schließt die Augen, sein Grinsen wird privat – als sei Beth sein Geheimnis, als halte er sie sogar vor sich selbst verborgen.
Sie schenken einander Kaffee ein, tauschen Teller aus, Art knabbert nur am Brot, hat aber eindeutig Freude an der häuslichen Atmosphäre. »Man könnte meinen, wir machen so was seit Jahren.«
»Haben wir ja irgendwie auch.«
»Nein, haben wir nicht.«
»Nein. Haben wir nicht.«
»Aber es passt zu uns. Reichst du mir mal die Milch, bitte?« Er spielt – vielleicht den liebevollen Ehemann im Urlaub, den vertrauten Mann, den dauerhaften Begleiter. Und es passt wirklich zu ihm: Er hantiert geschickt mit dem Besteck, sitzt gerade, in seinem frischen sandfarbenen Hemd und makellosen braunen Anzug – hat es gern ein bisschen formell – aber barfuß, weil er ja am Meer ist.
Beth liest ihm die heutige Schiffszeitung vor – die letzte vor New York – und sie sind einer Meinung, dass sie sich keine Gedanken machen sollten, weil sie weder das Seminar zu »Entgiftung und
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