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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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waren.
    Am Fuße des Burgbergs wartete Hugues des Arcis zusammen mit dem Bischof von Albi und den Dominikanermönchen Ferrer, Durand, Julián und Péire. Schon vor Stunden war ein Pferch für zweihundert Menschen errichtet worden. Mit Harz getränkte Reisigbündel, in die man Strohwische gesteckt hatte, lagen zum Anzünden bereit.
    Hinter denen, die so viele Monate hindurch auf Montségur das Leiden mit ihnen geteilt hatten, schritten hocherhobenen Hauptes die Vollendeten in ihren Gewändern aus grobem Tuch barfuß einher.
    Die Inquisitoren redeten jedem, der sich als Guter Christ bezeichnete, ins Gewissen, seinem Irrglauben abzuschwören, doch sie schienen ihnen nicht einmal zuzuhören.
    Bruder Ferrer verlangte von den Vollendeten , dass sie sich reuig zeigten und das Kreuz küssten, doch sie wandten den Kopf ab. Einer spie sogar auf das der Kirche heilige Symbol.
    Jedes Mal, wenn jemand das Kreuz zurückwies, leuchteten die Augen des Inquisitors vor Begeisterung auf. »Das ist ein unwiderleglicher Beweis für seine tiefe Verderbtheit«, rief er aus. »Er hat den Scheiterhaufen verdient.«
    Doña María suchte Juliáns Blick und bemühte sich, ihm mit einem Lächeln Kraft einzuflößen. Bruder Ferrer näherte sich ihr mit eiligem Schritt und forderte sie auf, das Kreuz zu küssen. Sie wandte sich verachtungsvoll ab, doch er hielt es ihr, um sie zu quälen, dicht vor den Mund. Sie wollte es nicht bespeien, denn wenn ihr auch klar war, dass es sich um nichts weiter als ein Stück Holz handelte, in dem sich auf keinen Fall Jesus befand, dachte die einstige Herrin auf Aínsa nicht daran, es denen unter ihren Glaubensgenossen gleichzutun, die ihm auf diese Weise ihre Missachtung bezeugten.
    Angstvoll beobachtete Bruder Julián die Szene. Es drängte ihn förmlich, den Inquisitor beiseitezustoßen, ihm das Kreuz zu entreißen und es zu Boden zu schleudern, damit er aufhörte, seine Herrin zu peinigen.
    Doch schon der bloße Gedanke an ein solches Verhalten entsetzte ihn. Fast hätte er geschrien, doch Doña Marías Blick mahnte ihn zur Ruhe.
    Sie wurde mit den übrigen Vollendeten in die Umzäunung geführt. Während Kriegsknechte sie an mit Harz bestrichene und mit Strohbündeln umgebene Pfähle banden, stimmte der greise Bischof Bertrand Martí Gebete an, in die alle einfielen. Auf ein Zeichen des Inquisitors hin wurde der Scheiterhaufen entzündet.
    Während die Flammen zwischen den Beinen der dem Feuertod Geweihten emporzüngelten, beteten diese weiter. Nicht einer flehte um Gnade.
    Bruder Julián sah, wie der Saum von Doña Marías Gewand Feuer fing. Den Entsetzensschrei, den er unwillkürlich ausstieß, schien zu seinem Glück niemand gehört zu haben.
    Er konnte den Blick nicht abwenden und sah gebannt zu, wie sie in würdevoller Haltung bis zum Ende tapfer blieb. Ihre Lippen murmelten Gebete, und dem Mönch war es, als heftete sich ihr Blick auf ihn, um ihn zum letzten Mal zu mahnen: »Schreib die Chronik, damit die Nachwelt weiß, warum wir hier umgekommen sind!«
    Das Feuer brannte so heftig, dass sich der Inquisitor mitsamt den anderen Dominikanern genötigt sah, ein Stück beiseitezutreten. Ungerührt sahen sie aus sicherer Entfernung weiter dem entsetzlichen Schauspiel zu. Der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft, schwarze Wolken stiegen zum noch vor wenigen Minuten strahlend blauen Himmel auf.
    In Bruder Ferrers Augen lag tiefe Befriedigung. Wie im Rausch erlebte er den Höhepunkt seines Bemühens und sah frohlockend zu, wie man vor seinen Augen die Widerspenstigen von Montségur verbrannte. Er war entschlossen, auch die letzten Vollendeten im Land, die teils in den Dörfern der Umgebung, teils versteckt in den Wäldern lebten, aufzustöbern und in Rauch und Asche aufgehen zu lassen.
     
    »Bruder Julián, was fehlt Euch?«
    Bruder Péires Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er merkte, dass er am Boden lag, er musste ohnmächtig geworden sein. Geringschätzig sah Bruder Ferrer auf ihn hinab: »Seid Ihr so schwach im Glauben, dass Euch die Kräfte verlassen, nur weil Ihr diese Ketzer brennen seht?«, fragte er höhnisch.
    »Es war die Hitze und der entsetzliche Geruch«, nahm Bruder Péire ihn in Schutz. »Mir selbst ist davon auch übel geworden.«
    »Seht zu, dass Ihr Euch rasch erholt. Wir müssen uns die Ketzer möglichst bald vornehmen.«
    »Noch heute?«, erkundigte sich Bruder Julián besorgt.
    »Ja«, gab der Inquisitor ohne zu zögern zurück. »Und lasst Euch gesagt sein, dass

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