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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wollte aufstehen, doch Danello zog mich schnell nach unten. »Das kannst du nicht riskieren.«
    »Was ist, wenn es ein Schmerzlöser ist?«
    »Was ist, wenn es eine Falle ist?«
    Ich betrachtete den Jungen noch mal. »Er ist zu verängstigt, um eine Falle zu sein.«
    »Dann lass mich hingehen. Du bleibst hier.« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern sprang auf und ging hinüber. Der Junge erschrak und wich zurück. Doch dann fasste er sich, als erwarte er, von Danello angegriffen zu werden. Sie unterhielten sich eine Minute lang. Dann blickte Danello prüfend die Straße auf und ab.
    »Alles in Ordnung«, rief er.
    Ich kam aus dem Versteck.
    »Du hattest recht«, sagte Danello. »Seine Schwester sitzt in den Docks in der Falle. Die Greifer sind hinter ihr her.«
    »Du musst sie retten, bitte«, flehte der Junge. »Ich war auf dem Markt, um eine Waffe zu kaufen, damit ich gegen die Greifer kämpfen könnte. Und dann habe ich gehört, wie die Frau dich Schifterin genannt hat. Die Löser, die sich mit uns verstecken, reden dauernd über dich. Einige meinen, du kannst uns helfen.«
    Ich war noch nie zuvor einem Greifer begegnet. Wachen und Soldaten waren eine Sache, aber Greifer waren ausgebildet, die Schmerzlöser aufzuspüren. Bis jetzt hatten wir Glück gehabt und ihnen entgehen können. Ich hätte wissen müssen, dass dies Glück nicht ewig dauerte.
    »Wo ist sie?«, fragte ich entgegen meinem besseren Wissen. Aber wenn man Schwierigkeiten den Rücken zuwendete, fielen sie einen von hinten an.
    »Beim Liegeplatz Drei. Bei den Fallen.«
    Am Liegeplatz Drei gab es reihenweise Fallen: Fischfallen, Krabbenfallen, Entenfallen, wahrscheinlich auch Maus- und Rattenfallen. Der ganze Liegeplatz war ein stinkendes Labyrinth.
    »Was für Fallen?«
    Er fuhr sich mit beiden Händen durchs braune Haar. »Ich ... äh ... bin nicht sicher. Als wir sie gesehen haben, sind wir einfach losgelaufen.«
    Laufen! Kein Wunder, dass die Schwester die Aufmerksamkeit der Greifer auf sich gezogen hatte.
    »Ich glaube, es waren mindestens vier«, sagte er. »Vielleicht mehr.«
    Vier Greifer! Saea sei gnädig!
    »Wir brauchen Hilfe, um sie herauszuholen«, sagte ich. Danello hatte nichts geredet, aber er schaute keineswegs glücklicher drein als ich. »Folge uns.«
    Ich ging zur Bäckerei. Die anderen waren alle drin und schauten besorgt drein. Tali hatte Mangocremefüllung um den Mund herum, schien sie aber nicht zu genießen. Aylin warf mir einen O-Nya-was-hast-du-gemacht-Blick zu. »Was ist passiert?«
    »Das Weib, das die Miete kassiert, hat mich gesehen und einen Wirbel gemacht, aber wir sind entkommen. Die Schwester dieses Jungen sitzt auf den Docks in der Falle. Greifer sind hinter ihr her.«
    »Wie lautet der Plan?«, fragte Aylin.
    »Sie ist am Liegeplatz Drei. Wir teilen uns auf und suchen sie«, sagte ich.
    »Wir geben ein Signal, wenn wir sie finden«, schlug Danello vor. »Drei Möwenschreie, dann zwei; wie wir es geübt haben.«
    »Kapiert.« Tali nickte.
    »Nein«, sagte ich. »Du gehst mit Soek und Jovan ins Stadthaus.« Die drei wollten protestieren, aber ich winkte ab. »Hört zu. Das Weib erzählt bestimmt den Soldaten von mir. Das Stadthaus ist nicht mehr sicher. Ihr drei müsst alle marschbereit machen und zu Barnikoff führen.« Er würde überrascht sein, wenn sie plötzlich auftauchten, aber uns blieb keine Wahl. »Entweder sofort abhauen oder erwischt werden.«
    Tali verschränkte die Arme. »Ich verlasse dich nicht.« Tränen stiegen ihr in die Augen und sie beugte sich zu mir. »Wenn sie dich erwischen, sind wir wieder getrennt. Lieber lasse ich mich mit dir fangen, als allein zu sein.«
    Ich stellte mir vor, wie Tali allein etwas zu essen suchte und versuchte den Soldaten zu entgehen. Am Leben zu bleiben. »Na gut, aber du tust genau, was ich sage, und bleibst dicht bei mir.«
    »Das werde ich.«
    Ich wandte mich an die anderen. »Dann los!«
    Wir verließen die Bäckerei und gingen so schnell wie möglich zu den Docks. Die Sonne brannte uns schon auf die Köpfe. Aylin und ich liefen direkt ins Labyrinth, während Danello und der Junge die Wege nahmen, die außen herumführten. Kurz vor uns schrie eine Seemöwe und flog davon. Ihre weißen Federn zeichneten sich stark von dem Braun und Grün der Krabbenfallen ab, die wie Klippen um uns herum emporragten. Seemöwen erschreckten sich für gewöhnlich vor Dingen, von denen sie glaubten, sie könnten sie fressen - und in diesen Tagen waren das Menschen ebenso oft wie

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