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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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zuvor.
    Julien neigte in einer nichtssagenden Geste den Kopf.Seine Finger verkrampften sich für den Bruchteil einer Sekunde um die Kettenglieder.
    Einen Moment lang maß Dathan ihn noch kalt, dann richtete er sich wieder auf und verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. »Wer wusste davon, dass Ihr und nicht Euer Bruder, wie Ihr den Rat habt glauben machen, in Ashland Falls bei der Princessa Strigoja sowohl vor ihrem Wechsel zur Lamia als auch danach wart?«
    »Niemand.« Julien musste sich räuspern, ehe er das Wort herausbrachte.
    »Euer Bruder muss es gewusst haben, immerhin hat er offenbar für einige Zeit Euren Platz in Dubai eingenommen«, hielt Dathan milde dagegen.
    »Er ja, gezwungenermaßen.« Er fuhr sich mit der Zungenspitze erneut über die Lippen.
    »Die Männer, die Euch am Flughafen von Bangor aufgegriffen haben, haben nach dem Bericht Doamne Gérards angegeben, dass die Princessa den Namen Julien rief und nicht Adrien , als sie Euch daran hinderten, ihr zu folgen. Und das mehrfach.«
    Alles sah zu mir her. Ich bemühte mich die Blicke gleichgültig zu erwidern. Mein Mund war ausgedörrt. Sollte mich irgendjemand etwas fragen, würde ich keinen Ton herausbringen. Ich war so müde. In meinem Oberkiefer zog der Hunger.
    Julien schaute ebenfalls kurz zu mir her, ehe er knapp nickte. »Ja, sie kannte meinen richtigen Namen auch.«
    »Warum?«
    Verriet das Netz aus feinen Fältchen um seine Augen den Fürsten ebenso seine Anspannung wie mir?
    Ein spöttisches Grinsen erschien auf seinen Lippen. »Mir war nicht danach, den Namen meines Bruders von ihr zu hören, wenn ich bei ihr im Bett war.«
    Es gelang mir gerade noch, ein Keuchen unterzuschlucken.
    »Heißt das, du hast Hand an meine Großnichte gelegt?« Jetzt war es Vlad, der sich vorbeugte. Sehr abrupt. Sein Ton verhieß alle Qualen der Hölle. Radus Hand hatte sich von einer Sekunde zur nächsten in eine Stahlklammer verwandelt. Mit gefährlich schmalen Augen drehte er sich halb zu mir um.
    Ich wich auf meinem Sitz vor ihm zurück. »So war das nicht …«, stotterte ich erschrocken.
    »Da hört Ihr es. Und nein, so war das tatsächlich nicht. Sie war viel zu prüde. Mehr als Kuscheln wollte sie nicht. Und ich habe es nicht nötig, mich einem halben Kind aufzuzwingen.« Juliens Grinsen war noch eine Spur arroganter geworden.
    Was? Fassungslos starrte ich ihn an. Kuscheln? Aufzwingen?
    »Wenn die Princessa noch unberührt war, als ich nach Ashland Falls kam, dann war sie es auch noch, als wir auf dem Flughafen von Bangor getrennt wurden. Über die Zeit davor und danach kann ich nichts sagen.«
    Das Blut schoss mir in die Wangen. Radu holte neben mir scharf Luft und rückte ein Stück von mir ab. Der Fürst auf meiner anderen Seite tat es ihm hastig nach.
    »Wusste sie auch von der Verbannung?« Dathan stellte die Frage scheinbar ungerührt.
    »Natürlich. Ich musste doch dafür sorgen, dass sie vor ihrer Familie nicht meinen richtigen Namen nennt.« Julien hob erneut die Schultern. Wieder schlossen seine Finger sich für einen kurzen Moment fester um die Kette.
    »Kannte sie die Hintergründe der Verbannung?«
    »Nein. Ich habe ihr etwas von Intrigen und Verschwörungen gegen mich und meinen Bruder erzählt. Sie hat jedes Wort geglaubt.« Sein Ton troff vor Hohn, obwohl dieWorte nach wie vor rau und irgendwie undeutlich aus seinem Mund kamen. Sogar rauer und undeutlicher als zuvor. Wahrscheinlich spürte er die Sonne ebenso in den Knochen wie ich – mit dem Unterschied, dass ich sitzen durfte und er stehen musste. Und sein Hunger ihn obendrein vermutlich weitaus schärfer quälte.
    Dathan nickte. »Wünschen die Mitglieder dieses Tribunals ein Kreuzverhör zu dieser Anschuldigung?«, fragte er nach einem weiteren Moment in die Runde. Es war ausgerechnet Lasja, die das Wort ergriff. Ein rascher Blick zu Adrien zeigte mir, dass er die Zähne zusammenbiss. Offenbar rechnete er mit dem Schlimmsten.
    »Doamnej Julien, warum seid Ihr aus der Verbannung nach Dubai zurückgekehrt?« Ihre Stimme war weich und sanft und wunderschön. »Würdet Ihr uns die Gründe dafür nennen?«
    »Es waren keine, die dieses Tribunal gelten lassen würde.«
    »Wir hören trotzdem.«
    Julien runzelte kurz die Stirn, blinzelte abermals. »Mein Bruder hatte den Auftrag erhalten, das Halbblut, das möglicherweise die nächste Princessa Strigoja sein könnte, zu töten. Dabei war er, wie es schien, verschwunden. Ich wollte herausfinden, was geschehen war. – Und notfalls

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