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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Floras Lider flatterten, krampfhaft versuchte sie, zu sich zu kommen,durchzuatmen. Ihr Kind, sie musste an ihr Kind denken, es schützen …
    Ruckartig riss sie die Augen auf, schlug mit beiden Fäusten wild auf ihn ein.
    Â»Lassen Sie mich los! Sie … widerlicher Kerl!«
    Â»Kleines Blumenmädchen! Ich bins doch nur«, ertönte eine vage bekannte Stimme.
    Â»Sie …?« Als Flora sah, wer sie im Arm hielt, wurde sie vor lauter Schreck fast ein zweites Mal ohnmächtig.
    Â»Ja, ich. Alles ist gut …« Konstantin wiegte sie in seinen Armen wie ein Kind, strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Der Mann ist weg, ich habe ihn in die Flucht geschlagen. Flora, so heißen Sie doch, ist alles in Ordnung?«
    Flora wollte nicken, sich für die Freundlichkeit des Mannes bedanken, stattdessen heulte sie los.
    Â»Wenn Sie nicht … gewesen wären, dann … dann … Bestimmt hätte der Mann mich …« Ihre Worte wurden von Schluchzern verschluckt.
    Â»So beruhigen Sie sich doch bitte wieder! Ich passe auf Sie auf …« Er tätschelte ihre Hand und murmelte beruhigende Worte, die sie nicht verstand.
    Flora schniefte und heulte. Erst dieser schreckliche Mann und nun Konstantin Sokerov … Sie jaulte erneut auf, bald bekam sie keine Luft mehr, noch immer gelang es ihr nicht, sich wieder zu fassen.
    Die Ohrfeige auf ihre rechte Wange kam völlig unvermittelt. Und die zweite auf ihre linke Wange ebenso.
    Schlagartig verstummte Flora, sie rappelte sich auf und starrte Konstantin mit weit aufgerissenen Augen an.
    Â»Entschuldigung, aber irgendwie musste ich Sie wieder zu Sinnen bringen.« Ein schiefes Grinsen begleitete seine Worte.
    Urplötzlich wurde Flora bewusst, wie furchtbar sie aussehen musste. Der Rotz, der ihr übers Gesicht lief und sich mit den Tränen vermischte. Ihr wirres Haar, der verhedderte Rock, das blutende Knie …
    Â»Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben«, murmelte sie, wollte aufstehen, sich den Schmutz vom Rock wischen und – Wo war ihr Korb? Ihr Geld?
    Taumelnd vor Schwindel sank sie erneut zu Boden. »Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist …«
    Â»Es ist der Schreck, er sitzt Ihnen noch in den Knochen. Lassen Sie mich mal …« Bevor sie wusste, wie ihr geschah, zückte Konstantin ein Taschentuch. Mit leichten Berührungen wischte er den Rotz weg, tupfte ihre Augen trocken, wischte Spuckefäden aus ihren Mundwinkeln. Dann begann er mit seinen Fingern ihr Haar zu kämmen, blieb jedoch in den nebelkrausen Locken immer wieder hängen. Er lachte.
    Â»Sie sind eben eine wilde Schönheit! Soll ich Sie zur Polizei bringen, damit Sie den Überfall melden können? Oder wollen Sie gleich nach Hause? Oder … könnten Sie wie ich auf den Schreck einen Wodka vertragen?«
    Â»Darf es … auch ein … kleiner Schnaps sein?«, piepste Flora.

    Kurze Zeit später saßen sie in einer Weinstube am hintersten Tisch. Der Kellner hatte zwar angesichts Floras noch immer leicht aufgelöstem Aussehen kurz gestutzt, ihnen dann aber die gewünschten Getränke gebracht.
    Â»Am meisten ärgere ich mich über mich selbst! Friedrich hat mich gewarnt, dass ein Stadtstreicher unterwegs ist, da hätte ich doch auf der Hut sein müssen«, sagte Flora, nachdem sie ihren Schnaps in einem Zug geleert hatte. Er rann heiß und wohltuend ihre Kehle hinab. »Stattdessen lasse ich mich von dem Mann in den Schmutz ziehen …«
    Â»Und das im wortwörtlichen Sinne«, sagte Konstantin und wies auf Floras verdreckten Rock.
    Unwillkürlich musste sie lachen. »Vielen Dank, dass Sie mich an mein adrettes Aussehen erinnern!«
    Â»Alles halb so schlimm – dieses blasse Flieder steht Ihnen übrigens gut«, sagte er und schnipste ein paar Mooskrümel vom Ärmel ihres Kleides.
    Verlegen nahm Flora einen Schluck Wasser. »Es ist die Farbe meiner Lieblingsblume, des Wiesenschaumkrauts. Dort, wo ich herkomme, nennen wir sie Kuckucksblume, in der Blumensprache steht sie für Charme und Esprit.« Sie zuckte mit den Schultern. »Nun ja, ich dachte, beides könnte am heutigen Abend nicht schaden …« Auf Konstantins Aufforderung hin begann sie von Irinas Fest zu erzählen. Und ehe sie sichs versah, auch von ihren enttäuschten Erwartungen.
    Â»Ich habe wirklich geglaubt, die Kaiserin würde

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