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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Wünsche die Damen und Herren Kurgäste haben. Ich meine – Blumen sind Blumen, so viele Unterschiede kann es da doch gar nicht geben.«
    Â»Nun ja … mit einfachen Wiesenblumen kann man die reichen Herrschaften gewiss nicht beeindrucken. Wahrscheinlich wollen die nur ungewöhnliche Sorten«, entgegnete Flora. »Davon abgesehen – Ihr Herr Vater wäre sicher entsetzt, wenn er uns so reden hörte, schließlich ist es immer noch sein Laden.«
    Nach wie vor hielt Friedrich ihre Hand in der seinen. Ziemte sich das?, fragte sich Flora. Hastig zog sie die Finger zurück und griff nach ihrem Weinglas.
    Friedrich seufzte auf. »Mir ist doch auch daran gelegen, dass Vater und Mutter ein besseres Auskommen haben als bisher. Vor allem Mutter würde es sehr genießen, wenn sie nicht mehr jeden Kreuzer zweimal umdrehen müsste. Sie beklagt sich zwar nicht, aber …« Er winkte ab. »Einen Versuch ist die Sache allemal wert, meinen Sie nicht?«
    Flora spürte ein leises Kribbeln in der Bauchgegend. Konnte es wirklich gelingen, neue Kunden für den Laden zu gewinnen? In der kurzen Zeit, die ihr blieb? Andererseits – zu verlieren hatten sie schließlich nichts.
    Und Friedrich würde ihr dabei helfen … Das Kribbeln in Floras Bauch wurde noch ein bisschen heftiger.
    Sie stellte ihr Weinglas wieder ab und streckte Friedrich die Hand entgegen. »Also gut, einen Versuch ist es wert!«

19 . K APITEL
    S osehr Friedrich die Zeit mit Flora genoss, so sorgengeplagt war er in diesem Sommer 1871 . Auch wenn die Straßen und Cafés der Stadt noch immer sehr belebt waren, musste man doch feststellen, dass seit dem Krieg ein Teil der Kurgäste ausblieb, und das bedeutete weniger Einnahmen. Mochte den Gästen auch noch nicht auffallen, dass schon jetzt gespart wurde – Friedrich, dem die Stadt vertraut war, sah die Anzeichen sehr wohl: Hier war es eine morsche Parkbank, die nicht ausgetauscht wurde, da ein Stück Weg, auf dem der Kiesunschön verfärbt war und blieb, dort abseits gelegene Blumenrabatten, die gar nicht erst bepflanzt worden waren. Der Spielbankpächter hatte Friedrich für die laufende Saison ebenfalls die Mittel zur Instandhaltung der Trinkhalle gekürzt. Noch kam er zurecht, aber was würde sein, wenn man die Trinkhalle eines Tages als unrentabel betrachtete und einfach schloss?
    Friedrichs Angst wurde noch größer, als das Gerücht umging, die neue Regierung in Berlin würde in absehbarer Zukunft im deutschen Kaiserreich sämtliche Spielcasinos schließen. Im Stillen betrachtete er zwar jeden, der an den Spieltischen sein Geld verplemperte, mit Skepsis – aber was wäre Baden-Baden ohne das Casino? Ein unbedeutendes Schwarzwalddorf, behaupteten die einen. Eine Stadt auf dem Weg zu einer richtigen Kurstadt, meinten dagegen andere. Auch mit kranken Menschen – oder besser gesagt, mit deren Hoffnung auf Gesundung – wäre schließlich Geld zu verdienen.
    Friedrich hatte sich seine Meinung noch nicht gebildet. Wenn es keinen Spielbankpächter mehr gab, der für die Trinkhalle aufkam – was würde dann aus ihm werden? Würde er tatsächlich auf die Gehaltsliste der Stadt gesetzt, wo die städtischen Mittel doch so knapp waren und man sich außerdem fragte, aus welchen Töpfen zukünftig der seit dem Jahre 1850 existierende Badefonds gespeist werden würde? Kurkonzerte, die städtischen Parkanlagen, die Trinkhalle – all die Pracht war nicht umsonst zu haben!
    Â»Alles trägt den Stempel des Endes, der Auflösung, des Verlassens und Niewiederkommens.« Das hatte angeblich Iwan Turgenjew während eines Theaterbesuchs geäußert. Friedrich fand diese Bemerkung unangemessen und hatte das auch gesagt, als der städtische Bauamtsmeister ihm davon erzählte. Und für seine Meinung gleich einen Rüffel kassiert. Ob Friedrich nicht wisse, wie viel Wichtigkeit man Turgenjews Meinung in den feinen Kreisen der Kurgäste beimaß?
    Friedrich hatte nur genickt. Ihm war schon klar, dass es den Stadtverwaltern nicht gefiel, wenn ein bekannter Mann derartige Dinge verlauten ließ – und wenn sich diese Äußerungen wie Blätter im Herbstwind verbreiteten. Aber sollte man dem Gast den Mund verbieten?
    Als bekannt wurde, dass der russische Dichter sich entschlossen hatte, nach Paris zu ziehen, wusste man innerhalb der

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