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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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meine Blumen sehen und hurra schreien.« Flora spürte, wie ihr vor Scham die Röte ins Gesicht schoss. Sie seufzte. »Für die Kaiserliche Hoheit Blumen liefern zu dürfen – das wäre ein Traum gewesen. Aber Träume sind Schäume … Und heute Abend habe ich auch noch läuten hören, dass das Casino schließt. Ha, da kann ich gleich noch einen zweiten Traum begraben. Wie gern hätte ich auch einmal für die eleganten Spielsäle ein paar schöne Sträuße gebunden …« Kuckucksspucke, was plauderte sie da eigentlich alles aus? Sie kannte den Mann doch gar nicht. Außer dass er Fürstin Stropolskis Begleiter war und er sie vorhin gerettet hatte, wusste sie nichts von ihm. Außerdem – sie musste heim! Friedrich wartete bestimmt schon auf sie. Was sollte sie ihm sagen? Würde er böse sein, weil sie sich hatte berauben lassen? Das schöne Geld … Gott sei Dank hatte sie nur ein bisschen Kleingeld dabeigehabt.
    Konstantins harsches Auflachen riss sie aus ihren Grübeleien. »Sie haben wenigstens noch hehre Träume, die Sie begraben können! Hehre Träume … Ich frage mich wirklich, ob es so etwas in meinem Leben je gegeben hat.«
    Â»Aber … Sie wollen doch ein bekannter Maler werden, das ist doch ein wirklich großer Traum!« Als er weiterhin so traurig dreinschaute, langte Flora spontan über den Tisch und drückte kurz in einer aufmunternden Geste seine Hand.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie meinen … Ach, wahrscheinlich ist es nur der Herbstnebel, der mich so melancholisch werden lässt. Oder die Ernsthaftigkeit, mit der Sie Ihre Arbeitbetreiben. Wann immer ich Sie auf einem der Feste inmitten Ihrer Blumen sehe, frage ich mich, wie sich solche Begeisterung wohl anfühlen mag.«
    Flora runzelte die Stirn. Konstantin war ganz anders, als sie ihn sonst im Kreise der parfümierten, gepuderten Damen erlebte, die ihm mit ihren Fächern auf die Schulter klopften und laut über seine Scherze lachten. Lag das an ihr? Die Magie des Augenblicks, die sie gerade noch warm empfunden hatte, drohte wie eine Seifenblase zu zerplatzen.
    Â»Es ist doch seltsam, da laufen wir uns auf fast jedem Fest über den Weg und haben bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt«, sagte Konstantin. »Außer dass sie die Sprache der Blumen sprechen, weiß ich nichts über Sie.«
    Flora zuckte mit den Schultern. »Gewiss hatten Sie stets Besseres zu tun, als sich mit dem Blumenmädchen abzugeben …« Unwillkürlich hielt sie die Luft an.
    Was für ein verrückter Abend! Erst das »kaiserliche« Picknick und nun saß sie hier mit diesem attraktiven Mann und unterhielt sich bestens! Den Überfall hatte sie schon fast vergessen …
    Â»Vielleicht habe ich auch einfach nur meine Zeit vertan.« Gedankenverloren zeichnete Konstantin mit seinem Zeigefinger die Kontur von Floras Hand nach.
    Am kleinen Finger war der Nagel abgebrochen – ganz kampflos schien sie sich dem Unhold wohl doch nicht ergeben zu haben.
    Flora runzelte die Stirn. Wie schäbig der Nagel aussah! So schäbig wie ihre ganze Hand. Voller Schwielen und Hornhaut und –
    Vorsichtig zupfte Konstantin das Nagelstückchen ab. Die Geste war so intim, dass Flora ihre Hand erschrocken zurückzog.
    Was machte sie hier eigentlich? Warum war sie nicht längst auf der Wache, um den Überfall zu melden?
    Â»Ich … Es ist schon spät und –« Flora wollte aufstehen, doch ihre Füße waren wie am Boden festgeklebt.
    Â»Püppi – Fürstin Stropolski – bereitet mir Sorgen«, sagte Konstantin unvermittelt. »Sie fühlt sich erschöpft und ausgelaugt. Sie ist Nacht für Nacht wach, aber statt mit uns zu feiern, sitzt sie in ihrem Zimmer und starrt in die Dunkelheit, wo die Geister, die sie so sehr fürchtet, nur darauf lauern, dass sie einschläft.«
    Â»Wo Sie es sagen – die Fürstin war heute Abend tatsächlich nicht anwesend. Meine allererste Auftraggeberin … Bitte richten Sie ihr meine Grüße aus.«
    Konstantin nickte.
    Â»Bestimmt wird es der Fürstin besser gehen, wenn sie erst einmal wieder daheim ist. Das Reisen ist für eine Dame in ihrem Alter doch sicher … anstrengend.«
    Konstantin lachte auf. »Daheim – wo soll das sein? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wohin

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