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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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vielleicht bleibe ich gar nicht für ewig Verwalter der Trinkhalle, sondern spiele irgendwann eine wichtigere Rolle im Kurleben? Als Bäderdirektor oder so etwas Ähnliches?« Friedrich lachte verlegen auf. »Früher hätte ich es nie gewagt, mir solche ehrgeizigen Ziele zu setzen, aber inzwischen weiß ich, dass man vieles erreichen kann, wenn man nur will. Dank dir.«
    Flora hob ihren Kopf ein wenig. »Soll das ein Kompliment sein?« Zärtlich strich sie ihm über den Arm.
    Der Franzbranntwein kitzelte in Friedrichs Nase, er musste niesen. »Nun ja, wenn ich mir anschaue, was du aus dem Laden gemacht hast …«
    Â»Aber mir hat auch niemand ernsthaft reingeredet, immerhin gehört uns der Laden. Du hingegen bist nur angestellt. Ich frage mich, was du da bewirken willst …«
    Â»Ganz einfach, ich will so vielen Menschen wie nur möglich klarmachen, wie wichtig, wie wertvoll eine Trinkkur ist. Deshalb renne ich doch die ganze Zeit in die Bibliothek! Deshalb lese ich doch alles, was mir zum Thema Thermalwasser in die Finger kommt. Wenn ich irgendwann einmal in der Trinkhalle ernsthafte Vorträge über Heilwasser anbieten kann, wäre das doch eine feine Sache, oder?«
    Â»Ob das jemand hören will?«, murmelte Flora, ließ sich in die Kissen sinken und drehte sich zur Seite.
    Â»Also, Lady O’Donegal ist schon jetzt begeistert, sie stellt mir täglich neue Fragen zu unseren Wässern.« Da Flora nicht antwortete, hob Friedrich den Blick von ihren Beinen und sah ihr forschend ins Gesicht. Seine Frau schlief.
    Zu gern hätte er einmal Floras Meinung zu einem seiner Vorträge gehört. Klang er nicht beinahe schon wie ein Arzt oder Chemiker, wenn er vom lithium- und arsenikhaltigen Quellwasser sprach? Friedrich seufzte leise auf.
    Wie lange war es eigentlich her, dass sie einen schönen Abendmiteinander verbracht hatten?, fragte er sich, während er sich vorsichtig neben Flora legte. Ein Spaziergang auf der Allee, einem Konzert im Kurpark lauschen, miteinander reden, dem anderen zuhören … Irgendwie fand sich für solche Dinge keine Zeit mehr. Stattdessen waren sie abends so müde, dass sie nur noch erschöpft ins Bett fielen. So wie jetzt.

    Â»Kunstblumen kommen mir nicht ins Haus. Wenn Sie für Ihr Geburtstagspicknick wirklich Kunstblumen möchten, müssen Sie sich jemand anderen für die Dekoration suchen.« Mit in die Hüften gestemmten Händen und strengem Blick stand Flora Fürstin Irina Komatschova gegenüber.
    Friedrich, die Türklinke noch in der Hand, seufzte. So früh schon Kundschaft! Eigentlich hatte er kurz mit Flora über etwas sprechen wollen, was ihm gestern Abend noch eingefallen war.
    Â»Und wenn mein Geburtstag ins Wasser fällt? Anfang September kann das schöne Wetter schnell umschlagen. In diesem Fall müsste das Picknick im Saal des Hotels Stéphanie stattfinden. Vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, wie heruntergekommen dieser Raum ist. Kunstblumen wären sicher geeignet, die Blicke meiner Gäste ein wenig davon abzulenken. Sogar die hochverehrte Kaiserin gedenkt mich mit ihrer Anwesenheit zu beglücken – soll sie etwa auf bröckelnden Putz schauen?« Die russische Fürstin runzelte die Stirn.
    Â»Kunstblumen!« Flora spuckte das Wort angewidert aus. »Dafür hätte Kaiserin Augusta gewiss auch keinen Sinn.«
    Ernestine, die hinter der Theke saß und aus einem weißen Band Schleifen knüpfte, nickte heftig.
    Friedrich schaute von einer Frau zur anderen. Warum griff Flora die Kundin wegen solch einer Lappalie an? Wenn sie unbedingt Kunstblumen wollte, warum bekam sie dann nicht welche?
    Einen Moment lang war er versucht, das Stärkungsmittel, das er in der Apotheke für Flora gekauft hatte – es handelte sich um Schokolade –, auf den Tresen zu legen und zu gehen. Dochdann überwog die Vorfreude auf Floras Gesicht, das sie machen würde, wenn sie von seinem nächtlichen Geistesblitz hörte, und er wartete geduldig weiter.

    Â»Kannst du es dir wirklich erlauben, deine Kunden derart herumzukommandieren?«, fragte er, als die Fürstin endlich gegangen war.
    Â»Ach, wenn ich diesen Auftrag nicht bekäme, wäre das wirklich nicht schlimm«, antwortete Flora lachend. »Fürstin Irina Komatschova ist ein alter Geizkragen und außerdem bekannt dafür, dass sie Rechnungen erst sehr spät

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