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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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dunkelblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Jeans und Sakko saßen wie angegossen – maßgeschneidert, was sonst –, ohne übertrieben edel oder teuer zu wirken. Verglichen mit Julien war er klein, nur ein paar Zentimeter größer als ich.
    »Doamne Vlad, Doamne Radu«, grüßte er mit einer kleinen, nur halb ausgeführten Verbeugung. »Princessa.« Die gegen mich fiel ein Stückchen tiefer aus. Ich war nicht sicher, ob er von mir darauf einen Knicks erwartete oder dass ich ihm meine Hand zu einem Handkuss entgegenstreckte, also beschränkte ich mich auf ein Lächeln – das bei Onkel Vlads nächstem Satz auf meinen Lippen gefror.
    »Und was tun Sie hier, Nareszky? Meines Wissens gehörenSie noch nicht zum Rat. Oder sind Ihr Großvater und Ihr Vater innerhalb der letzten dreißig Stunden beide überraschend verstorben?«
    Nareszky? Doch wohl nicht etwa Olek Nareszky? War er der nächste Heiratskandidat, den ich auf Anweisung des Rates kennenlernen sollte? Hier? Während sie Julien den Prozess machten? Das konnte nicht ihr Ernst sein.
    »Nachdem die Princessa auch hier sein würde, hielt irgendjemand aus den Reihen des Rates es wohl für eine gute Idee, wenn ich auch anwesend sei, und hat meinen Vater und meinen Großvater davon überzeugt, mich ebenfalls hierherzuschleifen, damit ich ihr an diesem … Ort der Stille ein wenig die Zeit vertreiben könnte.« Er musterte mich, als versuche er in meinem Gesicht zu lesen, was ich von der Sache hielt. – Wären wir allein gewesen, hätte ich es ihm nur zu gerne in aller Deutlichkeit mitgeteilt. – Seltsamerweise wirkte sein Blick weder unverschämt, noch löste er Widerwillen bei mir aus. – Lag es vielleicht daran, dass um seine Augen etwas wie ein Lächeln zu nisten schien? – Und trotzdem: Wer sagte mir, dass er nicht genauso eine Ratte wie Bastien war?
    »Sie sehen nicht aus, als seien Sie mit besonderem Nachdruck hierhergeschleift worden, Nareszky.« Radu klang milde belustig.
    »Sie kennen doch meinen Großvater, Doamne, er ist durchaus in der Lage, jemanden auch rein verbal von A nach B zu befördern, egal ob dieser jemand will oder nicht. Da mein Großvater allerdings noch immer leidend ist, mein Vater ihn aber aus geschäftlichen Gründen in so kurzer Zeit nicht schon wieder hierherbegleiten konnte, gab er den Kelch an mich weiter, sodass Sie mich in jedem Fall hier angetroffen hätten. – Wobei ich diese Idee vonseiten des Rates nach wie vor für nicht besonders gut halte.« Er verneigte sicherneut leicht vor mir. »Ich bitte um Vergebung, Princessa, das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Ich finde den Anlass dieser Ratsversammlung nur äußerst unpassend als Hintergrund für ein erstes Kennenlernen.«
    Wie recht er hatte.
    »Sagen Sie uns, was hier gerade geschehen ist, Nareszky?« Vlad warf einen Blick in den Raum, aus dem der andere Lamia zuvor gekommen sein musste, ehe er und Adrien aneinandergeraten waren.
    Mit einiger Verspätung wandte Olek seine Aufmerksamkeit von mir ab und meinem Onkel zu. »Es ist niemand mehr dort drin. D’Orané war der Letzte.«
    Mein Herz verpasste seinen nächsten Schlag. Das war Gérard gewesen? O Gott. Ich spürte, wie Nareszky mich mit einem kurzen Blick aus dem Augenwinkel bedachte, ehe er weitersprach.
    »Ich würde es als äußerst unglückliches Zusammentreffen bezeichnen. – Du Cranier kam gerade in dem Moment hier an, als man seinen Bruder nach dessen Befragung in eine der Zellen schaffen wollte. Sie wollten ihn dort die Wirkung der Drogen ausschlafen lassen, bevor man ihn für den eigentlichen Prozess wieder dem Rat vorführt.« Drogen? Von einer Sekunde zur nächsten war meine Kehle zugeschnürt. Ich konnte noch nicht einmal schlucken. Vlad blickte mich an. »Sein Bruder konnte sich nicht wirklich aus eigener Kraft auf den Beinen halten und die Vourdranj waren … nicht besonders duldsam. Du Cranier wollte seinen Bruder stützen, damit sie ihn nicht wie ein halb totes Tier zwischen sich herschleifen würden, aber man verweigerte es ihm. In diesem Moment kam d’Orané aus dem Raum, in dem sie ihn befragt hatten, und teilte Du Cranier mit, sein Zwilling hätte gestanden. Alles !« Alles? Was alles? Da gab es so viel … Solange er ihnen nicht seinen richtigen Namen gesagthatte, war alles gut. In meinem Inneren saß plötzlich ein würgender Knoten. »Den Rest kennen Sie. – Vermutlich war es gar nicht schlecht, dass die anderen Ratsmitglieder, die bei der Befragung anwesend waren, den

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