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Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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"Ich wollte nicht laut werden, tut mir leid." sagte er. "Er hat Frau und Kind, weißt du?" "Und du?" fragte sie. "Was?" schnappte er, überrascht, dass sie weiter mit ihm sprach, aber immer noch nicht beruhigt. "Was ist mit mir?" "Hast du eine Frau?" Diese Frage erwischte ihn erst recht in der falschen Stimmung. "Warum? Ich bin dir doch egal." Er wollte nicht mehr reden. Das erste Mal in seinem Leben bereute er ein Gespräch. "Ich bin kein Ersatzmann." Schnellen Schrittes schloss er zu den anderen auf und sie musste sich beeilen, den Anschluss nicht zu verlieren. Während des restlichen Tages sprachen sie nicht mehr miteinander.
    Bei Sonnenuntergang hatte die kleine Gruppe ihre Zelte aufgeschlagen, nicht weit vom Lager der Sippe mit den Biberfellen. Mattoo saß am Feuer, starrte Lantan durch die Flammen hindurch an und dachte darüber nach, der Ersatzmann zu sein. Was war Lanias Absicht? Mochte sie ihn wirklich, obwohl er nicht annähernd so war wie Lantan? Oder suchte sie nur verzweifelt einen Mann? Eigentlich war sie dafür viel zu jung. Aber wenn das ihr Ziel war, was würde dann erst passieren, wenn sie ihre Siedlungen erreichten? Wenn sie die vielen starken Jäger treffen würde? Spätestens dann wäre er doch gänzlich abgemeldet. Er betrachtete sie unauffällig von der Seite. Wenn sie ihn doch mochte, hatte er das vermutlich vorhin verdorben. Plötzlich sah sie ihn an, schnell schaute er wieder zu Lantan. Suur flüsterte Lantan gerade etwas zu und dieser grinste. Machten sie sich etwa über ihn lustig? "Erzählst du uns noch eine Geschichte?" Lanias Stimme schreckte ihn erneut auf. Er wandte sich zu ihr, ihre Blicke trafen sich. "Bitte, du hast doch bestimmt noch mehr erlebt." lächelte sie. "Oder kennst Geschichten, die dir andere erzählt haben?" Sie war also zumindest nicht wütend auf ihn. Vielleicht mochte sie ihn doch. Er sah die Jäger fragend an, alle nickten aufmunternd. Und Mattoo erzählte die Geschichte von Pinaa und der roten Wölfin. Er hatte sie von den Jägern am Lagerfeuer gehört, nur bruchstückhaft und keineswegs sicher, dass sich alles so zugetragen hatte. Aber so war das eben mit den Geschichten. Einen Teil hörte man hier, einen anderen dort, den Rest dachte man sich dazu. Es war nicht immer wichtig, dass alles der Wahrheit entsprach, spannend musste es sein und unterhaltsam. Mattoo machte die Geschichten spannend und unterhaltsam. Und so begegnete fast allen in dieser Nacht eine große rote Wölfin im Schlaf.
    Sie hatte ihr Kind verloren. Pinaa konnte es auch am Tag danach nicht glauben. Als sie die Augen nach ihrem Zusammenbruch wieder aufgeschlagen hatte, hatte sie in die besorgten Gesichter von Tisgars Eltern gesehen. Sogar Tiboo war mit Ishara gekommen. Pinaa vermutete, dass er sich mehr daran erfreut hatte, sie leiden zu sehen, anstatt ihr helfen zu wollen, aber das war ihr in diesem Moment auch egal. Immerhin hatte Ishara ihn offenbar irgendwie davon überzeugt, sie mitzunehmen. "Was ist passiert?" fragte sie benommen. "Da war Blut. Das Kind?" Telgar sah sie traurig an, seine Frau begann zu weinen. "Du hast es verloren." sagte Tiboo. Er sagte es ohne jedes Gefühl. Natürlich war kein Bedauern in seiner Stimme, kein Mitleid, aber auch keine Schadenfreude. Pinaa sah Telgar an und als dieser nickte wurde ihr wieder ganz übel. Ishara nahm sie in die Arme. "Aber du leben." flüsterte sie in Pinaas Schluchzen. Tiboo suchte seine Sachen zusammen, verabschiedete sich von Telgar und zog Ishara von Pinaa weg. "Wir sind hier fertig. Wir gehen." sagte er und Ishara folgte. Pinaa wischte sich die Tränen ab, sie zitterte am ganzen Körper. Tisgars Mutter drückte sie auf ihr Schlaffell und deckte sie zu. "Du musst dich ausruhen." Sie strich ihr über den Kopf. "Du bist noch sehr schwach. Bitte trink ganz viel und schlafe. Wir werden oft nach dir sehen." Damit gingen sie und Telgar hinaus. Pinaa richtete sich ruckartig auf. "War es ein Junge?" rief sie hinterher. Es dauerte einen Moment und Pinaa dachte schon, dass sie keine Antwort bekommen würde. Doch dann tauchte Telgars Gesicht wieder am Eingang auf. "Es war nichts zu erkennen." sagte er. "Es war noch ganz am Anfang." So richtig glaubte sie das nicht: "Warum hab ich es verloren?" Er schüttelte den Kopf: "Das wissen wir nicht. Du brauchst jetzt wirklich Ruhe." Damit verschwand er. "Kann ich noch Kinder bekommen?" schickte Pinaa leise hinterher, aber niemand hörte sie.
    Den restlichen und auch nächsten Tag beschlich sie immer stärker

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