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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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kleinen Flakon zollfreies Parfüm überreicht hatte, der ihr zustand, ging er durch den Flur zu seinem Chef.
    „James! Na großartig, komm rein, alter Junge. Wie ist es gelaufen?“
    Sir Osborne Baske war nicht nur James’ Vorgesetzter, sondern auch sein alter, hochgeschätzter Freund. Deswegen erübrigten sich förmliche Artigkeiten oder höfliches Geplau der, und binnen einer halben Stunde hatte James ihn mehr oder weniger knapp informiert: welche Firma Interesse gezeigt, welche sich abwartend verhalten hatte. Das Beste hob er bis zuletzt auf – nämlich die zwei bedeutenden Abschlüsse, die er in der Tasche hatte: eine schwedische Firma, die vorfabrizierte zerlegbare Möbel herstellte, Qualitätsware, aber in der unteren Preisklasse, und ein etablierter dänischer Silber schmiedebetrieb, der vorsichtig in alle Märkte der EG expan dierte.
    Sir Osborne war mithin begeistert und konnte es nicht er warten, den übrigen Direktoren die guten Nachrichten mitzu teilen. „Dienstag haben wir Vorstandssitzung. Kannst du bis dahin einen vollständigen Bericht fertig haben? Wenn mög lich, bis Freitag. Allerspätestens Montag.“
    „Wenn morgen nicht viel los ist, könnte ich ihn Freitag morgen tippen lassen, und Freitag nachmittag haben ihn alle auf dem Tisch.“
    „Hervorragend. Dann können sie ihn sich übers Wo chenende zu Gemüte führen, wenn sie nicht Golf spielen. Und… “ Er hielt taktvoll inne, während James, den plötzlich ein quälendes Niesen überkam, nach seinem Taschentuch fummelte, geräuschvoll hineinnieste und sich die Nase putzte. „… Hast du dich erkältet, alter Knabe?“
    Es hörte sich ängstlich an, so, als ob James ihn schon ange steckt haben könnte. Er hielt nichts von Erkältungen, ebenso wenig wie er Körperfülle, gehaltvolle Geschäftsessen oder Herzanfälle schätzte.
    „Ich hab mir scheint’s ‘nen Schnupfen eingefangen“, gab James zu.
    „Hmm.“ Der Chef überlegte. „Ich will dir was sagen, bleib doch morgen zu Hause, ja? Du siehst ziemlich fertig aus, und du kannst den Bericht in Ruhe schreiben, ohne daß du dauernd unterbrochen wirst. So hast du auch mehr von Louisa, nach dem du so lange weg warst. Was meinst du?“
    James antwortete, es sei eine glänzende Idee, und er meinte es ernst.
    „Also abgemacht.“ Sir Osborne stand auf und beendete das Gespräch abrupt, bevor noch mehr Bazillen in die sterile Luft seines erlesen ausgestatteten Büros entlassen werden konnten. „Wenn du jetzt losfährst, kannst du vor der schlimmsten Stoßzeit zu Hause sein. Wir sehen uns Freitag morgen. Und ich an deiner Stelle würde mich vor dem Schnupfen vorsehen. Whisky mit Zitrone, heiß getrunken, als letztes am Abend. Was Besseres gibt es nicht.“
    Als James und Louisa vor vierzehn Jahren heirateten, hatten sie in London in einer Souterrainwohnung in South Kensing ton gewohnt, aber als Louisa mit dem ersten ihrer beiden Kin der schwanger wurde, hatten sie beschlossen, aufs Land zu zie hen. Mit ein wenig finanzieller Jonglierarbeit war ihnen das gelungen, und James hatte es keine Sekunde bereut. Die ein stündige Fahrt täglich zur Arbeit und zurück schien ihm ein ge ringer Preis für das Refugium des alten roten Ziegelhauses mit dem großen Garten und für die schlichte allabendliche Freude des Nachhausekommens. Das Pendeln, selbst auf den vollge stopften Straßen, schreckte ihn nicht ab. Im Gegenteil, die Stunde im Auto, die er mit sich allein war, war seine Zeit des Abschaltens, wenn er die Probleme des Tages hinter sich ließ.
    Wenn er im Winter bei Dunkelheit in seine Zufahrt einbog, sah er durch die Bäume das Licht über seiner Haustür brennen. Im Frühling war der Garten mit Narzissen übersät; im Som mer freute James sich auf den langen, trägen Abend. Duschen, ein Hemd mit offenem Kragen und Espadrilles anziehen, Drinks auf der Terrasse unter den rauchblauen Blüten der Gly zine, dazu das Gurren der Ringeltauben aus dem Buchenhain am Ende des Gartens.
    Die Kinder fuhren mit ihren Rädern über den Rasen und schwangen sich auf die Strickleiter, die von ihrem Baumhaus herunterhing, und am Wochenende war das Grundstück meistens von Freunden bevölkert, Nachbarn oder Flüchtlingen aus London, die ihre Familien und ihre Hunde mitbrachten; alles lümmelte sich mit der Sonntagszeitung in Sesseln oder er ging sich in freundschaftlichen Puttingwettkämpfen auf dem Rasen.
    Und der Mittelpunkt von alledem war Louisa. Louisa, die James immer wieder in Erstaunen setzte, denn als er

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