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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hilfst, ein paar schöne Ideen für das italienische Fest zu entwickeln, meckerst du nur an mir herum.« Sie stieß einen Schluchzer aus, erhob sich abrupt und lief aus dem Zimmer.

    Â»Was sollte das denn bedeuten?« Hilflos schaute Friedrich seiner Frau nach.
    Ernestine schob ihren Teller von sich. »Deiner Frau wird eben alles zu viel. Im Winter die Angst vor der Zukunft, nun die viele Arbeit und die Sorge, den hohen Anforderungen nicht gerecht zu werden. Da ist es doch kein Wunder, wenn sie gereizt reagiert! Sehr hilfreich warst du vorhin wirklich nicht.«
    Friedrich ließ seine Gabel sinken und seufzte. »Ach Mutter, natürlich hast du recht. Flora ist völlig überfordert und deswegen tut sie mir auch leid. Ich weiß ja selbst, wie es sich anfühlt, für tausend Sachen auf einmal verantwortlich zu sein. Wenn alle gleichzeitig etwas von dir wollen und du schon frühmorgens weißt, dass der Tag wieder nicht genügend Stunden haben wird … Aber wie soll ausgerechnet ich ihr bei diesem italienischen Fest helfen?«

    Sonnenblumen? Ob die wohl etwas für ein italienisches Fest waren? Oder doch besser Rosen und –
    Flora war schon halb im Laden, als Sabine sie von hinten am Ärmel packte.
    Â»Der Fisch war alles andere als trocken! Und wehe, du fauchst mich noch einmal so an, dann bin ich weg! Eine Stellung wie diese finde ich überall.«
    Flora runzelte die Stirn. »Es war nicht so gemeint, tut mir leid, wirklich. Aber lass mich jetzt in Ruhe, ich habe zu tun.«
    Die Magd verstellte ihr weiterhin den Weg. »Deine Gereiztheit, dein fehlender Appetit – das alles kommt mir nur allzu bekannt vor. Oft genug hab ich das bei der Mutter miterleben müssen. Wie lange willst du uns eigentlich noch für dumm verkaufen?«
    Â»Was? Wovon sprichst du?« Flora schüttelte verwirrt den Kopf.
    Sabine lachte auf. »Jetzt guck doch nicht so unschuldig. Dass du guter Hoffnung bist, weiß ich schon seit Wochen, und ein bisschen was sieht man ja auch schon!«
    Â»Was sieht man …?« Flora schaute an ihrem Bauch hinab, der sich seit Tagen recht aufgebläht anfühlte. Ihr Unwohlsein hatte sie auf die Hitze geschoben. Und darauf, dass sie vor lauter Arbeit manchmal das Trinken vergaß.
    Â»Du bist schwanger, was denn sonst?«, erwiderte Sabine und verdrehte theatralisch die Augen.
    Wie ein Blasebalg, aus dem die Luft entwichen war, sackte Flora in sich zusammen. Die morgendliche Übelkeit, keine Blutung seit mindestens zwei Monaten – wie hatte sie diese Anzeichen übersehen können?
    Â»Kuckucksspucke, das kann doch nicht wahr sein!« Aufschluchzend warf sie sich an Sabines Schulter.
    Â»Jetzt beruhige dich wieder«, murmelte die Magd und strich Flora wie einem Kind über den Kopf. »Weißt du, irgendwie ist das seltsam. Du willst immer so schlau sein, und wenns drauf ankommt, hast du nicht den blassesten Schimmer.«

    Natürlich war die Freude bei Friedrich und seiner Mutter groß, als Flora stockend von Sabines Vermutung berichtete. Sie trage vielleicht ein Kind unter dem Herzen. Ja, es könne sein …
    Friedrich küsste Flora und entschuldigte sich tausendmal für sein Verhalten beim Mittagessen. Dann holte er eilends Briefpapier, damit sie Floras Familie die frohe Nachricht sogleich mitteilen konnten.
    Â»Ein Enkelkind … Wenn das Kuno hätte miterleben dürfen!«, rief Ernestine und tupfte sich ein paar Tränen von den Augen.
    Â»Ein Kind …«, sagte auch Flora.
    Ausgerechnet jetzt, wo ihr nur noch zwei Wochen bis zum italienischen Fest der Gagarins blieben.

    In dieser Nacht tat Flora kein Auge zu. Natürlich freute sie sich. Aber hätte das mit dem Kind nicht noch ein bisschen Zeit gehabt? Im Geist rechnete sie aus, dass es irgendwann im Januar oder Februar zur Welt kommen würde. Vielleicht konnte Sabine ihr dazu Genaueres sagen. Sie schien sich mit solchen Dingen ja bestens auszukennen.
    Die Saison würde sie also noch durcharbeiten können. Doch was würde aus dem Samenhandel werden?
    Grübelnd warf sie sich im Bett hin und her, sodass auch Friedrich kein Auge zutun konnte. Er wollte sie in den Arm nehmen, meinte, in ihrem Zustand sei Schlaf die wichtigste Medizin, doch Flora entwand sich seiner Umarmung. Schließlich stand sie auf, um alte Ausgaben der Gartenlaube durchzublättern, in der Hoffnung, darin Berichte über Italien zu

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