Das blaue Feuer - Roman
Herzog, mir weitere Soldaten zu leihen. Ich hatte einen Spion in der Gießerei eingeschleust, ehe ich wegging. Nur für den Fall, dass du nicht wirklich abgereist warst. Ein Glück für mich, dass ich das tat. Ich wäre früher hier gewesen, aber dieser schwachköpfige Lehrling verirrte sich, nachdem er dich verlassen hatte, und er brauchte eine Weile, um mich zu finden. Aber ich bin ja noch rechtzeitig gekommen.« Sie schaute sich in dem jetzt hellen Raum um. So viel Blut. »Naja, wie es aussieht, gerade noch.«
Ich ballte die Hände. Der Lehrling! Der, der mit uns zur Villa gekommen war und dann »zu viel Angst« gehabt hatte hineinzugehen. Dieser Lügner!
Vyand hob die Hand, und vier Männer traten vor. Einer hatte ein Seil, der Rest hielt Schwerter an meine Kehle und mein Herz. Stewwig wich ihr nicht von der Seite. Sein Blick war stets auf mich geheftet.
»Streck die Hände vor, Handgelenke zusammen, Finger zu Fäusten geballt, bitte«, sagte sie.
Ich funkelte sie wütend an. Sie seufzte.
»Zwinge mich nicht, jemanden zu töten, nur um deine Aufmerksamkeit zu bekommen.«
Ich streckte die Hände aus. Der Mann mit dem Seil schlang es um meine Handgelenke und band sie fest zusammen.
»Jetzt Hände runter.«
Ich tat es. Diesmal wurden mir die Arme mit dem Seil an den Körper gebunden. Vyands Männer sicherten die engen Seile mit Doppelknoten. Als nächstes fesselten sie mir die Füße. Sie würden mich hinaustragen müssen, aber das schien der Plan zu sein.
»Nehmt ihre Hände.«
Ein anderer Mann kam und wickelte meine Hände in ein langes schmales Tuch. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, als er es tat, als habe er Angst, ich würde mich plötzlich zurückbeugen und ihn berühren.
Schließlich trat Vyand lächelnd zu mir. »So, dann wollen wir es noch mal versuchen, ja? Hiermit bezichtige ich dich ... Nun, es sind mehr Verbrechen, als ich Zeit habe aufzulisten. Und diesmal wirst du mir nicht wieder entwischen.«
Vierundzwanzigstes Kapitel
W as ist mit den anderen?«, fragte einer ihrer Männer.
»Lasst sie hier. Wenn ich ihre Freunde erneut gefangen nehme, arbeitet sie nur noch härter an ihrer Flucht.« Vyand kam zu mir und hob den falschen Zopf hoch. »Interessant. Schwarz steht dir.«
»Die gleiche Farbe wie dein Herz.«
Sie lachte und ließ den Zopf fallen. »Bringt die Pferde!«, befahl sie einem der Männer. Er nickte und rannte die Treppe hinauf. Vyand winkte zwei anderen, die mich hochhoben und ihr folgten. Alle anderen blieben zurück. Stewwig hielt sich weiter zwischen ihr und mir.
»Du lässt sie wirklich hier zurück?«
Sie ignorierte mich.
Meinte sie es ernst oder würde sie zurückkommen und die anderen holen, nachdem ich weg war?
Wir gingen durch die zerschlagene Bücherregaltür in die Bibliothek. Dann über den Gang in die Eingangshalle. Licht fiel durch das zarte Gitter über der Tür. Pferde wieherten. Vyand öffnete die Tür, und kühle Luft und Regen wehten herein und nässten den Boden. Ich roch auch Rauch.
Sie schleppten mich nach draußen. Regenschleier und leichter Nebel tanzten im blassen Morgenlicht. Es war bei dem Regen nicht leicht, die Zeit festzustellen, aber es sah so aus, als sei es ein paar Stunden nach Sonnenaufgang, spätestens aber vormittags. Ich hatte das Gefühl, als seien Tage verronnen, seit wir die Gießerei zerstört hatten, nicht nur Stunden.
Eine Pferdekutsche wartete in der Einfahrt. Ein kleiner Junge öffnete die Tür. Vyand stieg ein, dann Stewwig. Die Männer hoben mich hoch und setzten mich wie eine Puppe auf den Sitz ihr gegenüber. Dann nahmen sie rechts und links von mir Platz.
»Wohin bringst du mich?«
»Würdest du den Mund halten, wenn ich es dir sage?«
Ich dachte nach. »Wahrscheinlich nicht.«
Sie lachte kurz und strich sich wieder über die Haare. Höchstens ein einzelnes Haar war nicht an seinem Platz. »Du hast Eisen in dir, Mädchen. In einem anderen Leben hätten wir Freundinnen sein können.«
»Wahrscheinlich nicht.«
Sie lachte, und die Männer ebenso. »Ich bringe dich zum Herzog. Sobald ich dich ihm übergeben habe, bist du sein Problem.« Sie beugte sich zum Fenster. Wo die Gießerei lag, stieg immer noch Rauch zum Himmel empor. »Und wie es aussieht, nicht sein einziges.«
Der Herzog. Ich musste fliehen, aber Vyand war nicht wie die anderen. Sie sah mich nicht an und hielt mich für ein schwaches Mädchen. Die Zahl der Wachen und die vielen Seile bewiesen das.
Wir fuhren durch die Straßen, die immer
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