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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Erfahrung, denn Spanier nahmen Dienstboten, insbesondere Mestizen, normalerweise nicht zur Kenntnis.
    »Unser Gast«, erklärte Don Francisco Bruder Antonio, »zuckt zusammen, wenn man ihm auf den Bauch drückt. Gewiss hat er sich einen Muskel gezerrt.«
    Am Atem des Mannes erkannte ich, dass Chilischoten und andere Gewürze in seinem Magen brodelten. Die Spanier hatten zwar die Küche der Indios übernommen, vertrugen sie aber häufig nicht. Der Kranke brauchte einen Trank aus Ziegenmilch und Jalapawurzel, um seine Gedärme zu beruhigen.
    »Er hat Magenschmerzen, weil er etwas Falsches gegessen hat«, platzte ich heraus. »Es liegt nicht an einem Muskel.«
    An Don Franciscos ärgerlich gerötetem Gesicht bemerkte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich hatte nicht nur seine Diagnose infrage gestellt, sondern die Küche des Hauses beleidigt und ihn mehr oder weniger beschuldigt, seinen Gast vergiftet zu haben.
    Bruder Antonio erstarrte und bekam den Mund nicht mehr zu.
    Don Francisco versetzte mir eine kräftige Ohrfeige. »Du wartest draußen.«
    Mit brennendem Gesicht ging ich hinaus, kauerte mich auf den Boden und wartete auf die unvermeidliche Tracht Prügel.
    Kurz darauf kamen Don Francisco, der Verwalter und Bruder Antonio heraus. Sie betrachteten mich und berieten sich im Flüsterton. Obwohl ich nichts verstehen konnte, wusste ich, dass der Verwalter eine Bemerkung über mich machte, die Don Francisco offenbar erstaunte und den Bruder besorgt das Gesicht verziehen ließ.
    Noch nie hatte ich Bruder Antonio ängstlich erlebt, doch heute wirkte er verstört.
    Schließlich winkte der Don mich heran. Ich war zwar groß für mein Alter, aber mager.
    »Schau mich an, Junge«, befahl der Verwalter.
    Der Mann umfasste meinen Kiefer und drehte mir den Kopf hin und her, als suchte er nach etwas Bestimmtem. Seine Hand war dunkler als mein Gesicht, denn viele reinblütige Spanier hatten olivfarbene Haut. Allerdings spielte die Hautfarbe eine geringere Rolle als die Herkunft.
    »Seht Ihr, was ich meine?«, wandte er sich an den Don. »Dieselbe Nase, dieselben Ohren - schaut Euch sein Profil an.«
    »Nein«, widersprach der Bruder. »Ich kenne den Mann gut, und die Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Jungen ist nur oberflächlich. Ihr müsst mir glauben.«
    »Geh dort rüber«, befahl Don Francisco und wies auf einen Zaunpfahl.
    Ich gehorchte und kauerte mich auf den Boden, während die drei Männer sich weiter angeregt berieten und mir immer wieder Blicke zuwarfen.
    Schließlich kehrten sie ins Haus zurück. Kurz darauf erschien Don Francisco mit einem Lederriemen und einer Peitsche.
    Er fesselte mich an den Pfosten und verabreichte mir die schlimmste Prügel meines Lebens.
    »Nie wieder wirst du in Gegenwart eines Spaniers ungefragt den Mund aufmachen. Für wen hältst du dich eigentlich? Du bist Mestize und solltest nie vergessen, dass du unreines Blut hast. Leute deines Schlages sind faul und dumm, und es ist deine Aufgabe im Leben, ehrenwerte und gebildete Menschen zu bedienen.«
    Er musterte mich eindringlich und stieß einen üblen Fluch aus. »Ich sehe die Ähnlichkeit«, murmelte er. »Die Hure war bei ihm.«
    Er stieß mich weg, packte seine Peitsche und eilte zum Dorf auf der anderen Seite des Flusses.
    Die Schreie meiner Mutter waren im ganzen Dorf zu hören. Als ich später zur Hütte zurückkehrte, kauerte sie in einer Ecke. Ihr Gesicht war mit Blut verschmiert, das ihr aus Mund und Nase triefte, und ihr eines Auge schwoll bereits zu.
    »Mestize!«, schrie sie und schlug nach mir.
    Erschrocken zuckte ich zusammen. Es war schlimm genug, von anderen geprügelt zu werden, doch dass meine eigene Mutter mich wegen meines gemischten Blutes verhöhnte, konnte ich nicht ertragen. Ich lief aus der Hütte zu einem Felsen am Fluss, wo ich weinend zusammenbrach. Die Worte meiner Mutter hatten mich tiefer getroffen als die Peitschenhiebe des Don.
    Später setzte sich der Bruder zu mir. »Es tut mir Leid«, sagte er und gab mir ein Stück Zuckerrohr zum Lutschen. »Du darfst nie vergessen, wer du bist. Heute hast du dir anmerken lassen, dass du über medizinisches Wissen verfügst. Wenn sie dahinter gekommen wären, dass du Bücher gelesen hast… beim bloßen Gedanken, was der Don dann mit dir gemacht hätte, schaudert mir.«
    »Warum haben der Don und der andere Mann mich so seltsam angesehen? Was hat er gemeint, als er sagte, meine Mutter habe bei einem anderen gelegen?«
    »Cristo, es gibt vieles über deine Geburt,

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