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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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nichts aus?“
    „Warum sollte es mir etwas ausmachen?“
    Mir wären tausend Gründe eingefallen, aber irgendwie schien mir das nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um sie auf zuzählen. „Na schön… Wenn du meinst. Und sag bitte Mama Bescheid.“
     
     
    Als ich endlich zu Hause eintraf und völlig erschöpft war, weil ich die vollen Einkaufstaschen von der Bushaltestelle heimgeschleppt hatte, war Godfreys Auto nirgends zu sehen. Ich überlegte, was wohl passiert sein mochte, und ging hinein.
    Mama und Barney tranken in der Küche gerade Tee. „Wo ist Lalla?“ fragte ich, während ich meine Taschen auf dem Fußboden abstellte. Dann zog ich mir einen Stuhl heran und ließ mich dankbar auf ihm nieder.
    „Sie sind noch nicht da“, sagte Mama. Sie hatte ihre Garten schürze um und Spuren von Erde auf dem Gesicht.
    „Noch nicht da?“ Ich schaute auf die Uhr. „Aber der Zug muß doch schon vor einer Stunde angekommen sein.“
    „ Vielleicht hat er Verspätung.“
    „ Dieser Zug hat nie Verspätung.“
    „ Vielleicht hat sie ihn verpaßt“, meinte Barney. „Dann hätte sie uns angerufen.“
    „Vielleicht hat Godfreys Auto auch seinen Geist aufgege ben.“ Barney fing an zu grinsen. „Vielleicht ist irgendeine Mo torenepidemie ausgebrochen, und im ganzen Land bleiben die Autos röchelnd stehen.“
    „Ach, sei doch nicht so albern!“
    „Vielleicht… “, begann Mama, doch weiter kam sie nicht, weil genau in diesem Moment das Telefon klingelte. „Das wer den sie sein“, sagte ich und ging an den Apparat. Aber es waren nicht die beiden, es war ein Gespräch aus London. Allan Sut ton.
    „Lalla?“
    „Nein, nicht Lalla, sondern Jane.“
    „Ich möchte mit Lalla sprechen.“
    „Sie ist nicht da. Sie ist noch nicht angekommen.“
    „Was ist denn passiert?“
    „Wir wissen es nicht.“
    „Ich muß mit ihr reden.“
    Seine Stimme klang so, als wäre er der Verzweiflung nahe. Behutsam fragte ich: „Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“
    „Nicht in Ordnung? Hat sie es euch nicht erzählt?“
    „Was?“
    „Sie hat unsere Verlobung gelöst. Ich bin vom Büro nach Hause gekommen und habe einen Brief von ihr und meinen Ring vorgefunden. Sie schreibt, daß sie heimkehrt. Sie will nicht heiraten …“
    Im Grunde meines Herzens tat er mir sehr leid. „Aber Allan… Hast du… Du mußt doch irgend etwas gemerkt haben.“
    „Nein. Absolut nichts. Es trifft mich wie ein Blitz aus heite rem Himmel. Ich weiß, sie war in letzter Zeit nicht ganz auf dem Damm, aber ich habe geglaubt, sie wäre nur ein bißchen ausgelaugt. Sie hat soviel gearbeitet und ist in der Gegend her umgereist. Ich muß unbedingt mit ihr reden. Sie wird schon einsehen, daß das lächerlich ist. Wir müssen das miteinander besprechen. Es ist einfach grotesk… “
    ‘Du meinst doch nur’, dachte ich im stillen, ‘für dich ist es unvorstellbar, daß Lalla jemals aufhören könnte, jemanden zu lieben, der so vollkommen ist wie du.’
    „Sie wird ihre Gründe dafür haben, Allan“, sagte ich so sanft wie möglich.
    „Sprich mit ihr, Jane. Versuch, sie zur Vernunft zu bringen.“
    „Ich… Ich sage ihr, daß sie dich anrufen soll.“
    „Sie muß nach London zurückkommen… “
    Endlich legte er auf. Ich hängte den Hörer wieder ein und blieb einen Moment stehen, um meine fünf Sinne zusammen zunehmen und mir meinen Reim auf diese neue und völlig überraschende Entwicklung zu machen. Ich merkte, wie ich mich in einem Gewirr aus widersprüchlichen Gefühlen verfing. Einerseits hatte ich tiefes Mitleid mit Allan, der sich wirklich verzweifelt angehört hatte, andererseits empfand ich widerstrebend Bewunderung für Lalla, die den Mut zu dieser niederschmetternden Entscheidung aufgebracht hatte, und zugleich machte sich eine wachsende Erregung in mir breit…
    Godfrey. Godfrey und Lalla. Wo steckten sie nur? Plötzlich wurde mir klar, daß ich Mama und Barney nicht gegenübertre ten konnte, bevor ich nicht herausgefunden hatte, was vor sich ging. Leise öffnete ich die Tür und schlich aus dem Haus, durch das Gartentor und lief den Feldweg entlang. Kaum war ich am Ende des Weges um die Ecke gebogen, da entdeckte ich Godfreys Auto. Es stand auf dem Rasen, direkt vor der Kirche. Ich spähte hinein und sah Lallas Gepäck auf dem Rücksitz, ein Bündel Zeitschriften, ihren Schal. Weit und breit keine Spur von den beiden, doch ich ahnte, wohin sie gegangen waren.
    Es war ein wunderbar milder Abend. Ich schlug den Pfad ein, der an der

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