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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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schafft? Keine Dawn, kein Julien. Die Rechnung ist ganz einfach.
    Ein Pärchen kommt aus einem Haus, ein Stück weiter die Davis Street hinauf. Sie steigt in einen am Straßenrand geparkten Wagen. Er bleibt zurück, sieht ihr nach, wie sie davonfährt. Ich wechsle die Richtung, gehe auf ihn zu. Er dreht sich um, schaut mich an. – Nummer vier!

Desaster
    J ulien wird mit mir schlafen! Und ich hatte keine Ahnung, ob ich mich schuldig fühlen sollte, weil ich ihn darum gebeten hatte.
    Seit wir uns kannten, hatte er sich geweigert, mit mir bis zum Äußeren zu gehen. Um mich nicht in Gefahr zu bringen, weil er fürchtete, dabei die Kontrolle zu verlieren. Warum er jetzt eingewilligt hatte … ich wusste es nicht. Der Gedanke, dass er es möglicherweise nur aus Mitleid tat, war mir unerträglich. Aber ergab es dann überhaupt Sinn, dass er bisher nicht bereit gewesen war, den letzten Schritt zu tun? Ich holte tief Atem. Nein! Ich hatte in der ganzen Zeit keine Fragen gestellt. Ich würde es auch heute Nacht nicht tun, wenn ich bekam, was ich wollte.
    In der vergangenen halben Stunde hatte ich mein Bett frisch bezogen – dunkelgrüner Seidensatin erschien mir für das, was wir vorhatten, passender als orangegelber Seersucker. Dabei musste ich allerdings immer wieder innehalten und mich sogar einmal hastig setzen, weil das Wanken in meinen Kopf völlig unberechenbar kam und ging. Jedoch ohne wieder gänzlich zu verschwinden.
    Die Plastikschüssel von meinem Nachttisch hatte ich unters Bett geschoben, als könne ich so auch den permanent anwesenden dünnen Schmerz in meinen Eingeweiden darunter verbannen, und hoffte dabei inständig, dass ich währenddessen von einem meiner Anfälle verschont bleiben würde. Anschließend war ich auf die Suche nach Kerzen gegangen. Mein ›erstes Mal‹ hatte ich mir immer bei romantisch gedämpftem Licht vorgestellt, und die Lampe auf meinem Nachttisch oder die auf dem Schreibtisch wollte da so gar nicht als Leuchtquelle passen – von der an der Decke ganz zu schweigen. In der Vorratskammer hatte ich einen Beutel Teelichter gefunden – mehr, als ich brauchte. Für ein halbes Dutzend gab es in meinem Zimmer passende Steinschälchen, für ein weiteres beschloss ich einen Satz Gläser zweckzuentfremden. Doch auf dem Weg die Treppe zurück nach oben wären sie mir um ein Haar aus den Händen gefallen, als mich auf halber Höheeine Schmerzattacke in die Knie zwang und mit einem Schlag beinah jedes Gefühl aus meinen Händen wich. Es hatte ungefähr zehn Minuten gedauert, bis ich wieder von der Stufe aufstehen und die restlichen in den ersten Stock bewältigen konnte. Die Teelichter danach in meinem Zimmer zu verteilen war dagegen fast ein Kinderspiel. Aber seitdem war in meinen Eingeweiden ein dumpfes Feuer, das sich langsam, aber unaufhaltsam immer weiter durch meine Adern fraß.
    Das Badlicht brannte unerträglich grell in meinen Augen, während ich mit beiden Händen den Waschbeckenrand umklammerte und mein Gesicht im Spiegel darüber anstarrte. Über dem Kragen meines Bademantels zeichnete sich die knapp handtellergroße Narbe ab, die Samuels Biss an meinem Hals hinterlassen hatte. Und auch wenn sich Juliens Vorhersage bewahrheitet hatte und sie allmählich zu verblassen begann: Sie war immer noch da! Zwar nicht mehr ganz so schrumplig und rot wie zu Anfang, dennoch schnürte ihr Anblick mir nach wie vor regelmäßig die Kehle zu.
    Ich zwang mich den Blick von ihr loszureißen. War es möglich, dass die violetten Ringe unter meinen Augen noch ein Stück dunkler waren als heute Morgen? – Ich wollte es nicht wissen. Sollte ich versuchen sie mit Make-up abzudecken? Sollte ich überhaupt welches auflegen? Mascara? Kajal? Lidschatten? Lippenstift? – Nein, Lippenstift auf gar keinen Fall. Aber vielleicht ein wenig Lipgloss. – Später! Jetzt wollte ich noch einmal schnell unter die Dusche. Dieses Mal dachte ich daran, mir Handtücher in Griffweite zu legen, und stieg in die Duschkabine. Wenn ich gehofft hatte, das warme Wasser würde helfen, die Schmetterlingsinvasion in meinem Magen ein wenig zu beruhigen, hatte ich mich getäuscht.
    Julien wird mit mir schlafen. Der Gedanke kam immer wieder. Und jedes Mal klopfte mein Herz schneller.
    Eine gute Viertelstunde später stand ich vor meinemKleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Was fast schon ein wenig lächerlich war, schließlich ging es nicht darum, mich zum Ausgehen in Schale zu werfen – und obendrein würde ich

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