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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wurde Ernestine auf das Kaffeekränzchen angesprochen. Gretel hatte sogar gefragt, ob sie ihre Schwester, die derzeit in Baden-Baden zu Besuch war, mitbringen dürfe. Und Luises frisch vermählte Tochter wollte ebenfalls kommen.
    Fremde Leute. Zwei Gäste mehr als ursprünglich geplant!
    Jetzt musste sie die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt hatte. Ernestine warf einen letzten Blick in ihren Spiegel. War der Sonnenhut mit dem blauen Rand zu übertrieben? Schließlich flanierten sie nicht die Lichtenthaler Allee entlang, sondern gingen höchstens durch den Garten.
    Oder durchs Haus, weshalb Ernestine gleich noch einen Kontrollgang machen wollte – es tat nicht not, dass ihre Gäste Wollmäuse unter den Schränken entdeckten.
    Das Gartenhaus hatte sie schon kontrolliert. Sabine hatte alles ordentlich eingedeckt, Krüge mit Limonade standen bereit, Kaffee und Kuchen würde sie aus der Küche bringen, wenn die Damen Platz genommen hatten. So hatte Ernestine es geplant.
    Prüfend fuhr sie nun mit dem Zeigefinger über die Oberfläche der Anrichte. Sauber.
    Ihr Blick fiel auf das kleine Blumengesteck, das in der Mitte der Anrichte auf einem Spitzendeckchen platziert war. Blaue Kornblumen und hellrosa Blüten, deren Namen sie nicht kannte, dazu weißes Schleierkraut.
    Na, das war doch wieder mal Floras Werk! Ob Kuno wohl mitbekam, wie oft das Mädchen Blumen für die Wohnung abknapste? Fehlten die nicht beim Verkaufen?
    Ernestines Nasenflügel blähten sich. Wie gut es hier roch! Und wie schön die Anrichte mit den Blumen aussah.
    Die Hausherrin entspannte sich ein wenig.
    Zur Sicherheit ging sie auch noch ins Esszimmer. Das Fenster: sauber. Der Boden: gewischt und auf Hochglanz gebohnert. Auf dem Esszimmertisch eine frische weiße Decke, darauf ebenfalls ein dicker Blumenstrauß.
    Aber – was war denn das für eine Vase? Die kannte sie ja gar nicht …
    Stirnrunzelnd schob Ernestine die Blumen ein wenig zur Seite. Im nächsten Moment lachte sie leise auf.
    Flora hatte die Blumen tatsächlich in eine Suppenschüssel gestellt – hatte man so etwas schon gesehen?
    Es war die, deren Rand oben ausgeschlagen war – wahrscheinlich eine Unachtsamkeit von Sabine. Ernestine war ziemlich ungehalten gewesen, als sie die Beschädigung ein paar Tage zuvor festgestellt hatte – immerhin handelte es sich um ein altes Erbstück ihrer Mutter.
    Ein Lächeln huschte über Ernestines Gesicht. So üppig, wie die Blumen über den Rand des Gefäßes quollen, sah man die Beschädigung gar nicht mehr.
    Gedankenverloren strich sie die Tischdecke glatt, deren Falten vom exakten Zusammenlegen noch sichtbar waren. Irgendwie wirkte das Zimmer heute heller und freundlicher als sonst. Lag es an der Tischdecke? War es der Blumenstrauß? Oder war es der Duft der Verbenen und Malven, der durch das halb geöffnete Fenster ins Haus wehte?
    Vielleicht war es auch einfach das schöne Wetter.
    Ernestine seufzte tief auf. In Wahrheit freute sie sich ein bisschen auf ihre Kaffeerunde. Sabines Nusskranz würde sicher allen schmecken, und die kleinen Törtchen, die sie gebacken hatte, waren zumindest ein Augenschmaus.
    Als die Türglocke ertönte, schlug Ernestines Herz zwar erneut einen Takt schneller, aber diesmal weniger aus Angst und Unruhe, sondern vielmehr aus Vorfreude.

    Â»Hörst du das Gegacker?« Kuno wies mit dem Kinn in Richtung Garten. »Es ist doch immer dasselbe – kaum sind mehr als zwei Damen zusammen, ergibt das ein Geschnatter, wie man sonst keines kennt.« Kopfschüttelnd legte er die Gartenlaube weg, die Wochenzeitung, die der Postbote zuvor gebracht hatte. Nachdem er den Fortsetzungsroman gelesen hatte, dem er allwöchentlich entgegenfieberte, konnten nun die anderen Familienmitglieder das Blatt haben.
    Â»Scheinbar gefällt es den Damen gut. Ihre Gattin –« Flora brach ab, da die Ladenglocke ging. Es war Gretel Grün, die Frau des Apothekers.
    Â»Kuno, stell dir vor, meine Schwester hat euren Garten einen ›Quell der Erholung‹ genannt! Sie hat sich gewundert, wie stilvoll es bei uns in der Stadt zugeht. Als Stuttgarterin denkt sie natürlich, guter Geschmack wäre allein bei ihnen zu Hause!« Die Apothekergattin schürzte so missbilligend die Lippen, dass sich darüber tausend kleine Fältchen bildeten.
    Â»Freut mich, wenn es allen

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