Das Blut Des Daemons
sind. Daran kann niemand etwas ändern.«
Der schnaubte verächtlich. »Du bist zuallererst einmal nur noch ein erbärmlicher Geschaffener, Bürschchen.«
»Besser das als eine erbärmliche Kanaille, die Menschen dazu braucht, um die Drecksarbeit für sie zu machen, weil sie selbst nicht genug Rückgrat hat.« Juliens Stimme war zuckersüß und zugleich noch immer irgendwie … rau.
»Genug jetzt!« Dathan donnerte mit der Faust auf den Tisch. Ich widerstand gerade noch dem Drang, den Kopf in den Händen zu vergraben. »Und das gilt für alle!«
Knurrend sank Gérard auf seinen Platz zurück.
Die Blicke, mit denen Dathan sowohl ihn als auch Adrien bedachte, waren unübersehbar ärgerlich. »Die Anschuldigungen, die Doamnej Adrien vorgebracht hat, sind altbekannt, aber sie sind nicht der Grund, warum dieses Tribunal zusammengetreten ist. Wer sie dennoch dazu zu machen versucht, verlässt den Saal und kommt nicht zurück. Seine Stimme wird bei dem Urteil, das wir sprechen, nicht gehört werden.« Warnend sah er ein weiteres Mal in die Runde,dann griff er erneut nach dem Dolch und schlug abermals auf die Tischplatte. Auch Adrien setzte sich wieder – sichtlich widerstrebend.
»Dieses Tribunal hat sich heute hier versammelt, um Recht zu sprechen. Als Angeklagter steht vor uns Doamnej Julien Alexandre« – Alexandre? Ich drückte meine freie Handfläche ein wenig fester gegen das gebogene Ende der Armlehne. Nun ja, ein zweiter Vorname war kein ganz so großer Schock wie der Prinz . – »Du Cranier, zweitgeborener Erbe der Korastaídes-Blutlinie.« Dathan richtete den Blick auf Julien. »Angeklagter, erkennt Ihr dieses Tribunal an?«
»Hab ich eine andre Wahl?« Juliens Antwort entlockte Dathan ein Knurren. Einige der Fürsten schüttelten missbilligend den Kopf, andere murmelten unwillig. Ich presste meine Hand härter auf die Lehne. War er wahnsinnig? Sie würden später das Urteil über ihn sprechen.
»Angeklagter, erkennt Ihr dieses Tribunal an?« Dathans Stimme klang um einiges schärfer als zuvor.
Bitte, Julien, hör auf, sie zu reizen! Ich betete, dass er mein stummes Flehen hörte.
Julien holte übertrieben tief Atem und stieß ihn ebenso wieder aus. »Ja, ich erkenne dieses Tribunal an«, antwortete er dann. Seine Augen gingen von Neuem geradeaus ins Leere.
Offenbar war damit wohl den Formalitäten Genüge getan, denn Dathan nickte und setzte sich nun wie die anderen Fürsten. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meinerseits die Luft angehalten hatte. Unauffällig entließ ich sie wieder aus meinen Lungen. Meine Handflächen waren schweißnass.
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann beugte Dathan sich auf seinem Platz ein wenig vor.
»Julien Du Cranier«, ich war nicht sicher, ob es gut oder schlecht war, dass Dathan Juliens Titel wegließ, »Euch wird vorgeworfen, die von diesem Tribunal verhängte Verbannungnach Dubai absichtlich gebrochen zu haben. – Was sagt Ihr dazu?«
»Wenn Ihr erlaubt, Dathan«, Gérard deutete im Sitzen eine höfliche Verbeugung an. »Er hat auch die von mir verhängte Bannung aus Marseille gebrochen.«
Der dunkelhäutige Fürst schüttelte den Kopf. »Wie Ihr sagt, Doamne: Die Bannung aus Marseille wurde durch Euch ausgesprochen und nicht durch den Rat. Daher ist sie heute vor diesem Tribunal des Rates weder angeklagt noch wird sie verhandelt.«
Ärger glitt über Gérards Züge. Dathan ignorierte es und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Julien zu. »Julien Du Cranier, was sagt Ihr zu dem Vorwurf?«
Für eine Sekunde presste der einmal mehr die Lider aufeinander, ehe er geradezu beleidigend gleichgültig die Schultern zuckte. Die Kette knirschte leise. »Da Monsieur d’Orané …«
»Doamne«, fauchte der dazwischen.
Erst jetzt nahm Julien den Blick aus dem Nichts und richtete ihn auf Gérard. Sein Mundwinkel hob sich in einem verächtlichen Lächeln. »… Monsieur Gérards Handlanger mich auf dem Flughafen von Bangor abgefangen haben und es wohl auch Beweise für eine erst kürzliche Anwesenheit meiner Person in Marseille gibt«, seine Augen wanderten weiter zu Dathan, wieder ein Schulterzucken, »wird dem wohl so sein.«
Ich schloss die Lider. Hör auf damit, Julien, bitte! Als ich sie wieder öffnete, stand auf Dathans Stirn eine scharfe Falte. Eben beugte er sich noch weiter vor. »Vielleicht wäre dem Angeklagten etwas mehr Respekt gegenüber den Anwesenden angeraten«, schlug er frostig vor. Seine Eckzähne schienen ein Stück länger als
Weitere Kostenlose Bücher