Das Blumenorakel
zahlt.«
Friedrich räusperte sich. »Weswegen ich gekommen bin ⦠Hör zu, Flora, es ist schon lange her, dass wir einen schönen Abend miteinander verbracht haben. Deshalb möchte ich dich zu einem Konzert des Kurorchesters einladen. Am besten gleich nächsten Montag â hättest du da Zeit?« Unwillkürlich hielt er die Luft an, während Flora in ihrem Auftragsbuch blätterte.
»An diesem Abend habe ich tatsächlich frei«, sagte sie. »Aber ehrlich gesagt würde ich viel lieber zu einem Konzert von diesem Walzerkönig gehen. Alle schwärmen von seiner Tanzmusik, nur wir können nicht mitreden! Wer weiÃ, ob Schani nächstes Jahr noch mal nach Baden-Baden kommt.«
Friedrich verzog den Mund. Schani  â Flora benutzte Johann StrauÃâ Spitznamen, als ob er ein Busenfreund sei!
»Für Flora wäre es sicher hilfreich, wenn man sie auch einmal privat auf dem gesellschaftlichen Parkett unserer Stadt sehen würde. Ein StrauÃ-Konzert ist dafür gut geeignet«, warf nun auch Ernestine ein.
»Aber das kostet doch furchtbar viel Geld! Fürs Kurorchester hingegen würde ich Freikarten bekommen. Eigentlich hatte ich gedacht, dir mit meiner Idee eine Freude zu bereiten. Aber bitte, wenn du nicht willst â¦Â« Und dafür kam er zu spät zur Arbeit!
»Friedrich, sei bitte nicht eingeschnappt. Ich nehme deine Einladung gern an.« Die Arme um seinen Hals gelegt, schaute Flora ihn lächelnd an. »Da ist allerdings noch etwas â¦Â«
Unwillkürlich musste Friedrich schmunzeln. Sehr lange würde sie sich nicht mehr so an ihn schmiegen können, bald würde ihr Bauch dafür zu dick sein.
»Es geht um den Geburtstag der Kaiserin«, sagte Flora gedehnt. »Es heiÃt, sie würde wie jedes Jahr in Baden-Baden feiern, und bis zum 30 . September sind es noch gut fünf Wochen.«
»Lieferst du dafür etwa auch Blumen?« Allein der Gedanke lieà Friedrichs Herzschlag stocken.
»Eben nicht, das ist ja das Problem!« Flora stampfte mit ihrem Fuà auf den Boden. »Dabei wäre das mein allergröÃter Herzenswunsch. Ach Friedrich, könntest du in dieser Angelegenheit nicht mal ein gutes Wort für mich einlegen? Ich meine, du bist doch irgendwie ein wichtiger Mann in der Stadt, kennst viele Leute. Den Bürgermeister und â«
»Also, das könntest du wirklich für Flora tun«, mischte sich nun auch Ernestine ein.
»Aber gern doch!«, antwortete Friedrich mit ironischem Tonfall. »Wenn ich nachher bei der Kaiserin auf eine Tasse Tee vorbeischaue, rede ich mit ihr. Auf mich wird sie schon hören.« Er legte die Tafel Schokolade auf den Tresen und ging.
»Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Vor einem halben Jahr wärst du dankbar gewesen, wenn du der Frau des Apothekers einen Blumenstrauà hättest binden dürfen. Inzwischen muss es schon die Kaiserin sein! Allmählich glaube ich, du leidest an GröÃenwahn.«
Friedrich kickte so fest mit seiner Schuhspitze in den weiÃen Kies, dass die Steinchen in die Höhe spritzten.
Verflixt noch mal, das hätte er seiner lieben Frau sagen sollen. Und seiner Mutter gleich dazu!
Stattdessen hatte er stumm den Laden in Richtung Trinkhalle verlassen. Ihm hatte es gründlich die Sprache verschlagen.
40 . K APITEL
U nd dafür habe ich mich von Fürstin Irina so weit im Preis drücken lassen, ärgerte sich Flora, während sie Kaiserin Augusta durch die Tür verschwinden sah. Höchstens fünf Minuten war die Kaiserin auf Irina Komatschovas Geburtstagsfest gewesen. Floras aufwändige Nachbildung einer Picknickszene â Bäume, ein Moosboden, Dutzende Rosensträucher, die sie in den Saal des Hotel Stéphanie hatte bringen lassen â hatte sie in der Kürze gewiss nicht wahrgenommen. Damit war Floras Plan, die Kaiserin auf sich aufmerksam zu machen, wohl gründlich gescheitert.
Was bist du nur für eine eingebildete, dumme Kuh!, schimpfte sie mit sich, während sie Rosenschere und andere Utensilien in ihren Korb warf. Bildest dir ein, die Kaiserin sieht deine Blumen und will von da an nur noch dich als Blumenbinderin, ha!
Die Tanzfläche hatte sich inzwischen vollends gefüllt. Niemand würde bemerken, wenn sie jetzt verschwand, dachte Flora. Also nutzte sie den Augenblick und stürmte mit wehendem Rock aus dem Saal
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