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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Krokodile. Ich ging in die Hocke, Aylin und Tali mit mir. Dann suchten wir Deckung hinter einem Trockengestell.
    Etwa dreißig Fuß hinter uns schlurften Schritte. Langsam, gleichmäßig, vorsichtig. Zu schwer für ein verängstigtes Mädchen, aber nicht schwer genug für einen Dockarbeiter. Dann noch ein paar Fußschritte. Vielleicht arbeiteten die Greifer paarweise - einer stöberte die Beute auf, und der andere fing sie ein.
    Ich gab Aylin ein Zeichen herumzuschleichen und herauszufinden, von wem diese Schritte kamen. Sie nickte und kroch an den Gestellen entlang.
    Wieder Schritte, dann ...
    Polierte Stiefel und dunkle Hosen kamen in Sicht. Ein Greifer! Ich hörte ein schürfendes Geräusch, als würde eine Waffe gezogen.
    »Kommt raus! Kommt raus! Wir wissen, dass ihr da drin seid«, rief eine Frau. Ihre Stimme war kalt, aber einladend.
    Mein Herz schlug wie verrückt. Ich suchte Aylin, aber sie war nicht mehr in dem engen Gang zu sehen. Talis Augen waren groß, aber sie blieb unten und sagte nichts.
    Ich spähte zwischen den Fallen hindurch, um die Frau deutlicher zu sehen. Sie drehte einen langsamen Kreis, die Hand nach vorn ausgestreckt. Auf Zehenspitzen schlich ich von der Greiferin fort, bis ich ans Ende der Reihe kam, und versteckte mich hinter einer Hütte auf dem Dock. Wenn die Greifer weitergingen, konnte ich ...
    Ein Schluchzen!
    Ich drehte mich in Richtung des Geräusches. Meine Füße waren bereit, jederzeit loszuwetzen. Die Schwester des Jungen! Sie war ungefähr so alt wie ich, aber so klein wie Tali. Sie hatte sich unter einem Tisch verkrochen, auf dem die Fische ausgenommen wurden; am Ende des Docks, ungefähr fünfzig Fuß entfernt.
    Wellen schlugen gegen die Kanalwände und zischten durch das Schilf, das entlang der Rampen wuchs, von denen aus die Boote ins Wasser gelassen oder an Land gezogen wurden. Die Greiferin stand bei der nächsten Rampe und hielt einen blauschwarzen Pynviumstab in der Hand. Viel besser als ein Schwert. Solange sie diesen gegen niemanden außer mir einsetzte.
    Ich blickte zu Tali zurück und deutete auf ein Dinghi, das an einem Pfosten lehnte.
    Sie nickte.
    Ein unechter Möwenschrei - drei Mal, ganz in der Nähe. Aylin war wahrscheinlich auf der anderen Seite der Schwester des Jungen. Ich schrie zwei Mal zurück. Die Greiferin drehte sich um, und ich rannte über den Gang zu dem Dinghi und schlüpfte darunter. Tali zwängte sich einen Atemzug später auch zu mir.
    Die Greiferin ging von der Rampe weg und verkürzte die Entfernung zwischen ihr und dem Mädchen. Hinter der Greiferin rannte Danello vorbei. Der Bruder des Mädchens musste auch da sein, obwohl ich ihn nicht sah. Ich hoffte, er würde nichts Unüberlegtes tun, um seiner Schwester zu helfen.
    Die Greiferin erstarrte, als hätte sie uns gehört.
    Ich verließ Tali und näherte mich ihr. Ich erprobte jeden Schritt, ehe ich mein Gewicht auf die ausgebleichten Planken des Docks setzte.
    Eine Bewegung unter dem Tisch fiel mir ins Auge. Die Schwester beugte sich vor, als wolle sie losrennen. Blankes Entsetzen in ihrem Gesicht. Ich schüttelte den Kopf, und sie setzte sich wieder.
    Knarz.
    Ich erstarrte. Die Greiferin wirbelte herum und hob ihre Pynviumwaffe. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Fallen und zog auch noch ein Messer aus ihrem Stiefel.
    Knarz.
    Mit schiefgelegtem Kopf folgte die Greiferin dem Geräusch, die Waffen in Bereitschaft.
    Die Schwester rang nach Luft, leise wie ein Plätschern. Ich hob die Hände und befahl ihr tonlos: Bleib! Sie nickte.
    Die Greiferin befand sich mir unmittelbar gegenüber, auf der anderen Seite der Fallen. Sie machte mit ihren glänzenden schwarzen Stiefeln einen vorsichtigen Schritt und blieb dann stehen.
    Ihre Augen verengten sich. Wieder legte sie den Kopf schief und trat näher an die Wand aus Krabbenfallen, die uns trennte.
    Hatte sie mich gespürt?
    Jeatar hatte mich davor gewarnt, ehe er Geveg verließ. »Der Herzog wird die besten Greifer einstellen, um dich aufzuspüren. Diejenigen, die einen Schmerzlöser so fühlen können, wie Löser Pynvium spüren. Die Guten können einen Löser im Vorbeigehen spüren.«
    Wenn sie uns aus dieser Entfernung gespürt hatte, dann war sie wirklich gut.
    »Komm raus! Komm raus, kleines Mädchen«, rief sie.
    Ich hielt den Atem an. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und Oberlippe. Hatte sie Angst? Wenn ja, dann konnte ich sie vielleicht überrumpeln und den anderen Zeit verschaffen herzukommen, um der Schwester Zeit zu geben,

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