Das Blut Des Daemons
nebeneinander im Dunkeln. – Ich für meinen Teil ziemlich atemlos. Das Ganze hatte nicht mehr als eine, allerhöchstens zwei Minuten gedauert.
Als nirgendwo eine Sirene losplärrte oder jemand aus einem der Büros gestürmt kam und nach der Polizei oder dem Sicherheitsdienst brüllte, wagte ich schließlich, mich ein wenig zu entspannen. Julien rückte ein kleines Stück von mir ab und stand auf, während er sich zugleich weiter wachsam umsah. Nur sehr zögernd richtete ich mich ebenfalls auf. Rechts von uns waren mehrere Kisten aufeinandergestapelt. Die darüber gebreitete Plane flappte gelegentlich in den leichten Böen, die über den dunklen Asphaltboden strichen. Ein paar Meter weiter stand etwas, das für mich wie ein Tankwagen aussah. Dahinter erhob sich eine ziemlich große Halle – vermutlich ein Hangar –, auf dessen anderer Seite ich ein weiteres, flaches Gebäude erkennen konnte. Links davon und ein gutes Stück entfernt erstreckte sich der hell erleuchtete Bangor International Airport. Eine riesige Verkehrsmaschine rollte eben langsam vom Vorfeld auf die Startbahn hinaus. Eine andere hob gerade ab. Das Dröhnenihrer gigantischen Motoren drang beinah unvermindert bis zu uns, als der Pilot Schub gab, und ich duckte mich unwillkürlich ganz leicht, als sie gleich darauf über unsere Köpfe hinwegdonnerte.
Julien warf mir die Jacke erneut über und berührte mich am Arm. Ich sah ihn an. »Da drüben, die Gulfstream, da müssen wir hin.« Er wies auf einen elegant aussehenden Jet, der, die Schnauze schon Richtung Rollbahn gerichtet, gut hundert Meter oder mehr von uns entfernt auf der gegenüberliegenden Seite des Vorfeldes stand – und hielt mich mit einem Kopfschütteln zurück, als ich quer über das Feld darauf zugehen wollte.
»Außen herum«, flüsterte er und nickte in Richtung der Kisten und des Tankwagens.
Verständnislos sah ich ihn an. Dass wir uns heimlich aufs Flughafengelände geschlichen hatten, um die Sicherheitskontrollen zu umgehen und nicht von irgendwelchen Überwachungskameras gefilmt zu werden, konnte ich noch nachvollziehen, aber … »Sie wissen, dass wir kommen«, zischte ich zurück. Und sie erwarteten uns bereits. Dafür zumindest sprachen das hell erleuchtete Innere des Jets, die offene Tür und die heruntergeklappte Treppe.
Ein Schnauben. »Das bedeutet nicht, dass sie früher als unbedingt nötig wissen müssen, dass wir da sind.« Noch immer sprach er so leise, dass ich ihn gerade noch verstehen konnte.
»Ich dachte, du traust di Uldere.« Ich glitt in die Ärmel seiner Jacke.
»Nur so weit, wie ich muss. Auch wenn ich ihm damit vermutlich unrecht tue. – Sobald der Jet in der Luft ist, bist du in Sicherheit. Ich werde auf den letzten Metern kein Risiko eingehen. Vor allem nachdem wir auf dem Weg hierher einiges an Zeit verloren haben.« Er wies mit dem Kinnabermals in Richtung der Kisten. »Gehen wir.« Wie zuvor ergriff er meinen Arm und zog mich vorwärts, bis an die Ecke des Schuppens. Ein rascher, sichernder Blick auf die andere Seite des Zauns, über den wir eben gerade geklettert waren, dann ein knappes Nicken und wir hasteten daran entlang bis in den Schutz des Bürogebäudes. Wie zuvor verharrten wir nebeneinander dicht an der Wand und lauschten mehrere Sekunden, ehe Julien mir mit einem neuerlichen Nicken bedeutete weiterzugehen, immer im Schatten, direkt an der Mauer entlang, wieder bis zur Ecke. Abermals blieben wir stehen. Diesmal huschte Juliens Blick nicht nur zum Zaun hin, sondern auch zum Hangar hinüber und zurück. Dann wieder ein Nicken und wir brachten schnell und lautlos die Strecke zum Tankwagen hinter uns. Und kauerten uns abermals nebeneinander in den Schatten. Jetzt konnte ich auch das andere Gebäude besser sehen, das sich ein Stück hinter dem Hangar erhob; flach und viereckig. Hinter den Fenstern brannte Licht. In einem bewegten sich Schatten. Julien stupste mich an, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, und wies zuerst auf ein paar Fässer, die ein paar Meter weiter vor dem Tankwagen standen, dann auf eine Art Wellblechschuppen und schließlich auf zwei kleine altmodische Propellerflugzeuge, die sich ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Schuppen und di Ulderes Jet befanden. Zwischen ihnen und der Maschine gab es keinerlei Deckung mehr. Das würde unser Weg zu unserem Flieger und damit in Sicherheit sein.
Ich wollte mich gerade zu den Fässern hinüber in Bewegung setzen, als Julien mich unvermittelt in den Schutz des
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