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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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musste ohnmächtig geworden sein, denn als sich meine Gedanken allmählich wieder aus dem Dunkel lösten, prasselte Regen gegen die Scheiben. Der Himmel war grau und verhangen. Von meinem Bett aus konnte ich die Bäume sehen, die das Hale-Anwesen und den Zufahrtsweg als kleines Wäldchen umgaben. Sie wirkten düster und bedrohlich. Die Spuren unseres zweiten Versuchs waren verschwunden. Julien saß auf meinem Schaukelstuhl, vornübergebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Händen vergraben. Doch kaum dass ich mich regte, fuhr er hoch, kam zu mir herüber und kauerte sich vor mein Bett, nichts als Sorge im Blick.
    »Wie lange war ich weggetreten?«, murmelte ich, noch immer irgendwie groggy.
    »Ungefähr eine Dreiviertelstunde.« Doch nicht so lange, wie ich vermutet hatte. Seine Augen glitten über mich, als suche er nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass es mir besser ging – oder schlechter. »Wie fühlst du dich?«
    Einen Moment horchte ich in mich hinein. »Okay«, antwortete ich schließlich. Der Schmerz in meinem Inneren war einem dumpfen Brennen gewichen. In meinem Mund war ein fauliger Geschmack. Meine Zunge fühlte sich pelzig an. Aber ansonsten … »Müde.« Was allerdings nichts Neues war. Müde war ja zusammen mit etwas schwindlig und leichten Magenschmerzen und/oder Übelkeit mein aktueller Dauerzustand. Die nächsten Worte fielen mir deutlich schwerer. »Nicht anders als vorher.« Zumindest nicht im Sinne von besser .
    Für eine Sekunde presste Julien die Lippen zu einem harten, schmalen Strich zusammen, doch schon in der nächsten war ihm nicht mehr anzusehen, was er davon hielt. Offenbar erhofften wir uns beide zu schnell zu viel.
    »Brauchst du irgendetwas?« Er maß mich wieder mit diesem forschenden Blick.
    »Nein. – Oder doch: ein Bad.« Wenn es mir gar zu schlecht ging, hatte ein heißes Bad mit ein paar Tropfen Zitronen- und Minzöl zuweilen geholfen.
    Julien hob eine Braue.
    »Keine Sorge, ich werde nicht in der Wanne ertrinken«, versuchte ich ihn mit einem kleinen Lächeln zu beruhigen. Anscheinend wirkte es nicht ganz, aber zumindest nickte er nach einem kurzen zweifelnden Zögern dann doch.
    »Aber warte bitte, bis ich wieder da bin.« Er erhob sich, während ich mich gleichzeitig aufsetzte. Langsam. Ich musste den Raum nicht schon wieder zum Schwanken bringen.
    »Wo gehst du hin?«
    »Ich will Adrien nicht ewig im Keller festhalten.« Auch wenn er versuchte locker zu klingen, die Art, wie er sich durchs Haar fuhr, verriet seine Anspannung. »Und er kann ohnehin nichts mehr verhindern …«
    Ich nickte. Natürlich. Adrien würde wütend genug sein. Ihn länger als nötig dort unten schmoren zu lassen, war seiner Laune sicher nicht förderlich. »Glaubst du, er weiß, dass du dein Versprechen schon gehalten hast?« Ein Versprechen, das Julien seinem Zwilling am Flughafen von Bangor gegeben hatte, als der nach Dubai geflogen war, um dort seine Stelle als Julien Du Cranier einzunehmen: den Mistkerl zur Stecke zu bringen, der ein Stück südlich von Ashland Falls mehrere junge Frauen vergewaltigt und umgebracht hatte. Die Polizei hatte ihn ein paar Tage später dank eines anonymen Tipps in einem Waldstück gefunden. Erhängt – auch wenn die Autopsie ergeben hatte, dass sein Genick nicht gebrochen gewesen war, sondern dass er sehr langsam erstickt sein musste. Unter einem Stein hatten die Ermittler sein Geständnis gefunden. Auch Kate, eigentlich Kathleen, wäre beinah zu einemseiner Opfer geworden, hätte Adrien sie nicht vor ihm gerettet. Zum Dank hatte sie wiederum ihm geholfen und war so letztlich in Bastiens Rachespielchen mit hineingezogen worden – und hatte auf diese Weise erfahren müssen, dass es Vampire wirklich gab und dass Adrien nicht einfach nur an der Wahnvorstellung litt, einer zu sein – anders hatte sie es sich nicht erklären können, dass er sie irgendwann halb verrückt vor Hunger angefallen und ihr Blut getrunken hatte –, sondern tatsächlich einer war. Ob er ihr darüber hinaus den Unterschied zwischen Vampiren und Lamia erklärt hatte, wusste ich nicht. Was ich allerdings mit ziemlicher Sicherheit wusste, war, dass er sich in sie verliebt hatte – und sie damit für Bastien zu einer Waffe gegen Adrien geworden war. Bei Kates Gefühlen Adrien gegenüber war ich mir jedoch nicht sicher. Sie hatte ihn nicht nach Dubai begleiten wollen und sich zudem Bedenkzeit ausgebeten.
    Julien hob die Schultern.
    »Dann sag es ihm. – Und dass Kate zu

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