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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ich Vlads Hand auf meinem Rücken.
    Wie erstarrt blieb ich stehen, kaum dass ich um die Ecke gebogen war: Julien! Das dort war Julien, der sich mit mehreren Männern stritt. Offenbar wollten sie ihn daran hindern, tiefer in den nur spärlich erhellten Gang zu gelangen, an dessen Ende sich – soweit ich es erkennen konnte – eine Treppe befand, die in ein tiefer gelegenes Stockwerk führte. – Und ihn zugleich davon abhalten, einem weiteren Mann an die Kehle zu gehen, der anscheinend gerade aus einer Tür auf der rechten Seite getreten war. Von einer Sekunde zur anderen schlug mein Herz wie verrückt – bis er sich ein Stück weiter zu uns drehte. Und mir klar wurde, dass es sich bei der schlanken Gestalt in schwarzen Jeans, ebensolchem Pullover und Lederjacke nicht um den Jungen handelte, den ich liebte, sondern seinen Zwilling. Adrien! Es war, als hätte mir jemand die Faust in den Magen gerammt. Plötzlich war mir übel. Wenn Adrien hier war, bedeutete das, dass man auch ihn hierherbefohlen hatte? Warum? Hatten sie am Ende tatsächlich herausgefunden, welcher der Du-Cranier-Brüder bei mir gewesen war? Bitte nicht!
    Was Adrien sagte, verstand ich nicht, nur dass er Französisch sprach – und dass sein Ton mit jedem Satz wütender wurde. Die Antworten des Mannes bei der Tür klangen dagegen geradezu verächtlich. Offenbar hatte er uns bemerkt, denn er schaute kurz in unsere Richtung – und gönnte unsseine Aufmerksamkeit noch einen Moment länger, als er uns wohl erkannte, während er zugleich mit einem beißenden Lachen auf etwas reagierte, das Adrien ihm gerade entgegenschleuderte.
    Er schien deutlich älter als Adrien, oder sogar Onkel Vlad, und seine Haut war irgendwie fahl, spannte sich wie dünnes Pergament über sein Gesicht, das seltsam hager wirkte, ohne es tatsächlich zu sein. Auf der Wange hatte er einen rot verschorften Kratzer. Selbst bei diesem Licht konnte ich erkennen, dass sein dunkles Haar so schütter war, dass sein Schädel bleich darunter hindurchschimmerte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hing sein Blick an mir, dann glitt etwas wie ein feines Lächeln über seine Lippen.
    Seine nächsten Worte entlockten Adrien einen beinah wilden Schrei. Diesmal brauchte es die beiden anderen Männer tatsächlich – ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet –, um ihn von dem dritten fernzuhalten. Aus der Dunkelheit eines Treppenaufgangs ein paar Meter weiter den Gang entlang machte jetzt auch ein junger Mann in hellen Jeans, Rollkragenpullover und Sportsakko – den ich zuvor nicht bemerkt hatte – ein paar Schritte auf die Streitenden zu, hielt dann aber inne, als er sah, dass sein Eingreifen unnötig war. Wieder sagte der Mann bei der Tür etwas – und mit einem Schlag war es totenstill. Ganz langsam sah Adrien zu mir.
    »Du Miststück! Ich hätte dich umbringen sollen.« Der Hass in seinem Ton ließ mich unwillkürlich zurückweichen. Als rechne er damit, dass Adrien seine Worte vielleicht nachträglich in die Tat umsetzen würde, schob Vlad sich halb vor mich. Doch Adrien stand einfach da und maß mich mit einem Blick, unter dem ich hätte verbrennen können. Ich schluckte hilflos, war unfähig auch nur einen Laut hervorzubringen – und zuckte zusammen, als er abrupt kehrtmachte, einen scheinbar achtlos hingeworfenen Motorradhelm vomBoden aufhob und an dem anderen jungen Mann vorbei die Treppe hinauf verschwand. Die beiden schwarz gekleideten Männer ließen ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Der bei der Tür schaute ihm ein Sekunde mit jenem feinen Lächeln seinerseits nach, deutete dann gegen Vlad, Radu und mich eine kleine Verbeugung an und strebte schließlich den Korridor hinunter, den wir gerade entlanggekommen waren. Die beiden Schwarzgekleideten zögerten, verneigten sich schließlich ebenfalls gegen meinen Onkel und meinen Großvater, machten kehrt und bezogen am Ende des Ganges, bei den Stufen in die Tiefe, Stellung. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Radu mich ansah. Vlad hatte sich mit einem ganz ähnlichen Blick zu mir umgedreht; doch er wirkte obendrein ärgerlich. Und ich wusste noch immer nicht weshalb. Aber bevor ich irgendetwas sagen konnte, löste sich der junge Mann endgültig von dem Treppenaufgang und kam auf uns zu. Bisher hatte ich ihm keine wirkliche Beachtung geschenkt, jetzt aber … er war betörend schön, mit hellen, fast himmelblauen Augen, die ihre Farbe ebenso zu wechseln schienen wie Juliens, sodass man glaubte Wolkenschleier in ihnen zu sehen. Sein

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