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Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Titel: Das Blut der Rhu'u (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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ganz vernünftig bist.«
    Er kam nicht dazu, ihr zu antworten. Die Zimmertür flog auf, und Catunua stand wie ein Racheengel vor ihnen.
    »Was tust du hier, Camulal?«
    Er sprang hastig vom Bett, schuldbewusst wie ein ertappter Schuljunge. »Ich habe Carana gefüttert, Mutter.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dir das gestattet zu haben«, fauchte sie ihn an.
    Er zuckte mit den Schultern und zog sich an. »Wir können sie doch nicht verhungern lassen. Tot ist sie nämlich eine verdammt nutzlose Geisel.«
    Catunua knurrte etwas Unverständliches und scheuchte ihn mit einer Handbewegung hinaus. »Nun, Carana, bist du einsichtig geworden?«
    Kara schnaufte verächtlich. »Leck mich am Arsch!«
    Catunuas Antwort bestand in einem schmerzhaften Levin-Pfeil in Karas Bauch, begleitet von einem bösartigen Grinsen. Kara klappte stöhnend zusammen, und Catunua rauschte hinaus.
    *
    Cayelu klappte stöhnend zusammen und hielt sich mit den Händen den Bauch. Er fühlte sich schon seit Tagen sporadisch unwohl mit undefinierbaren Schmerzen, die immer deutlicher spürbar wurden, je öfter er versuchte, Carana über das Band des Blutes aufzuspüren. Dass diese Schmerzen ein Echo der Schmerzen war, die Carana erleiden musste, war ihm von Anfang an klar gewesen. Er hatte sie deshalb in die Suchrituale einbezogen. Mit jedem Schmerzimpuls war es ihm gelungen, den Ort, an dem seine Zwillingsschwester sich aufhielt, ein Stück weiter einzugrenzen. Dieser neue, heftige Schmerz, durchbrach endgültig die magische Blockade, mit der Catunua Carana abschirmte, und offenbarte ihm, wo sie sich befand.
    Er rannte ins Wohnzimmer, wo die Familie zusammensaß und diskutierte, wo man Carana suchen sollte.
    »Ich habe sie gefunden. Sie ist nicht allzu weit weg von uns. Catunua foltert sie offenbar, denn sie hat Schmerzen.«
    Sein Vater ballte wütend die Faust. »Die kann was erleben, wenn ich sie in die Finger kriege! Wo ist Carana?«
    Cayelu nickte grimmig. »Sie haben sie im Achmore Wood bei Killin versteckt. Etwa fünfzig Meilen nordwestlich von Edinburgh. Beinahe direkt unter unserer Nase.«
    Cal knurrte wie ein Wolf. »Catunua hält sich offenbar für besonders schlau. Zu unserem Glück ist sie nicht schlau genug.« Er stand auf. »Und das werde ich ihr nachhaltig beibringen.«
     
    *
     
    Cameron zog sich in sein Zimmer zurück, nachdem Patrick die Versammlung beendet hatte. Inspector Kanes überraschender Besuch hatte nicht nur Patrick beunruhigt, sondern die ganze Gemeinschaft. Patrick hatte sie auf eine Strategie eingeschworen, die auf einen kurzen Nenner gebracht darauf hinauslief, dass mehr oder weniger jedes Mitglied jedem anderen ein Alibi gab und Stein und Bein schwor, dass sie alle seit dem letzten Marktbesuch den Hof nicht verlassen hatten.
    Es erfüllte Cameron einerseits mit Befriedigung, dass der Gemeinschaft sämtliche Ärsche auf Grundeis gingen, andererseits stimmte es ihn traurig. Die Mitglieder der Gemeinschaft waren grundsätzlich keine schlechten Menschen. Sie waren nur verblendete Fanatiker und von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugt. Lediglich ihre skrupellosen Methoden musste man ihnen zum Vorwurf machen. Aber auch von deren Rechtmäßigkeit waren sie überzeugt.
    Wie dem auch sei, ihm bereitete etwas anderes größere Sorgen. Inspector Kane hatte gesagt, dass Kara MacLeod das Land verlassen hatte. Bestimmt suchte ihre Familie schon nach ihr oder hatte sie sogar schon gefunden und zurückgeholt. Davon wollte er sich aber persönlich überzeugen. Vielleicht hatte sie inzwischen gelernt, sich adäquat zu tarnen; dann würde auch ihre Familie sie nicht ohne Weiteres finden können. Jemand anderes dagegen schon. Ihr Wohlergehen lag ihm jedenfalls am Herzen, und er würde sich besser fühlen, wenn er wusste, dass sie in Sicherheit war.
    Er schloss seine Zimmertür ab, nachdem er das Schild »Bitte nicht stören« draußen an die Klinke gehängt hatte. Niemand würde sich etwas dabei denken, denn jedes Gemeinschaftsmitglied, das in seinem Zimmer meditierte, hängte so ein Schild an die Tür. Die abgeschlossene Tür war jedoch nicht üblich und diente dem Zweck zu verhindern, dass jemand trotz des Warnschildes hereinplatzte und in dem Zuge entdeckte, was Cameron wirklich tat. Auch wenn das normalerweise nicht lange dauerte.
    Diesmal dauerte es jedoch erheblich länger, weil er seine Befürchtung bewahrheitet fand. Kara steckte in Schwierigkeiten, denn sie war verschwunden, und zwar vollständig. Er brauchte mehrere Stunden,

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