Das Blut der Azteken
Veracruz im Stich, um den Bastard namens Cristóbal zu befragen. Der gute Bruder lebt nach den Regeln des Ordensgründers, des heiligen Dominik, der der erste Inquisitor war. Dieser riet im Umgang mit Gotteslästerern und Ketzern dazu, den Teufel mit Feuer auszutreiben, und rief seinen Anhängern zu, dass ›wenn gute Worte scheitern, nur Prügel etwas nützen‹.
Zunächst versuchte der Mönch, dem Gefangenen die Zunge zu lösen, indem er ihn mit dem gato desollar, der neunschwänzigen Katze, züchtigte. Die Hanfseile dieser Peitsche, in die scharfkantige Eisensplitter eingearbeitet sind, werden in eine Lösung aus Salz und Schwefel eingeweicht, sodass sich die Haut binnen Minuten in Fetzen vom Körper löst. Die meisten Männer hätten bereut und um Gnade gefleht, doch die Auspeitschung dieses Teufelsanbeters führte nur dazu, dass er gotteslästerliche und umstürzlerische Schmähungen ausstieß.
Weiterhin beleidigte er das gesamte spanische Königreich, indem er brüllte, er sei stolz darauf, ein Mischling zu sein. Allein diese Haltung bei einem Mestizen genügt bereits für eine sofortige Hinrichtung. Wie wir in Mexiko-Stadt noch besser wissen als im restlichen Neuspanien, hat diese Verunreinigung des Blutes, die durch eine Vermischung unseres reinen spanischen mit Indioblut entsteht, die abscheulichsten und widerwärtigsten Missbildungen des Charakters zur Folge. Ergebnis ist häufig das menschliche Ungeziefer, das unsere Straßen verseucht, gesellschaftliche Außenseiter, die wir léperos nennen, arbeitsscheues und verblödetes Gesindel, das seinen Lebensunterhalt mit Stehlen und Betteln verdient.
Obwohl Mischlinge bekanntermaßen ohne Verstand sind, behauptet dieser Bastard, er habe sich in der ärztlichen Kunst geübt und dabei die Erfahrung gemacht, dass Mestizen und andere Mischlinge körperlich widerstandsfähiger seien als reinblütige Menschen.
Weiterhin lästerte er, das gesamte Neuspanien werde eines Tages von Mestizen bevölkert sein und auch von ihnen regiert werden; diese würden dann nicht mehr als gesellschaftliche Außenseiter gelten, sondern die Oberschicht stellen.
Um Gottes willen! Wie kommt ein dahergelaufener Strauchdieb nur auf solche Gedanken? Ich jedenfalls nehme dieses alberne Geplapper eines Verrückten nicht ernst und werde vor Eurer Exzellenz oder einem Angehörigen der Heiligen Inquisition bezeugen, dass die verabscheungswürdigen Worte tatsächlich gefallen sind.
Bruder Osorio setzte sein Verhör fort, indem er sich bei einem Hersteller von Schießpulver Schwefel besorgte und diesen auf die Wunden und die Achselhöhlen des Mannes auftrug. Dann wurde der Gefangene kopfüber am linken Bein mit auf dem Rücken gefesselten Händen aufgehängt. Man steckte ihm einen Knebel in den Mund und schüttete ihm Wasser in die Nase.
Als diese Methoden seinem Gedächtnis nicht auf die Sprünge halfen und auch die gotteslästerlichen Tiraden nicht zum Verstummen brachten, legte man ihm Daumenschrauben an. Die Daumenschraube ist ein sehr beliebtes Mittel der Überzeugung, da sich so mit geringem Aufwand ein Höchstmaß an Schmerzen zufügen lässt.
Allerdings gibt es noch eine ausgesprochen unangenehme Geständnismethode, angesichts derer jeder Mann erschaudert und die häufig die wirksamste ist. Ich habe eine besondere Schwäche für sie und habe sie seit meinen Tagen in Madrid häufig benutzt. Sie ist von bestechender Einfachheit, aber ausgesprochen qualvoll: Jeden Abend fegt der Gefängniswärter das Ungeziefer vom Zellenboden zusammen und verteilt es auf dem Körper des Sträflings. Dieser wird gefesselt, sodass er sich weder kratzen noch die Tiere verscheuchen kann.
Ich freue mich, berichten zu können, dass ich aus dem Mund dieses Teufels nie eine schönere Melodie gehört habe als seine Schreie, als die Insekten über seinen nackten Körper krochen und sich in seinen Wunden breit machten.
All das geschah am ersten Tag, doch leider, Eure Exzellenz, gelang es uns nicht, dem Gefangenen ein Geständnis abzupressen.
Nachdem diese Methoden ihm die Zunge nicht hatten lösen können und er weiterhin Beleidigungen und Schmähungen ausstieß, wandte Bruder Osorio weitere Methoden der Überzeugung an, die er in mehr als drei Jahrzehnten bei der Inquisition kennen gelernt hatte. Allerdings muss ich Eurer Exzellenz zu meinem Bedauern mitteilen, dass der Mestize selbst nach sieben Tagen strengster Folter weder das Versteck des gestohlenen Schatzes noch den Aufenthaltsort der Aztekenhure
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