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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hätte ich gestöhnt. Ich biss die Zähne zusammen. Julien hantierte mit zwei schmalen, matt glänzenden Metallstücken im Zündschloss herum – und gleich darauf erwachte der Motor zum Leben.
    Ohne mich anzusehen, zog er die Tür auf seiner Seite zu – ich warf einen hastigen Blick zum Haus hin, nirgendwo ging das Licht an – und fuhr los. Langsam. Leise. Bis zur nächsten Kreuzung. Erst dort gab er Gas. Die Tachonadel schnellte in die Höhe und der Mustang machte einen Satz. Ich drehte mich auf meinem Sitz um und sah noch einmal zum Haus der Hallerns zurück. Nach wie vor war dort alles dunkel. Doch erst als wir um die nächste Ecke gebogen waren, wagte ich es, mich ein klein wenig zu entspannen. – Lieber Himmel, wir hatten gerade Neals Auto gestohlen! Julien nahm mir das Etui ab und ließ es in seiner Jacke verschwinden. Wie zuvor in der Vette kauerte ich mich in meine Ecke, rieb mir übers Gesicht. – Wir hatten Neal Hallerns Mustang gestohlen! – Ich konnte nur hoffen, dass wir nicht ausgerechnet heute Nacht in eine Polizeikontrolle gerieten. Aber bei dem Hunger, der in mir brannte, war das im Augenblick mein kleinstes Problem. Julien war so nah … so nah … Ich drängte mich fester gegen die Tür, presste das Gesicht gegen die Scheibe und versuchte mich auf den Geruch des Glases zu konzentrieren – bis Julien direkt hinter der Stadtgrenze von Ashland Falls in einen Waldweg einbog, den Mustang nach ein paar Metern zum Stehen brachte. Erstaunt drehte ich mich zu ihm um. Ich hatte die Bewegung noch nicht ganz zu Ende geführt, da hielt er mir schon seinen Arm hin, die Innenseite nach oben. Mit der anderen Hand umklammerte er das Lenkrad.
    »Trink!« Das Wort war ein Befehl. Er blickte starr geradeaus.
    Hatten meine Eckzähne sich zuvor zumindest ein kleinesStück in meinen Kiefer zurückgezogen, schoben sie sich jetzt wieder weiter daraus hervor. Ich konnte das Blut in den Adern an seinem Handgelenk pochen sehen. Beinah glaubte ich, seinen Geschmack schon auf der Zunge zu haben …
    »Mach schon!«
    Ich schrak zusammen, riss meine Hände zurück, die sich schon halb nach seinem Arm ausgestreckt hatten, und drückte mich erneut in meine Ecke.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich will das nicht, Julien.«
    »Mit wollen oder nicht wollen hat das hier nichts mehr zu tun.« Er sprach hart und kalt. »Du kannst den Hunger nicht beherrschen. Im Flughafen von Bangor sind Hunderte Menschen. Ich will nicht, dass du dort die Kontrolle verlierst und am Ende ein Blutbad anrichtest. Ich bin nämlich nicht sicher, ob ich dich daran hindern könnte.«
    »Nein. Bitte, Julien, ich … ich will das nicht.« Ich zog die Beine an und drückte mir die Fäuste in den Bauch; kauerte auf meinem Sitz und zitterte wie ein Junkie, der dringend seinen nächsten Schuss brauchte. Wäre von dieser Sucht ein Entzug möglich, ich würde ihn sofort machen – so qualvoll er auch sein mochte. »Ich werde die Kontrolle nicht verlieren.«
    Er wandte den Kopf, sah mich an. An seiner Wange zuckte es. »Und das glaubst du tatsächlich?« Waren seine Worte bisher nur hart gewesen, jetzt waren sie brutal.
    Ich schluckte, wollte »Ja!« sagen – und konnte es nicht. »Dann lass uns bis kurz vor Bangor warten«, brachte ich schließlich hilflos hervor.
    »Nein! Jetzt!« Julien hielt mir seinen Arm energischer hin. »Je länger wir warten, umso mehr brauchst du. – Und ich habe auf der Fahrt wenigstens die Möglichkeit, mich ein bisschen zu erholen.« Er blickte wieder nach vorne. »Nun mach!«
    Mir war zum Heulen zumute. Das hier war ein Albtraum! Es konnte nur ein Albtraum sein. Ich saß nicht in Neals gestohlenem Auto und diskutierte mit dem Jungen, den ich liebte, ob ich sein Blut trinken sollte oder nicht, als wäre es … als würde er mir absolut nichts bedeuten!
    Offenbar zögerte ich Julien zu lange, denn er zog den Arm zurück, riss sich wie schon so oft in den letzten Tagen selbst das Handgelenk auf und hielt es mir abermals hin.
    »Mach endlich!« Seine Stimme klang gepresst.
    Blut rann über seine Haut, tropfte von seinem Arm und in meinen Schoß. Rot, dunkel, süß … Meine Hände schoben sich wie von selbst darunter, fingen die Tropfen auf, hoben sich, schlossen sich um seinen Arm und seine Hand … Es war, als stünde ich neben mir, beobachtete etwas, das eine Fremde tat. Seine Haut fühlte sich noch immer heiß und geschwollen an. Mein Griff musste ihm wehtun. Ich wollte ihn lockern – und schaffte es nicht. Irgendwo

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