Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)
fleischige Rot überwunden und schimmerte braun. Selbst die Fingernägel besaßen wieder eine ordentliche Länge. Noch zwei Tage, dann wäre alles vergessen.
Ihr Blick schnellte in die Ferne, als sie Brix stöhnen hörte. Wenn er so weiter machte, würde er noch draufgehen! Was war bloß mit dem los? Wie hatte er mit dieser Technik bis heute überleben können?
Als Elias, Sohn von Ishtar und Ellas ganz persönlicher Ahn, sie in ihrem letzten Traum darum gebeten hatte, in dieser Nacht ein Auge auf Brix zu werfen, hätte sie nie erwartet, entscheiden zu müssen, ob sie ihm zur Hilfe eilte, bevor er sich umbringen ließ. Elias hatte momentan so viel um die Ohren, dass er kein Auge auf all seine Schützlinge haben konnte. Da die Mädels unter den Akkadiern stärker waren, hatte Ella diesem Lockenkopf von Halbgott selbstverständlich zugestimmt. Und während Brix vor dem Grabstein stand, war ihr klargeworden, warum gerade heute etwas schiefgehen konnte. Akkadier waren zwar Krieger, doch vor Gefühlen und Trauer genauso wenig sicher wie Menschen.
Wobei das Beschatten eines Unsterblichen nicht einfach war. Wenn sich zwei Akkadier zu nahe kamen, konnten sie einander spüren. Das Seelenband von Mensch und Bestie, das jeder in sich trug, vibrierte unüberhörbar wie ein Presslufthammer, wenn man dicht aneinander vorbeiging. Hier auf dem Dach hatte Ella noch gerade genug Abstand, damit Brix sie nicht wahrnahm. Aber wenn er sich beim Kämpfen weiter so anstellte, würde das bald keine Rolle mehr spielen.
Er wich einem Schwerthieb aus, ließ sich auf den Rücken fallen und kämpfte im Liegen weiter, rollte sich zur Seite, als die Spitze eines Schwertes auf seinen Kopf zuraste. Der Mantel behinderte ihn. Das konnte Ella von hier aus sehen.
Brix bekam einen Wurfstern in den Rücken, und am anderen Ende des Friedhofs tauchten tatsächlich noch mehr Taryk auf. „Das darf doch nicht wahr sein“, flüsterte sie genervt. Warum hielten sich derart viele Seelenreißer in der Innenstadt auf? Normalerweise beschränkten sie sich auf die Randgebiete und die Wüsten um Perth herum.
Die Akkadia stand auf, nahm noch einen Schluck von dem Milchshake und klopfte den Staub von ihrer Leinenhose. Sie zog die zwei Sai-Gabeln aus dem beigefarbenen Hüftgurt und ließ die Klingen übereinandergleiten. Normalerweise besaß der Hauptschaft dieser Dreizack ähnlichen Waffe keinen Schliff. Aber Ella besaß eine Sonderanfertigung, bei der jeweils eine Seite geschärft war, ohne dass die Gabel an Stabilität verlor.
Sie nahm Anlauf und sprang vom Dach des Gebäudes, kam lautlos unten auf und preschte mit flinken Schritten über die Straße, sprang über den Zaun und steuerte auf die Gruppe zu, die sich gerade zu den anderen gesellen wollte. Noch ehe die Taryk Ella wahrnahmen, hatte sie den ersten mit einer schnellen Bewegung von hinten geköpft. Die anderen wirbelten herum. Sie schlug ein geworfenes Messer mit dem Sai zur Seite und hielt das herannahende Schwert mit dem zweiten auf, verkeilte es darin und brach die gegnerische Klinge mit einem gekonnten Schlag ab. Noch während der Seelenreißer verdutzt auf den Rest seiner Waffe starrte, holte sie erneut aus und trennte seinen Kopf mit einem knackenden Geräusch vom Rumpf. Die Akkadia wirbelte herum und duckte sich unter der schwungvoll geführten Klinge des nächsten, holte mit den Beinen aus und brachte ihn zu Fall. Von vorn kam ein weiterer Taryk angelaufen. Sie schleuderte eine der Gabeln direkt in seine Stirn und stoppte ihn für den Moment. Derweil nutzte sie das Schwert des unter ihr liegenden, um ihn von seinem hässlichen Schädel zu befreien. Gekonnt hechtete sie nach vorn und köpfte auch den letzten, der hochkonzentriert versuchte, das Sai aus seinem Hirn zu ziehen. Als der Kopf vor ihr stinkend verpuffte, fing sie ihre freigelassene Gabel wieder auf und sah sich um. In einer Wolke aus schwarzem Rauch kehrte Stille ein. Goldene Funken strömten aus dem Qualm hervor – die Seelen der einstigen Opfer dieser getöteten Taryk. Mit einem liebevollen Pusten schickte Ella sie auf ihre letzte Reise in den Himmel und die Freiheit.
Sie schaute zu Brix, der einige Meter entfernt auf dem Boden lag, sich auf einen Ellbogen stützte und sie verblüfft musterte. Das schwarze T-Shirt unter dem Mantel besaß etliche Schnitte. Darunter trug der Akkadier dunkle Cargo-Shorts und schwarze Boots.
Er hob den Arm, wie zum Gruß, und fing den Bumerang auf, der gerade zurückgesaust kam, ohne sie aus den
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