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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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»Nicht!« ließ mich innehalten. Unsicher schaute ich zu ihm hin. Mein Herz klopfte wie verrückt. Langsam kam Julien auf mich zu, ins Licht der Kerzen – und ichschnappte nach Luft: Er sah aus wie achtzehn. Allerhöchstens neunzehn.
    Mit einem irgendwie reumütigen Lächeln blieb er vor mir stehen. »Ich hätte dich vielleicht vorwarnen sollen, wie?«
    »Was hast du gemacht?« Ich hob eine Hand zu seinem Gesicht, wagte es aber nicht, ihn zu berühren. Auch wenn ich selbst nicht verstand, warum.
    »Je mehr ich trinke, umso jünger wirke ich – oder umgekehrt. Zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens. Und wenn ich ein bestimmtes Maß überschreite.« Sein Lächeln wurde gefährlich. »Deshalb konnten Adrien und ich auch in der Vergangenheit immer wieder die Plätze tauschen, obwohl ich meinen Wechsel ein paar Jahre vor ihm hatte.«
    »Wie viele …?« Das Wort Opfer brachte ich nicht heraus. Es war auch nicht nötig.
    »Fünf. – Aber das ist nicht von Bedeutung. Was allein zählt, ist, dass ich nicht die Kontrolle verliere.« Abermals nahm seine Stimme diesen sanften Klang an. »Lass mich. Bitte.« Erst als er nach dem Gürtel meines Bademantels griff, wurde mir klar, was er meinte. Ich brauchte einen etwas zittrigen Atemzug, ehe ich nickte und die Hände sinken ließ.
    Unendlich bedächtig zog er ihn auf – Zentimeter für Zentimeter. Sein quecksilberner Blick in meinem, unverwandt, zärtlich. Ich stand einfach nur da und wagte kaum zu atmen. Mein Mund war ausgedörrt. In meinem Inneren wirbelten die Schmetterlinge. Endlich klaffte mein Bademantel auseinander. Ich schluckte, hart und trocken. Juliens Hände hoben sich zu meinen Schultern, schoben den Kragen über ihnen geradezu quälend langsam auseinander, ließen ihn abwärtsrutschen, zu Boden fallen. Kehrten zu meinem Hals zurück, strichen über die kleine Kuhle unter meiner Kehle, das Schlüsselbein, streiften die Spaghettiträger auf dem Weg zu meinen Armen und zogen sich zurück.
    »Wunderschön«, murmelte er, noch immer, ohne die Augen aus meinen zu lösen. Er klang geradezu ehrfürchtig. »Dreh dich einmal. Für mich. Bitte.« Meine Wangen wurden heiß. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte ich, bevor ich tat, worum er gebeten hatte. Wandte den Kopf, um ihn weiter anschauen zu können. Die Seide strich kühl über meine Haut. Sein Blick glitt über mich, abwärts, zu meinen Knöcheln, wieder empor, kehrte zu meinem Gesicht zurück.
    »Eh bien, qui es-tu et qu’est-ce que tu as fait avec ma Dawn?«, flüsterte er nach einem tiefen Atemzug. Meine Verwirrung musste mir ins Gesicht geschrieben sein, denn ein kurzes Lächeln huschte über Juliens Lippen. »Wer bist du und was hast du mit meiner Dawn gemacht?«, übersetzte er mir, ehe er meine Hand ergriff, mich ganz dicht zu sich zog und einen Kuss auf meine Knöchel hauchte. »Du bist unbeschreiblich schön.«
    Wenn mir das Blut noch heißer in die Wangen steigen konnte, dann tat es das in diesem Moment. »Und du hast eindeutig zu viel an.« Lieber Himmel, hatte ich das eben tatsächlich gesagt? Wo war das nächste Mauseloch? Oder vielleicht könnte sich kurz bitte der Boden unter mir auftun, damit ich in ihm verschwinden konnte. Ich wagte es kaum, zu Julien aufzusehen. In seinem Mundwinkel schien wieder dieses Zucken zu sitzen.
    »Wenn du das sagst …« Aufreizend langsam hob er die Hände zum obersten Knopf seines Hemdes.
    »Nein!« Sagte man nicht: Angriff ist die beste Verteidigung? Vielleicht merkte er dann nicht, wie nervös ich wirklich war. Julien hatte fragend eine Braue gehoben. »Ich bin dran!«
    Gehorsam nahm er die Hände wieder herunter, überließ es mir, sein Hemd aufzuknöpfen. Ich spürte den Blick, mit dem er meine Bemühungen verfolgte. Meine Finger bebten so sehr, dass ich es kaum schaffte, den Knopf durch das Lochzu zwängen. Der nächste. Das Flattern in meinem Magen nahm weiter zu, breitete sich immer mehr in mir aus. Dieses Loch war noch enger als das erste. Konnte man an akuter Nervosität sterben?
    »Dawn.«
    Verbissen hielt ich meine Augen auf Juliens Brust gerichtet, kämpfte weiter mit dem Knopf. Wie viele waren es noch? Vier? Fünf? Wenn ich so weitermachte, würde ich die ganze Nacht dazu brauchen.
    »Dawn!« Ich zuckte zusammen, als Julien meinen Kopf sanft in beide Hände nahm und mich dazu brachte, ihn anzuschauen. »Ganz ruhig, Dawn.« Sein Blick fand meinen, hielt ihn erneut fest, quecksilbern und unergründlich. Ich hätte in ihm ertrinken können. Behutsam

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