Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
er den Schlüssel ab, stieg aus und schloss die Tür nahezu lautlos.
    Sekundenlang saß ich einfach nur da. Schließlich gab ich mir einen Ruck und folgte Julien. Er hatte sich in den Kofferraum der Vette gebeugt.
    »Du willst ein Auto stehlen?«, stellte ich noch immer irgendwie ungläubig flüsternd fest, als ich ihn erreichte. Auch wenn es mehr als unwahrscheinlich war, dass irgendjemand in diesen Häusern über sein so gutes Gehör verfügte, dass er verstehen konnte, was wir hier draußen auf der Straße sprachen – ganz abgesehen davon, dass um uns herum alle Fenster dunkel waren und die Bewohner vermutlich friedlich in ihren Betten lagen und schliefen –, wagte ich es nicht, lauter zu reden. In der Luft hing ein verwirrender Geruch, der das Pochen in meinem Oberkiefer verstärkte. Mit einem Schaudern schlang ich die Arme um mich.
    Julien richtete sich auf, schob etwas in die Innentasche seiner Jacke und drückte den Kofferraumdeckel zu. »Wenn du das so hart ausdrücken willst: ja.« In seinem Mundwinkel zuckte es. »Aber vielleicht können wir uns ja auf borgen ohne Wissen des Besitzers einigen?« Für kaum mehr als den Bruchteil eines Augenblicks vertiefte sich das Zucken zu einem schiefen – und so schmerzlich vertrauten – Lächeln. Mein Herz zog sich zusammen. Ich liebe dich, Julien Du Cranier. Die Zentralverriegelung und die Alarmanlage gaben ein Blinken von sich, dann ließ er den Schlüssel in die Hosentasche gleiten und streckte mir die Hand hin. »Komm. Wir müssen in der Luft sein, ehe die Sonne aufgeht.«
    In meiner Kehle saß ein Knoten. Ich sah auf seine Hand, zögerte, nicht sicher, ob ich es wagen konnte, ihm so nah zu kommen, ja ihn zu berühren, ohne die Kontrolle zu verlieren. Aber als ich schließlich doch weiter auf ihn zutrat und sie ergreifen wollte, ballte er seine unvermittelt zur Faust, ließ sie an seine Seite fallen und machte einen Schritt zurück. Hätte er mir eine Ohrfeige gegeben, hätte er mich kaum mehr überraschen können – allerdings hätte es vermutlich weniger wehgetan. Mit ziemlicher Verspätung ließ auch ich die Hand sinken. Julien öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch direkt wieder und nickte die Straße hinunter, während er sich zugleich mit einer abrupten Bewegung durch die Haare fuhr. »Da entlang. Lass uns gehen.«
    Wir hätten Fremde sein können, die nur aus Zufall mitten in der Nacht nebeneinanderher den Bürgersteig entlanggingen. – Warum konnte das hier kein Albtraum sein?
    Nachdem wir fünf Straßen weiter und noch dreimal abgebogen waren, hatte ich allmählich einen Verdacht, wo Julien das Auto borgen wollte – der sich bestätigte, als wir uns hinter der nächsten Kreuzung nach rechts wandten: Der Wagen stand vor dem dritten Haus auf der linken Seite. Dunkelrot. – Von der Auffahrt ein paar Schritte hinter dem Auto hatte Julien mich damals zu einer Spritztour auf seiner Fireblade mitgenommen. Mitten in der Nacht; hinauf zum Peak. Ich blieb abrupt stehen. Julien hielt ebenfalls inne und drehte sich zu mir um, eine Braue fragend gehoben.
    »Du willst Neals Mustang stehlen?«, zischte ich fassungslos.
    »Borgen«, korrigierte er mich leise und ungerührt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Er ist in dieses Auto genauso vernarrt, wie Adrien in die Vette oder du es in die Blade warst. Er bringt dich um.«
    Julien schnaubte. »Da muss er sich hinten anstellen.« Er wollte weitergehen, doch ich hielt ihn am Arm zurück.
    »Das kannst du nicht machen!«
    »Wetten?« Mit einem Ruck befreite er sich aus meinem Griff.
    »Julien …«
    Er stieß einen genervten Laut aus. »Dem Wagen wird nichts passieren. Wir stellen ihn in Bangor auf einen Parkplatz beim Flughafen, Hallern wird ihn morgen, wenn er sein Verschwinden bemerkt, als gestohlen melden, die Cops werden ihn dort finden und er bekommt ihn wieder zurück. – Wo ist dein Problem?«
    Wo mein Problem war? – Es war Neals Auto. So wütend ich in letzter Zeit auf ihn gewesen sein mochte: Er war einmal ein Freund gewesen – und der Gedanke, ausgerechnet seinen Mustang zu stehlen, war einfach … Nein!
    »Lass uns einen anderen nehmen, Julien.«
    Diesmal schüttelte er den Kopf. »Bestimmt nicht. Von Hallerns Mustang weiß ich, dass er läuft. Bei irgendeiner anderen Karre kann ich nicht sicher sein. Und wir können es uns nicht leisten, irgendwo auf der Strecke liegen zu bleiben.«
    »Und wenn er eine Alarmanlage eingebaut hat?«
    Julien verzog den Mund. »Hat er nicht. Noch nicht. Ihm

Weitere Kostenlose Bücher