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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schließlich hielten wir an. Metall klirrte. Ein Klicken wie das eines Türschlosses, dann marschierten wir weiter.
    Das Geplätscher auf Stein wurde zu schweren Schritten auf Stein, dann leiser, wie auf Watte - wahrscheinlich weicher Teppich -, dann wieder Stein. Wir gingen Treppen hinauf und hinunter. Türen öffneten und schlossen sich, und immer noch sagte niemand ein Wort. Inzwischen mussten wir im Palast sein. Es roch sauber, längst nicht mehr so abgestanden wie in dem Geheimgang. Ich fragte mich, ob sie im Kreis herumliefen, um mich zu verwirren.
    Leises Klopfen, dann murmelnde Stimmen.
    »Herr, ich habe die Schifterin«, sagte Vyand und nahm mir die Kapuze ab.
    »Wurde auch Zeit«, meinte ein Mann mürrisch.
    Ich blinzelte im Licht eines schmucklosen, runden Raums mit ein paar Bänken und einem kleinen Schreibtisch. Ein Raum, durch den man ging oder in dem man wartete, aber kein Ort, wo man viel Zeit verbrachte. Es sei denn, man war Soldat. Ein halbes Dutzend Männer in Kettenrüstungen stand entlang den Wänden und beobachtete mich und alles, was sich bewegte, genau.
    Vyands selbstgefälliges Lächeln verschwand. »Sie war ausgesprochen schwierig zu fangen.«
    »Das hast du mir ständig erzählt«, sagte der Mann vor mir. Mitte fünfzig. Schütteres, schwarzes Haar, glatt zurückgekämmt. Graublaue Augen. Teure Kleidung. Ein ozeanblauer Pynviumreif mit einem Saphir saß auf seinem Kopf.
    Der Herzog.
    Wut loderte in mir. Das war der Mann, der uns so wehgetan hatte, so viele ermordet und so viel gestohlen hatte? Sein Körper war zu schmächtig, um eine Rüstung zu tragen, seine Schultern für ein Schwert nicht breit genug. Seine Wangen waren eingefallen, dunkle Augenringe vor Schlafmangel. Kein Wunder, dass er alles, was er hatte, stehlen musste. In einem fairen Kampf konnte er unmöglich siegen.
    Ich hob das Kinn. »Ihr seid ein mordender Dieb, der Leben ruiniert und Städte zerstört hat, und Ihr solltet Euch am eigenen Galgen aufhängen, während die Menschen jubeln.«
    Vyand warf mir einen belustigten Blick zu. Wahrscheinlich würde sie mich anfeuern, wenn ich diesmal versuchte zu fliehen.
    Der Herzog funkelte mich an, die Augen zu Schlitzen verengt. »Kein Zweifel, dass sie es ist?«, fragte er Vyand. Ich wurde zornig. Das war mein Feind und er wollte mich nicht einmal anerkennen.
    »Keiner, Herr. Wie Ihr selbst sehen könnt, ist sie ... unverkennbar ... sobald Ihr sie kennenlernt.«
    »Gut. Lass sie hier.« Er deutete auf eine Holzbank an der Wand. »Dein Lohn liegt dort.«
    »Danke, Herr.«
    Die Soldaten setzten mich auf eine Bank. »Wie kannst du für ihn arbeiten?«, fragte ich sie. »Er hat eine gesamte Stadt niedergebrannt, nur damit er den Thron stehlen konnte.«
    Sie ignorierten mich, aber die Röte stieg dem Herzog ins Gesicht. Gut.
    »Welcher Eurer Brüder sollte herrschen? Hat es eine Rolle gespielt oder habt Ihr Euch nur sicher gefühlt, wenn Ihr beide umbringt?«
    »Nehmt ihr die Seile ab!«, sagte er unwirsch. »Ich verschwende keine guten Männer, sie herumzutragen und mir ihren Unsinn anzuhören.«
    Vyand hob eine Braue. »Das ist nicht rats-«
    »Tut es!«
    »Sehr wohl, Herr.«
    Einer der Soldaten durchschnitt die Seile, die meine Füße und Arme gefesselt hatten. Nur die um die Handgelenke blieben. Vyand trat vor und zog den Stoff von meinen Händen, dabei schaute sie mich an und zwinkerte.
    »Entlassen«, sagte der Herzog.
    Vyand neigte den Kopf und verließ den Raum. Ich hätte schwören können, dass ich sie kichern hörte, als sie die Tür schloss.
    Der Herzog trat zu mir. Seine Augen leuchteten vor Aufregung.
    »So - du bist die Schifterin.«
    Offensichtlich wollte er keine Antwort. »Und Ihr seid etwas, das eine Sumpfratte ausgekotzt hat.«
    Er schlug mich. Ich grinste, obwohl meine Wange brannte.
    »Das hat nicht wehgetan.«
    »Aufmüpfig ist sie, richtig?«, sagte ein anderer sehr gut gekleideter Mann beim Fenster. Er war älter als der Herzog, aber nicht viel. Graues Haar, aber die gleichen Augen. Ein Familienmitglied? Er musterte mich so, wie ich Bauern Vieh hatte mustern sehen.
    »Zu aufmüpfig«, stimmte ihm der Herzog zu. Ich streckte ihm die Zunge heraus, und er ballte die Fäuste.
    »Schlagt mich doch noch mal. Ich fordere Euch heraus.« Stechen wäre noch besser. Mehr Schmerzen zu schiften. Ich wettete, ich konnte ihn erreichen, ehe die Wachen mich aufhielten.
    Der gut gekleidete Mann legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sie wirft Euch Köder hin.«
    »Das weiß

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