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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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gerade gesagt hatte, war es doch bei unserem ersten Versuch einzig Juliens Blut gewesen, das die Schmerzen gelindert hatte.
    Sekundenlang sah Julien mich an, ehe er endlich nickte. Ich nahm ihm das Glas ab, setzte an und trank – und versuchte nicht zu schmecken. Erfolglos.
    Zäh und bitter und tot. Der Brechreiz war sofort da. Ich schluckte weiter, gegen das Würgen an. Die Bestie erwachte brüllend, hieb ihre Klauen in mein Inneres und zerfetzte es. Langsam und genüsslich. Und trotzdem trank ich weiter, zwang ich mich dazu. Bis das Glas leer war. Es wäre mir aus der Hand gefallen, hätte Julien nicht blitzschnell zugegriffen.
    Hilflos sank ich gegen ihn, rutschte tiefer, auf das Bett zurück, krümmte mich und stöhnte, presste mir die Fäuste in den Leib und versuchte gegen den Schmerz zu atmen, kämpfte gegen die Tränen. Ich hatte es so gewollt. Es war meine Entscheidung gewesen. Auch wenn das hier schlimmer war als meine Anfälle: Es war den Preis wert! Ich wollte leben! Bei Julien bleiben. Wollte es mit aller Kraft …

    D ie Fotos waren leicht unscharf. Eben die schlechte Qualität, die man von den Urlaubsbildern eines Touristen erwartete. Der Vieux Port. Offenbar von irgendeinem Hotelzimmer aus aufgenommen. Das Wasser glitzerte in der Sonne. Boote spiegelten sich auf seiner Oberfläche. Allerdings kündigten die Wolken am Horizont bereits den Wetterumschwung an. Er zog die Vergrößerung heran. Grobkörnig, aber das Wichtige darauf gut auszumachen: ein junger Mann, der eines der Verleih-Rennboote vom Steg losmachte. Schlank, groß, schwarzes Haar, das ein Stück zu lang war, dunkle Jacke und ebensolche Hosen. Offenbar wusste er sehr genau, was er tat. Die Züge waren unverkennbar.
    »Er ist euch also entwischt, Jérôme.« Er schob die Abzüge auf der Platte des Ebenholzschreibtisches von sich. Die schweren Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, um das Sonnenlicht auszusperren. Heute war wieder einer der Tage, an denen er gezwungen war, wie ein elender Vampir im Dunkeln dahinzuvegetieren.
    Auch die letzte Testreihe hatte sich als unbrauchbar erwiesen. Und nachdem Bastien so jämmerlich versagt hatte, hatte er es noch nicht einmal wagen können, seine Pläne bezüglich der Kleinen weiter voranzutreiben. Solange er nicht wusste, ob Vlad oder einer seiner Brüder über die Geschehnisse in der Nacht zu Allerheiligen informiert war, konnte er nichts unternehmen. Dabei lief ihm die Zeit davon. Doch das Risiko, dass Vlad sie nach Paris bringen ließ, war zu groß. War sie erst einmal dort, war sie endgültig außerhalb seines Zugriffs. Dabei war ihr Blut möglicherweise der Schlüssel, um die Krankheit zu bekämpfen, die ihn – und unzählige andere Lamia aus den alten Blutlinien – bei lebendigem Leib allmählich zerfraß. Verflucht sollst du sein, Julien .
    Der Mann auf der anderen Seite seines Schreibtisches nickte. »Als Thierry mit den Abzügen zu mir kam, hatte erbereits einiges an Vorsprung. Dem Bootsverleiher hatte er ein falsches Ziel genannt. Und einen Namen, den er noch nie zuvor benutzt hat. Wir haben seine Witterung zwar kurzfristig draußen in einer der Calanques gefunden, sie aber wieder verloren. Ich nehme an, dass er Marseille bereits wieder verlassen hat, genau weiß ich es allerdings nicht. – Leider kann ich nicht sagen, welcher der beiden es war.«
    Er schnaubte. »Julien würde die Kleine nicht allein lassen. Vor allem jetzt nicht mehr, da er dank Bastien weiß, dass ich schon zu Samuels Zeiten in die ganze Sache verwickelt war.«
    »Also Adrien. – Meinst du, er spinnt wieder eine seiner Intrigen?«
    Mit einem leisen Schnalzen schüttelte er den Kopf. »Er hat nie damit aufgehört, Jérôme. – Ich frage mich, wer sein Spitzel hier in Marseille ist. Und was so wichtig ist, dass er hierherkommen und sich persönlich mit ihm treffen musste.«
    »Ich finde es heraus, Doamne. Und ich treibe ihn aus seinem Versteck, falls er wider Erwarten doch noch in Marseille sein sollte.«
    Er neigte den Kopf. Nicht umsonst war Jérôme seine rechte Hand. Schon damals, als die Deutschen in der Stadt waren, hatte er sich auf ihn verlassen können.
    Der andere räusperte sich. »Wirst du den Rat darüber in Kenntnis setzen, dass er die Bannung gebrochen hat?«
    »Und riskieren, dass sie sich in die Sache einmischen? Nein.«
    Jérôme nickte, als habe er nichts anderes erwartet. Natürlich nicht. Er kannte seine Pläne mit Sebastiens Zwillingen. Der Rat spielte darin keine Rolle.

Hoffnung …
    I ch

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