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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ein weiteres Vorfeld befanden, auf dem mehrere kleine Flugzeuge standen; vermutlich Privatmaschinen. Wann immer sich eine Lücke zwischen den Gebäuden öffnete, ging Juliens Blick zum Flughafen. – Bis er offenbar entdeckte, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte, denn er beschleunigte auf normale Geschwindigkeit, passierte ein paar weitere Hallen und bog dann auf einen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab, wo er den Mustang neben ein paar anderen Autos parkte, die hier über Nacht abgestellt waren, den Motor abwürgte, Lenkrad und Schaltknüppel mit seinem Ärmel abwischte und ausstieg. Auch wenn ich mir vermutlich keine Gedanken darüber machen musste, dass die Polizei meine Fingerabdrücke in Neals Wagen finden könnte – immerhin war ich in der Vergangenheit trotz Chauffeur und Samuels Verbot ein- oder zweimal mit ihm mitgefahren –, tat ich es ihm nach, ehe ich ebenfalls ausstieg. Allerdings benutzte ich eines der Taschentücher aus Neals Handschuhfach und war – wie die ganze Fahrt über – darauf bedacht, mit meinen Kleidern nirgendwo irgendwelche Spuren von Juliens Blut zu hinterlassen. Ich schlug die Tür zu. Julien hatte seine bereits geschlossen und rieb gerade mit dem Ärmel über den Türgriff. Erneut folgte ich seinem Beispiel, doch als ich um das Heck des Mustang herum zu ihm gehen wollte, nickte er zur Einfahrt des Parkplatzes hinüber. Ich verstand, machte kehrt und strebte in die Richtung, in die er gewiesen hatte. Mit ein paar schnellen Schritten hatte er mich eingeholt. Nur aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie er sein Handy aus der Jacken - in die Hosentasche schob, dann warf er mir seine Jacke über die Schultern; vermutlich um das Blut auf meinen Kleidern zu verbergen, sollten wir wirklich um diese Uhrzeit irgendjemandem begegnen. ImSchein der Straßenlaternen hätte man tatsächlich auf die Idee kommen können, ich hätte einen Mord begangen. Noch immer sagte er nichts; auch als wir die Straße zurück auf die Seite des Flugplatzgeländes überquerten und er mich nach einem raschen Blick über die Schulter näher zu den Bürogebäuden und Frachthallen dirigierte. Ein übermannshoher, von Stacheldraht gekrönter Zaun erstreckte sich dazwischen, offenbar dazu gedacht, ungebetene Besucher davon abzuhalten, das Flughafengelände von dieser Seite zu betreten. Davor schimmerte beinah gänzlich zugewuchert das rötlich überzogene Metall von Bahngleisen.
    Julien legte den Arm um meine Schultern. Sein Zittern zu spüren war schlimmer, als es nur zu sehen. Besorgt schaute ich zu ihm auf. Sein Gesicht war maskenhaft starr und doch konnte ich sehen, wie hart er die Kiefer aufeinanderpresste. Ich streifte seine Hand mit meiner: Sie war eiskalt und feucht von Schweiß. Er schwieg noch immer.
    Scheinbar harmlos schlenderten wir dicht beieinander an dem nächsten Schuppen vorbei. Ich hätte um ein Haar vor Schreck aufgequietscht, als Julien mich von einer Sekunde zur nächsten um dessen Ecke und in den Schatten dahinter zog. Schräg gegenüber leuchtete die weiß verputzte Mauer eines Frachtbüros. Seine Fenster waren dunkel. Und dann ging alles Schlag auf Schlag: Julien nahm den Arm von meiner Schulter, zischte »Komm!«, während er mir zugleich die Jacke abstreifte und im Schutz des Schuppens auf den Zaun zuhastete. Mit einer gekonnten Bewegung warf er sie über den Stacheldraht, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Maschen, verschränkte die Hände vor sich zu einem Tritt und nickte mir zu. »Na los! Rüber mit dir. Mach schon!« Das hier war etwas anderes als ein Einbruch im Bohemien . Er ließ mir keine Zeit zum Nachdenken. Mehr aus Reflex setzte ich meinen Fuß in seine Hände, hielt mich an seinen Schultern festund stieß mich ab. Julien gab mir zusätzlich Schwung, ich rutschte beinah Kopf voran über seine Jacke auf die andere Seite, bekam gerade noch die Zaunmaschen zu fassen, sodass ich irgendwie die Drehung schaffte und mit den Füßen zuerst landete. Ungeschickt kam ich auf, stolperte und setzte mich unsanft auf mein Hinterteil.
    »Weg da!«, hörte ich Julien von der anderen Seite und krabbelte, so schnell ich konnte, rücklings von den Maschen fort. Im nächsten Moment raschelte der Zaun, dann kauerte Julien plötzlich auf dieser Seite, richtete sich sofort wieder auf, pflückte seine Jacke von oben herunter – ohne auf das Ratschen von Stoff zu achten –, packte meinen Arm, zog mich vom Boden hoch und gegen die Rückwand des Schuppens. Lauschend hockten wir

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