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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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leben. Es ist gut, wie es ist.« Er wandte sich mir wieder zu. »Und es ist nicht deine Schuld, Dawn.«
    Nein? Wessen dann? Ich biss mir auf die Zunge, um es nicht laut zu sagen. Was würde ich noch alles ruinieren, nur durch meine bloße Existenz?
    »Was tust du eigentlich hier unten?«
    »Ich habe euch reden gehört und da …«, ich räusperte mich – schon Ella hatte mir eingebläut, dass Lauschen eine Untugend war – und gab ein erschrockenes Quietschen von mir, als Julien mich ohne Vorwarnung hochhob und mit einem trockenen »Aha« die Treppe hinaufzusteigen begann. Meinem Magen gefiel die plötzliche Haltungsänderung nicht wirklich. Ich schluckte die Ansätze seines Protestes wieder unter und legte Julien einen Arm um den Hals. Mit der freien Hand versuchte ich zu verhindern, dass mein Bademantel noch weiter auseinanderklaffte, als er es ohnehin schon tat.
    »Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass du mich wie einen Mehlsack durch die Gegend schleppst?«, erkundigte ich mich nach der Hälfte der Stufen. Es fiel mir ein bisschen schwer, spöttisch zu klingen.
    »Einen Mehlsack würde ich anders durch die Gegend schleppen. – Aber ich habe nichts dagegen, es zur Gewohnheit zu machen. Du musst es mir nur sagen, falls du solche Wünsche hegst.« Er sprach, als seien er und sein Zwillingsbruder nicht gerade erst im Streit auseinandergegangen. Ich lehnte den Kopf gegen seine Schulter.
    »Julien.«
    »Hm?« Ich war nicht schnell genug, um im ersten Stockdie Badezimmertür mit der Hand aufzudrücken, bevor er ihr einen kleinen Tritt versetzte, damit sie aufschwang. Darauf bedacht, nirgends mit mir anzustoßen, trug er mich hindurch.
    »Ich kenne dich inzwischen lange genug: Du musst nicht versuchen, mir irgendetwas vorzumachen.«
    Ich konnte spüren, wie er langsam Atem holte. »Wenn du mich schon so gut kennst, dann lass es auf sich beruhen – und hör vor allem auf, dir selbst darüber Gedanken zu machen.« Er stellte mich vor der frei im Raum stehenden Wanne auf die Füße und sah auf mich herab. »Und auch keine Vorwürfe!«
    »Julien …«
    »Nein! Adrien trifft seine Entscheidungen und ich treffe meine. Wenn er mit meinen nicht leben kann, ist das sein Problem und nicht meines – und deines schon gar nicht. Und jetzt lass es gut sein. Bitte.«
    Es war dieses letzte ›Bitte‹, das mir endgültig klarmachte, dass die Wunde bereits tief genug war – auch ohne dass ich weiter in ihr bohrte. Also beschränkte ich mich auf ein halblautes »In Ordnung« und beugte mich über die Wanne, um den Stöpsel in ihren Boden zu stecken. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde mir schwarz vor Augen. Ich erwischte den gegenüberliegenden Rand im letzten Moment und biss die Zähne zusammen. Nein, ich würde die Hilfe meines Freundes nicht benötigen, um Wasser in diese Wanne einzulassen!
    Hatte ich tatsächlich angenommen, Julien würde mein hastiger Griff an die andere Wannenseite entgehen? Dann war ich ein noch größeres Schaf, als ich bislang geglaubt hatte.
    Er wollte mir den Arm um die Mitte legen, doch ich stieß knurrend seine Hand fort, zwang den Stöpsel mit mehr Gewalt als nötig in den Ablauf, langte nach der Mischbatterieund drehte energisch das Wasser auf. Zu heiß. Natürlich. Ich regulierte noch eine halbe Minute daran herum, bis ich mit der Temperatur zufrieden war, und richtete mich schließlich auf. Julien war ein wenig in Richtung der halbrunden Duschkabine in der Ecke zurückgetreten, um mir mehr Platz zu lassen – noch immer bereit, jederzeit zuzufassen. Er sagte nichts. Noch nicht. Aber so, wie er mich ansah, würde ich um die Standpauke nicht herumkommen. Immerhin hätte ich ja das Gleichgewicht verlieren und kopfüber in die Wanne stürzen können .
    Mein Handy rettete mich, da es genau in diesem Augenblick in meinem Zimmer losbimmelte.
    »Gehst du schnell?« Ich setzte meine allerbeste Bitte-bitte-Miene auf.
    Juliens Knurren war weitaus beeindruckender als meines. Doch er machte kehrt und stürmte aus dem Bad. Dass er mir über die Schulter »Rühr dich nicht!«, zuzischte, überhörte ich schlicht. Das Handy gab immer energischer Laute von sich und ich überlegte, wo ich es zuletzt gesehen hatte, während ich das Fläschchen mit dem Zitronen-Minze-Badeöl aus meiner Hälfte des Badezimmerregals nahm und ein paar Tropfen ins Wasser goss. Sofort erfüllte sein frisches Aroma den Raum. In meinem Zimmer verstummte das Handy. Ich hörte Julien sich mit seinem üblichen »Ja« melden. Doch abgesehen

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