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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wegzulaufen.
    »Ich weiß, dass du da drin bist«, rief die Greiferin. Sie hielt eine Hand hoch, nur wenige Zoll von den Fallen entfernt, hinter denen ich mich versteckte, als könne sie mich hinter dem Holz fühlen. »Bist du das, Schifterin?«
    Ich schluckte krampfhaft. Nein, sie musste geraten haben. Sie konnte unmöglich wissen, dass ich es war.
    »Ich lasse das Mädchen in Ruhe, wenn du dich zeigst. Du bist für den Herzog ein weitaus besserer Preis als sie.«
    Wieder knarzte das Dock. Aylin oder Danello?
    »Lange kannst du mir nicht entkommen, Schifterin«, sagte die Greiferin mit ihrer irritierenden Singsangstimme.
    Vielleicht nicht, aber das bedeutete nicht, dass ich es nicht versuchen würde. »Du kannst nicht weglaufen«, fuhr sie fort. »Wir haben Wachen auf jeder Brücke jeder Insel. Soldaten sind an allen Dalben, wo Boote anlegen können. Wenn ich dich nicht bekomme, dann einer meiner Männer.« Männer? Seit wann heuerten Greifer andere an, um ihnen zu helfen?
    Durch die Löcher in den Fallen erhaschte ich noch einen Blick auf die Greiferin. Dann war sie verschwunden. »Jetzt hab ich dich.«

Viertes Kapitel
 
    I ch rang nach Luft und wirbelte herum. Die Greiferin hielt einen Pynviumstab in der Hand. Sie machte eine Drehung aus dem Handgelenk und ...
    Peng.
    Schmerz traf mich wie ein Blitz und brannte auf der Haut, wie ein Sandgebläse. Die Greiferin starrte mich an. Sie war schockiert, dass ich nicht auf dem Boden lag und vor Schmerzen schrie. Ich schätze, die Greifer hatten noch nicht alles über mich herausgefunden.
    Etwas schlug gegen die Fallen, die um mich herumstanden. Sie stürzten nach vorn über die Greiferin, wie Abfall, den man aus dem Fenster wirft.
    »Sieht so aus, als hätte ich dich!«, sagte Aylin und warf einen Armvoll Netze über sie.
    »Vyand?«, schrie ein Mann.
    »Hier ...« Weiter kam sie nicht.
    Ich warf noch mehr Netze über sie und stieß drei Mal den Möwenschrei aus. Gleich darauf antworteten zwei Schreie. Die Greiferin war nur einen Moment lang still, dann fing sie an zu schreien und um sich zu schlagen.
    »Bindet sie«, befahl ich.
    Aylin half mir, sie in die Netze zu schnüren wie ein Huhn am Allerheiligentag. Die Schreie der Greiferin wurden zu wütenden Flüchen.
    Der Junge rannte zu seiner Schwester und holte sie aus ihrem Versteck. Danello tauchte hinter den Fallen auf.
    »Es kommen noch mehr Greifer in unsere Richtung.«
    Wir hielten uns bedeckt und rannten so schnell, wie wir es wagten.
    Ich wurde langsamer, als wir uns der Norddock-Brücke näherten, und suchte die belebte Straße nach den Wachen ab, die laut der Greiferin an sämtlichen Brücken standen. Dutzende von Schauerleuten und Tagelöhnern liefen zwischen den Docks und dem Produktionsdistrikt auf der Hauptinsel hin und her, aber keiner sah wie eine Wache aus.
    Zusammen mit Flüchtlingen und Arbeitern überquerten wir langsam die Brücke. Auf der anderen Seite des Kanals bog ich zur Uferseite der Straße ab, damit wir nicht die Aufmerksamkeit von Soldaten auf uns lenkten, die gerade eine Familie von Obdachlosen drangsalierten.
    »Danello, Aylin«, sagte ich. »Bleibt zurück und passt auf, ob wir verfolgt werden.«
    »Wird gemacht.«
    Aylin verschwand in der Menge, leichtfüßig und geschwind wie der Wind. Danello etwas schwerfälliger, aber er wurde immer besser.
    Ein Flüchtling rempelte mich von hinten an. Ich drehte mich um, um ihm einen zornigen Blick zuzuwerfen, froh, eine Entschuldigung zu haben, hinter uns zu schauen. Einen Block entfernt gingen zwei Männer Seite an Seite. Ihre Kleidung sagte »arm«, aber sie musterten die Soldaten nicht ängstlich genug und scheuten auch nicht zurück, wenn jemand dicht an sie herankam. Ihre schwarzen Haare waren ordentlich geschnitten, und keiner der beiden trug einen Bart. Vor Menschen, die so unauffällig waren, musste man sich für gewöhnlich hüten. Danello und Aylin waren ungefähr zwanzig Fuß hinter ihnen. Sie gingen jeder auf einer anderen Straßenseite.
    Über die Brücke wehte uns Brandgeruch entgegen, als wir in die Gegend kamen, die früher von den Baseeri besetzt gewesen war. Das meiste war in den Unruhen vor einigen Monaten niedergebrannt worden, gleich nachdem der alte Erhabene behauptet hatte, sämtliche Heiler Gevegs seien tot. Nun, ich war der lebende Beweis, dass der Erhabene gelogen hatte und in Wirklichkeit das Pynvium der Gilde stehlen wollte. Darüber war niemand glücklich gewesen.
    Die Menschen hatten durchgedreht, die Gilde

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