Das Blut Des Daemons
Adrien stammte.
»Aber ja. – Ich verspreche Euch auch, selbst dafür zu sorgen, dass mit ihm möglichst … behutsam umgegangen wird, wenn Euch das den Abschied leichter macht.« Er hob die Schultern. »So ist er auch in diesem Zustand noch zu etwas nütze, oder? – Und es ist seine Pflicht …«
Pflicht? Nütze? Die Bilder waren plötzlich da: Julien auf einen Stahltisch geschnallt. Schreiend. Sich in seinen Fesseln windend. Unzählige Kanülen, aus denen sein Blut in irgendwelche Behälter rann. Experimente, die sie damit anstellten. Experimente, die sie mit ihm … Mein Magen zog sich zusammen. Mit einem Mal war ein bitterer Geschmack in meinem Mund. »Nein!« Nun machte ich doch einen Schritt zurück. »Nein! Ich werde ihn Euch nicht einfach als … als Laborratte überlassen! Niemals! Nur über meine Leiche!«
»Das lässt sich einrichten, wenn Ihr darauf besteht.« Ehe ich noch weiter zurückweichen konnte, hatte St. James mich am Arm gepackt. »Übergebt ihn uns …« Es tat weh. Julien brüllte auf. Ein dumpfes Klatschen. Das Brüllen endete abrupt. Adrien schrie. Ich fuhr herum, mein Arm noch immer in St. James’ Griff. Julien lag am Boden. Beide Hände ander Kehle. Krümmte sich. Würgte. Hustete. Röchelte. Seine Augen hingen an mir. Jetzt wieder tiefrot. Die Fänge in einem stummen Aufschrei gefletscht. Der Vourdranj zu seiner Linken hatte die Hand schon wieder zum Schlag erhoben. Mein Arm war noch immer in St. James’ Griff. Er zerrte daran. Hielt mich fest. Ließ mich nicht zu Julien. Zu Julien, der noch immer keine Luft bekam. Unvermittelt schnürte Hass mir die Kehle zu. Etwas in mir zerbrach. Wie konnten sie es wagen, Hand an ihn zu legen? Hand an mich zu legen? Wir hatten ihnen beide NICHTS getan. GAR NICHTS! Ich fuhr zu St. James herum. Er sagte etwas. Ich verstand ihn nicht. Er hielt mich noch immer fest. Ließ mich nicht zu Julien. Wie konnte er es wagen … Ich sah zu Julien zurück. In seine roten Augen. Es war plötzlich da. Dunkel. Zornig. Ein Ruck an meinem Arm. Ich fuhr erneut zu St. James herum. Rollte über mich hinweg; durch mich hindurch. Nahm mir den Atem. Auf einmal war St. James’ Hand von meinem Arm verschwunden. Schreie. Nein, Kreischen. Meine Welt schrumpfte zu etwas Grauem. Irgendwo hinter mir krachten die Saaltüren auf. Da lag etwas vor mir auf dem Boden. St. James. Die Welt wurde noch ein bisschen grauer. Ich blinzelte. Warum war ich auf den Knien? Auf einmal waren noch mehr dunkle Gestalten um uns herum; zwischen uns und dem Rat. Vourdranj. St. James lief Blut aus Mund und Nase. Aus den Ohren und den Augen auch. Eine Hand zog mich vom Boden hoch. Sie würden uns töten. Ich hatte unsere letzte Chance verspielt. Ich war schuld. Jemand sagte etwas. Hart und kalt. Und sehr entschieden. War das Pádraig? Die Stimme klang wie seine. Die Hand schob mich zum Ausgang des Saales. Sie gehörte einem Vourdranj. Sie würden uns töten. Wo war Julien? Ich versuchte mich umzudrehen. Meine Beine bewegten sich gegen meinen Willen. Eine Hand packte meine. Eine andere Hand. Juliens Hand. Der Vourdranjzog mich weiter. Wo war Adrien? Und Olek? Sie würden uns töten …
Drei Stunden später saß ich in Oleks Privatjet auf dem Weg nach … ich wusste nicht wohin, hatte die Beine an den Leib gezogen und die Arme darum geschlungen. Nur allmählich ließ die Panik in meinem Inneren nach. Sie hatten uns im Laufschritt durch die Korridore des Klosters ins Freie geführt. In aller Hast auf die Rückbank eines alten Jeeps verfrachtet. Dann war es trotz der Dunkelheit in halsbrecherischem Tempo über irgendwelche schlaglochzerfressenen Nebenstraßen gegangen – während Julien in meinen Armen immer schwerer zu werden schien. Bis zu einer Landebahn, die ich niemals als solche erkannt hätte, auf der uns ein kleiner Jet erwartete. Alles, was ich irgendwann begriffen hatte, war, dass sich ein Teil der Vourdranj gegen den Rat gestellt hatte. Weil der dabei war, Recht und Tradition nicht nur nach eigenem Gutdünken zu beugen, sondern mit Füßen zu treten. Und das bei einem der Ihren. Pádraig hatte den Befehl gegeben, Julien und mich aus dem Kloster zu bringen und so fürs Erste dem Zugriff der Fürsten zu entziehen. Olek hatte seinen Privatjet – wie er und Adrien ursprünglich geplant hatten – für unsere Flucht zur Verfügung gestellt.
Julien lag mir schräg gegenüber auf einer Sitzbank und schlief. Offenbar hatte Olek den Piloten genau instruiert, denn sämtliche Fenster waren penibelst
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