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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Schwindelgefühl ankämpft – oder versucht sich mit aller Kraft wach zu halten und zu konzentrieren. Als er unvermittelt wankte, mussten seine Bewacher hastig zufassen, um zu verhindern, dass er in die Knie ging. Adrien sprang auf, wurde aber mit einer knappen Geste von Pádraig zurückgewinkt. Dathan wartete zwar, bis Julien wieder ohne Hilfe aufrecht stand, doch dann stellte er seine Fragen weiter. Ich schloss die Augen. Nein, sie würden keine Rücksicht darauf nehmen, dass die Sonne am Himmel stand. Er war nur noch ein Vampir, ein Geschaffener. Wie es ihm ging, interessierte sie nicht.
    In meinem Kopf hatte sich das Pochen zu einem Dröhnen gesteigert.
    »Julien Du Cranier, Euch wird weiterhin vorgeworfen, in Eurem Amt als Kideimon versagt und das Blut der Ersten verloren zu haben.« Von einer Sekunde zur nächsten saß ich senkrecht. Sonne und Hunger existierten nicht mehr. »Was habt Ihr dazu zu sagen?« Radus Griff an meinen Arm war wie ein Schraubstock. Ich spürte es kaum, ebenso wenig wie ich die schockierten und aufgebrachten Rufe der anderen Fürsten wirklich wahrnahm. Das konnte nicht sein. Ich starrte Dathan an, sah zu Julien. Woher wussten sie davon? Meine freie Hand stahl sich zu der Kette um meinen Hals. Und wieso … verloren? Das konnte nicht sein …
    »Schuldig.«
    Mein entsetztes Keuchen ging in dem mehrstimmigen Aufschrei der Fürsten unter. Um ein Haar wäre ich – ebenso wie die meisten der Fürsten – aufgesprungen. Einzig Radus Griff hielt mich auf meinem Platz. Nein! Was tat er da?Warum gab er es so einfach zu? Sie würden ihn umbringen! Juliens Augen waren starr auf Dathan gerichtet. Ich schaute zu Adrien. Er war ebenfalls von seinem Stuhl emporgefahren. Blanke Fassungslosigkeit stand auf seinen Zügen.
    »Ruhe!« Dathan hieb mit dem Dolchgriff auf die Tischplatte.
    »Schafft ihn jetzt gleich in die Sonne!«, brüllte der Fürst zwischen Vlad und Mircea. Die beiden Ratsmitglieder links von mir schienen genau das vorzuhaben.
    »Nein!« Ich sprang auf. Radu knurrte und riss mich grob wieder auf meinen Sitz.
    »Ihr könnt ihn nicht ohne Urteil hinrichten!«, begehrte Adrien auf und stieß seinen Stuhl zurück. Juliens Wachen hatten unversehens erneut ihre Dolche in den Händen, fletschten die Fänge. Als hätte ihnen jemand den Befehl erteilt, waren die anderen vier Vourdranj auf einmal ebenfalls im Saal. Olek stand in der Tür. Julien starrte weiter geradeaus.
    »Hinsetzen!«, donnerte Dathan. »Oder Ihr verlasst dieses Tribunal!«
    Einen Augenblick lang war es beinah vollkommen still. Niemand rührte sich. Es war den Fürsten anzusehen, wie sehr es ihnen widerstrebte, dem Befehl nachzukommen, als sie es schließlich doch taten. Als Letzter sank auch Juliens Bruder wieder auf seinen Platz. Auch die anderen Vourdranj kehrten auf ein Nicken von Dathan auf ihre Posten vor der Tür zurück und selbst Pádraig und Juliens zweiter Bewacher steckten ihre Waffen weg.
    Unübersehbar ärgerlich ließ der dunkelhäutige Fürst den Blick über die Anwesenden wandern, ehe er sich endlich wieder Julien zuwandte.
    »Erklärt Ihr uns, wie es dazu kommen konnte, dass Ihr das Blut der Ersten verloren habt?« Dathan stellte seine Frage sogelassen, als habe der Tumult eben niemals stattgefunden – als habe Julien nicht behauptet, das Blut ihrer Ur-Mutter einfach so verloren zu haben. Radus Hand lang weiter unerbittlich um meinen Arm.
    Julien blinzelte mehrmals, beinah als müsse er erst in die Wirklichkeit zurückfinden. »Ich wollte …« Er leckte sich die Lippen. »Ich wollte … es aus seinem Versteck holen und es war nicht mehr da.«
    »Wo war dieses Versteck und warum wolltet Ihr es holen?«
    Ich umklammerte die Armlehnen meines Stuhles mit aller Kraft.
    »In einer Calanque bei Marseille …«
    »Habt Ihr deshalb die Bannung gebrochen, die Doamne Gérard verhängt hat?«
    »Ja.«
    »Warum wolltet Ihr es aus seinem Versteck holen?«
    Abermals fuhr Julien sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie …« Er neigte den Kopf ganz leicht in meine Richtung; die Bewegung genügte, um ihn wanken und halb in die Knie gehen zu lassen. Pádraig fasste zu, bis Julien wieder aufrecht stand. Er räusperte sich. »Sie starb. Nachdem Samuel ihren Wechsel zu früh hatte erzwingen wollen, versagte ihr Körper. Das konnte ich nicht zulassen.«
    Neben mir drehte Radu sich zu mir um. Vlad lehnte sich vor, musterte mich, als versuche er jetzt noch irgendwelche Anzeichen dafür zu finden, dass Julien die Wahrheit

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