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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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keinen Bodenkontakt mehr. Ich drückte mich in meinen Sitz, presste die Lider zusammen und kämpfte gegen das Gefühl, innerlich zu verdorren und gleichzeitig in Flammen zu stehen. Nur wie aus weiter Ferne hörte ich die Stimmen meines Onkels und meines Großvaters. Und dann war Radus plötzlich ganz dicht bei mir. Erschrocken riss ich die Augen auf. Er stand direkt vor mir, eben gerade rutschte mein Gurt über meiner Taille auseinander. Ich hatte nicht gemerkt, wie er ihn geöffnet hatte. Unwillkürlich versuchte ich mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Erfolglos.
    »Kann es sein, dass das Blut des Jungen deinen Hunger nicht gestillt hat?«, erkundigte er sich verwirrend freundlich.
    Ich presste die Handflächen gegeneinander. Offenbar war ihm das Antwort genug.
    »Und warum sagst du uns das nicht?« Er ließ ein Schnalzen hören, das beinah wie ein unausgesprochenes › Dummes Kind ‹ klang. »Komm nach hinten. Da ist es bequemer«, sagte er dann und wies mit einem angedeuteten Nicken auf die sofaartige Sitzbank, die hinter seinem und Vlads Plätzen unterhalb der Fenster an der Wand entlang eingebaut war. Mein Onkel hatte seinen Gurt ebenfalls bereits gelöst und beobachtete uns. Nicht nur meine Beine zitterten, als ich Radu dorthin folgte.
    Ohne ein weiteres Wort setzte er sich, schon damit beschäftigt, den Ärmel seines Hemdes aufzuknöpfen und in die Höhe zu rollen. Ich sank neben ihn, die Augen wie hypnotisiert auf sein Handgelenk gerichtet – und schluckte hart, als er es mir einen Moment später hinhielt.
    »Trink.«
    Mein Blick zuckte zu seinem Gesicht, kehrte zu seinem Arm zurück. In meinem Oberkiefer verstärkte sich abermals jener wütende Schmerz. Ich schluckte erneut, streckte schließlich die Hand nach seinem Arm aus, sah ihn wieder an – hilflos.
    Radu stieß etwas aus, das wie ein Fluch klang, als ihm offenbar klar wurde, was mein Zögern bedeutete. »Heißt das, du hast noch nie jemanden gebissen?«
    Elend schüttelte ich den Kopf. Nein, ich hatte noch nie jemandem die Zähne durch die Haut gebohrt, um an sein Blut zu kommen; abgesehen von meinem Wechsel, als ich Julien den Hals aufgerissen hatte. Doch daran konnte ich mich noch immer nicht erinnern.
    Mit einem weiteren geknurrten Fluch schlug Radu sich selbst die unvermittelt langen Fänge in sein Handgelenk und hielt es mir erneut hin. Diesmal brauchte ich keineAufforderung; wie von selbst schlossen meine Hände sich um seinen Arm, presste mein Mund sich auf die Wunde, schluckte ich sein Blut. Es schmeckte … anders, säuerlicher, weniger erdig als Juliens. – Und diesmal ließen Hunger und Gier tatsächlich nach, wurden zu einem fernen Nachhall irgendwo in meinem Inneren. Fast hätte ich vor Erleichterung aufgestöhnt.
    Auch wenn es mir schwerfiel, ließ ich seinen Arm sofort los, als er ihn mir schließlich wieder entzog, beobachtete, wie er die Wunde mit einem Strich seiner Zunge schloss, geradezu gleichgültig den Ärmel seines Hemdes wieder herunterrollte und zuknöpfte. Mit jeder Sekunde brannten meine Wangen mehr. Dann sah er mich an – spätestens jetzt standen sie in Flammen.
    »Nachdem du nicht weißt, wie man richtig beißt, muss ich wohl davon ausgehen, dass der junge Du Cranier dir auch nicht beigebracht hat, wie man jagt?«, erkundigte er sich kühl.
    Auf seinem Sessel ließ Vlad ein Schnauben hören. »Ihr Wechsel ist gerade mal zwei, inzwischen nicht ganz drei Tage her. Ungefähr anderthalb davon hat sie im Flugzeug oder bei mir in Paris verbracht. Wann bitte hätte er sie mit zur Jagd nehmen sollen?« Wie es schien, hatte er uns die ganze Zeit beobachtet. Irgendwie sehnte ich mich plötzlich nach einem Mauseloch. Ich zog Juliens Jacke enger um mich – was Radu dazu brachte, die Stirn zu runzeln. Einen Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, musterte er mich auf diese abschätzende Art, dann schüttelte er mit einem fast ergeben klingenden Seufzen den Kopf.
    »Sei es, wie es sei. Fest steht: Du hast noch sehr viel zu lernen, Mädchen. Das mit dem Trinken sollte für den Augenblick unser größtes Problem sein, aber auch das können wir verbergen, wenn du vorerst nur von Vlad und mir Blut nimmst. Alles andere muss warten, bis wir wieder aus Griechenland zurück sind. Für die Zeit, die wir dort sind, gibt esbedeutend Wichtigeres.« Er griff mich am Kinn und drehte mein Gesicht zu sich, wie um sicherzustellen, dass meine ganze Aufmerksamkeit nur ihm galt. »Deshalb möchte ich, dass du mir jetzt sehr gut zuhörst: Du

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