Das Blut der Rhu'u (German Edition)
bekannt vor. In irgendeiner Chronik der Defensoren, die in St. Albianus bei Chestnut in der Nähe von London aufbewahrt wurde – einem der weltweit elf Defensoren-Klöster –, hatte er eine Abbildung gesehen, die so ähnlich ausgesehen hatte. Wenn er sich recht erinnerte, war sie als »Wächterdämon« bezeichnet worden. Irgendjemand hatte also einen Wächter geschickt, der auf Kara achten sollte. Interessant. Er blickte sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Dabei musste der Wächter hier im Raum sein oder den zumindest auf magische Weise beobachten, andernfalls konnte er Kara nicht bewachen.
Sie atmete tief durch und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch ihr rotes Haar, in einer unglaublich sinnlichen Weise, wie Jarod fand. Ihrer hellen Haut fehlten die Sommersprossen, die viele Rothaarige besaßen. Ebenmäßige, nahezu perfekte Gesichtszüge, und was er von ihrem Körper sehen konnte, verstärkte den Eindruck von Perfektion. Ihm entging allerdings nicht das zusammengerollte Ersatzdeckbett, das neben ihr lag und das sie, den Druckspuren nach zu urteilen, wohl im Schlaf umarmt gehalten hatte. Himmel, wieso war eine Frau wie sie allein und so einsam, dass sie sich an einer Bettrolle festhalten musste?
Der Blick ihrer grünen Augen veränderte sich. Die Angst verschwand und machte einem Hunger Platz, dessen Sog Jarod sogar körperlich spüren konnte. Seine Vermutung, dass sie eine von den Anderen sein könnte, wurde dadurch bestätigt. Da die Defensoren gegen die meisten Arten einfacher Magie immun waren, hatte Karas Hunger auf ihn keine zwingende Wirkung. Er konnte immer noch frei entscheiden, ob er dem nachgeben wollte oder nicht. Wie unter Zwang streckte sie die Arme nach ihm aus. Er kam ihr entgegen, umarmte sie und erwiderte den Kuss, den sie ihm mit einer Leidenschaft gab, die ihm zeigte, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch Hunger litt. Aber nicht mehr heute Nacht; dafür würde er sorgen.
Ihr Kuss schmeckte wunderbar und wurde noch süßer dadurch, dass sie ihre Hände unter sein T-Shirt schob, seinen Rücken streichelte und sich an ihn drückte. Er zog das T-Shirt aus und warf es zur Seite. Die Boxershorts gleich hinterher, als Kara ungeduldig ihr Nachthemd auszog und zur Seite rückte, damit er sich neben sie legen konnte. Die Bettrolle kickte sie auf den Boden. Er legte die Arme um Kara, drücke sie an sich und genoss die Berührung ihrer Haut und das Gefühl, das ihre Brüste auf seiner Brust verursachten. Er strich ihr das Haar zurück und küsste sie, spürte den Hunger, mit dem sie ihm entgegenkam, und versank mit ihr in dem erregenden Spiel ihrer Körper, einem Exzess aus Streicheln, Berühren, Küssen und Leidenschaft.
Ihre Augen begannen zu glühen – nicht im übertragenden Sinn, sondern ganz real, als wären sie brennende grüne Kohlestücke. Das bestätigte ihm endgültig, dass sie von den Anderen abstammte. Egal. Kara war wundervoll. Jarod konnte sich nicht erinnern, wann ihm Sex zuletzt so viel Spaß gemacht hatte. Karas spürbare Freude steckte ihn an und ließ ihn alles andere vergessen. Beinahe. Bevor er vollends die Kontrolle verlor, hielt er mühsam inne.
»Hast du ein Kondom griffbereit?«
Sie seufzte, enttäuscht über die Unterbrechung, langte zur Seite, zog die Nachttischschublade auf und wühlte darin herum, ohne hinzusehen, während sie Jarod innig küsste. Sie zog einen Dreierstreifen Kondome heraus und riss die oberste Verpackung auf. Sie drehte Jarod auf den Rücken und streifte das Kondom köstlich langsam über seinen Penis, ehe sie sich über ihn kniete und ihn ebenso langsam in sich aufnahm. Jarod wurde von einer Ekstase überschwemmt, die jede Nervenfaser bis in die Spitze vibrieren ließ. Er hatte noch nie eine so intensive und heftige Lust erlebt. Es fiel ihm schwer, sich lange genug zurückzuhalten, dass Kara zuerst ihren Höhepunkt erreichte, ehe er seinen zuließ, der ihn in Wellen süßen Feuers überschwemmte und alles in den Schatten stellte, was er je mit einer Frau erlebt hatte.
Er drückte Kara an sich, hielt sie umarmt, atmete den betörenden Duft ihrer Haut ein und genoss jedes Quäntchen der Euphorie, bis der rauschartige Zustand endlich abebbte. Wohlig erschöpft bettete er Kara schließlich in seine Arme, nachdem er sich das Kondom abgestreift und in den Papierkorb neben dem Nachttisch geworfen hatte.
»Wow!« Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe.
Ihre Augen hatten wieder ihre normale Farbe angenommen.
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