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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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hinein. „Du kannst ein Bad nehmen, währenddessen bestelle ich dir etwas zu essen und packe deine Sachen zusammen.“
    Leila sackte auf den Toilettensitz. „Danke.“
    Tian betrachtete sie skeptisch. „Soll ich dir beim Ausziehen helfen?“
    Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Ganz bestimmt nicht.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Hey, ich wollte dir nur meine Hilfe anbieten, ganz ohne Hintergedanken.“
    Er lief zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Ruf mich, wenn du etwas brauchst. Ich lasse die Tür angelehnt.“
    Leila nickte, zog sich aus und kam sich dabei tatsächlich wie eine alte Frau vor. Jede Bewegung schmerzte und ihre Gelenke waren steif. Sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht doch Tians Hilfe hätte in Anspruch nehmen sollen. Er war freundlich und schien ehrlich Mitgefühl mit ihr zu haben. Doch sie war zu stolz, ihn jetzt zu rufen, und so quälte sie sich ganz alleine aus ihren Sachen, nur um dann unbeholfen zur Badewanne zu tapsen. Mit letzter Kraft stieg sie in das heiße Wasser.
    Sie hörte, wie Tian im Schlafzimmer herumhantierte. Wahrscheinlich packte er ihre Sachen zusammen.
    Uljana hing am Telefon und bestellte Frühstück. „Ich könnte auch eine kleine Stärkung vertragen“, hörte Leila sie sagen, nachdem sie aufgelegt hatte. „Es ist anstrengend, diese Göre zu babysitten.“
    „Sei leise, sie könnte uns hören“, warnte Tian.
    Uljana schnaubte. „Na und? Ich muss mich vor einer Sechzehnjährigen nicht verstellen.“
    „Warum verachtest du sie?“, fragte Tian mit leiser Stimme. „Sie hat dir nichts getan und eines Tages wird sie weit mächtiger sein als du. Du solltest sie dir besser nicht zum Feind machen.“
    Leila sperrte die Ohren auf, um alles zu verstehen. Sie fragte sich, ob Tian vergessen hatte, dass die Badezimmertür offen stand, und dass sie fast ebenso gut hören konnte wie er.
    Uljana antwortete nicht, doch ihre Absätze klackerten Richtung Schlafzimmer. Eine Schublade wurde geöffnet. Es raschelte.
    „Du bist eifersüchtig“, sagte Tian plötzlich.
    „Pah, auf dieses Kind? Niemals!“, stieß Uljana hervor.
    Tian lachte. „Natürlich bist du eifersüchtig, weil sie aufgrund ihrer Geburt von Anfang an einen höheren Rang bekleiden wird, wie du ihn je erreichen wirst.“
    „Ich kann nicht verstehen, warum sie als Geborene so privilegiert ist. Sie ist nicht besser als wir“, stieß Uljana nun wütend hervor.
    „Doch das ist sie, ihre Kräfte werden die unseren weit übersteigen und sie hat die Macht zu verwandeln“, entgegnete Tian.
    „Na wenn schon. Es gibt Dinge, die wichtiger sind als Kraft, und die Macht zu verwandeln.“
    „Die da wären?“
    „Loyalität, Gehorsam, Pflichtbewusstsein und nicht zuletzt Verschwiegenheit. Was nutzt eine machtvolle Unsterbliche, wenn sie nichts zum Wohle der Gemeinschaft beiträgt?“
    „Sie ist noch so jung, Uljana. Ich bin sicher, dass sie ihre Kräfte eines Tages sehr wohl für die Gemeinschaft einsetzen wird. Und die Ältesten sind anscheinend derselben Meinung, sonst wären sie nicht so begierig darauf, sie aufzunehmen.“
    Uljana schnaubte. „Du stehst auf sie.“
    „Blödsinn.“
    „Oh doch. Ich sehe doch, wie du sie anstarrst. Mal sehen, ob sie auch auf dich steht, wenn sie erst einmal so groß und mächtig ist, wie du es prophezeist. Die blöde Göre hat nicht einmal gemerkt, dass wir ihr eine Falle gestellt haben und ihre dämliche Mutter ist auch nicht besser. Nach dem Telefonat dürfte es kein Problem mehr sein, sie zu finden. Leila mag eine geborene Unsterbliche sein, doch ich bezweifle, dass sie die Hinrichtung ihrer Eltern zu verhindern vermag.“
    Bei diesen Worten schnappte Leila erschrocken nach Luft. Dass sie die Unsterblichen auf die Spur ihrer Eltern gebracht hatte, entsetzte sie. Wenn sie nur etwas tun könnte, um die Hinrichtung zu verhindern.
    „Ich bin überrascht, wie listig und verschlagen du bist“, sagte Tian.
    Uljana lachte nur, ihre Schritte entfernten sich. Sie öffnete die Tür, obwohl niemand geklopft hatte.
    „Äh … guten Morgen, Zimmerservice“, stammelte die überraschte Hotelangestellte.
    „Stellen Sie das Essen da hin“, befahl Uljana.
    Die Hotelangestellte tat wie geheißen. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss.
    „Ich habe Hunger, verdammt“, schimpfte Uljana. „Wieso bekommt das Mädchen Essen und ich nicht? So viele Blutsäcke hier und ich darf mich an keinem laben. Der Junge von gestern roch so lecker.“
    „Du kannst jagen, wenn wir wieder

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