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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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finden. Doch vergeblich.

    Am nächsten Mittag – Flora gabelte lustlos ein paar Spätzle mit Soße auf – schob Friedrich ihr ein Buch über den Tisch.
    Â»Goethes Reisebeschreibungen, die habe ich für dich aus dem Lesekabinett besorgt.«
    Flora runzelte nur die Stirn. »Und was soll ich damit?«
    Friedrich schlug das Buch an einer markierten Stelle auf und begann mit getragener Stimme zu rezitieren:
    Â»Kennst Du das Land, wo die Citronen blühn / im dunklen Laub die Goldorangen glühn / ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht / Kennst du es wohl?«
    Â»Das ist sehr schön … Aber warte mal: Goldorangen und Zitronen? Myrte und Lorbeer? Das ist es!« Floras Juchzen kam so plötzlich, dass sowohl Friedrich als auch Ernestine erschrocken zusammenzuckten. Bevor Friedrich wusste, wie ihm geschah, umarmte Flora ihn stürmisch.
    Â»Jetzt weiß ich endlich, welche Stimmung meine Blumendekoration vermitteln soll! Ach Friedrich, wenn ich dich nicht hätte …«

    Das italienische Sommerfest im Park der Gagarins wurde zu Floras größtem Erfolg. Für den Rest der Saison schwärmten die Gäste von den Zitronenbäumen, den silbernen Platten, auf denen Orangen und weiße Blüten zu herrlichsten Stillleben arrangiert worden waren, von den handgeschriebenen Goethegedichten, die jeder Gast überreicht bekam, und den Seerosen, die in riesigen Glasschalen in mit blauer Tinte eingefärbtem Wasser schwammen.
    Flora durfte sich fühlen wie eine gefeierte Künstlerin. Ein Fest ohne ihre kunstvollen, liebevollen Dekorationen war fortan nicht mehr denkbar.

39 . K APITEL
    J etzt, da Flora guter Hoffnung war, war es umso wichtiger, sie im Laden zu entlasten. Das stand für Ernestine fest. Und nach ein paar schlaflosen Nächten hatte sie tatsächlich eine Lösung parat: Sabine musste einspringen. Die Magd würde zwar weiterhin auch für die Hausarbeit zuständig sein, für die Einkäufe und das Kochen sollte jedoch täglich eine junge Witwe aus der Nachbarschaft ins Haus kommen, damit Sabine in dieser Zeit Flora im Laden zur Hand gehen konnte.
    Sabine wurde nicht nach ihrer Meinung gefragt. Ihr wäre es zehnmal lieber gewesen, man hätte jemanden für die lästige Hausarbeit eingestellt und sie in ihrer geliebten Küche gelassen!
    Flora war mit dem neuen Arrangement zufrieden. Mit Sabines Hilfe würde sie die Saison schon meistern.
    Für Friedrichs Geschmack hingegen verbrachte Flora noch immer viel zu viele Stunden im Laden.

    Â»Bei dieser drückenden Augusthitze solltest du im schattigen Garten sitzen und die Beine hochlegen«, sagte er eines Abends beim Zubettgehen. »Du lieber Himmel, schau dich doch mal an!« Er wies auf Floras Beine, die wieder einmal so geschwollen waren, dass sie vor Schmerzen aufschrie, als Friedrich sie berührte.
    Â»Ein bisschen Wasser in den Beinen, das ist halb so schlimm«, sagte sie dennoch. »Meine Mutter schreibt, das verginge wieder. Ich kann doch nicht einfach im Garten sitzen! Was, wenn in dieser Zeit wichtige Kundschaft kommt?«
    Â»Soll ich?« Fragend hielt Friedrich die Flasche mit Franzbranntwein hoch, dann hievte er Floras Beine auf seinen Schoß, um sie einzureiben.
    Â»Es würde mich nicht wundern, wenn du das Kind hinter der Theke zur Welt bringst!«
    Flora lachte nur. »Dann wäre ich meiner Mutter wirklich ähnlich. Die hat mich schließlich bei der Feldarbeit zur Welt gebracht. Ach Friedrich, ich weiß ja, dass du es gut meinst, aber mir macht die Arbeit so viel Spaß! Das tut gut«, fügte sie mit einem wohligen Seufzer hinzu.
    Friedrich lächelte. Im Grunde war er ja froh, dass seine Frau alles so klaglos bewältigte. Für große Hilfestellungen hätte er gar keine Zeit gehabt, da er selbst am Abend auch nur selten vor neun Uhr nach Hause kam.
    Â»Was für ein verrückter Sommer! So viele Stunden wie in diesem Jahr habe ich noch nie in der Trinkhalle verbracht.«
    Â»Ich hoffe, dass sich dein Arbeitseifer irgendwann auszahlt«, sagte Flora schläfrig.
    Das hoffte Friedrich auch. Sollte die neu gegründete Kur- und Bäderverwaltung irgendwann die Verantwortung für die Trinkhalle übernehmen, wollte er sich als eifriger und fachkundiger Mitarbeiter präsentieren, über den man sich nicht so einfach würde hinwegsetzen können.
    Â»Wer weiß,

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