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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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dass du mich von deinen Hampelmännern hast nach Hause holen lassen? Willstdu meine ganzen Verbrechen aufdecken und mich dem Rat übergeben?«
    »Genügt es nicht als Grund, dass du meinen Sohn umgebracht hast?«
    »Ich habe ihn zum Vampir gemacht. In den Tod hast du ihn getrieben, mit deinem Gerede über die Schande .«
    Gérard schnalzt mit der Zunge. »Zum Vampir, ja. Zu Abschaum. – Und jetzt sieh dich an. Dank dieses kleinen Halbbluts bist du jetzt genauso wie er. Welch eine Ironie. Sie hat mir die Arbeit abgenommen. – Und mich um einen Teil meiner Rache gebracht. – Ich wollte dich selbst zu einem machen und dir anschließend dein altes Zimmer zurückgeben. Ob du die hohen Fenster dann immer noch so geschätzt hättest?« Er kommt einen Schritt näher und atmet langsam ein. »Wann ist es passiert? Wann hat die Kleine dich zu einem Vampir gemacht? Während ihres Wechsels oder erst danach?« Rein rhetorische Fragen. Er weiß, dass er von mir darauf keine Antwort zu erwarten hat. »Als sie dich zum Vampir gemacht hat, hat sie dich doch von ihrem Blut trinken lassen.« Ohne mich aus den Augen zu lassen, geht er zur Tür, öffnet sie, tritt beiseite, lässt Jérôme und einen zweiten Lamia – Thierry? – herein. Was auch immer er vorhat: Hatte ich wirklich angenommen, er würde sich selbst die Hände schmutzig machen? »Nun kann ich sie ja nach wie vor nicht haben. Du hast es ja ein weiteres Mal erfolgreich verhindert. Aber auch wenn ich mich ungern mit dem Zweitbesten zufriedengebe, werde ich wohl für’s Erste mit dem Blut ihrer Kreatur vorliebnehmen müssen.« Er nickt den beiden zu. Es geht schnell. Sie haben nicht den Tag und den Hunger gegen sich. Gérard hält sich außer Reichweite, bis sie mich auf den Knien haben, mein Kopf in Jérômes Armbeuge wie in einem Schraubstock, zur Seite gedrückt, die Kehle ungeschützt, mein Arm überstreckt und verbogen auf seinem Oberschenkel. Wenn er ihn nur einen Hauch weiter hinunterdrückt, bricht er mir den Ellbogen oder die Schulter. Oder beides. Thierry hat meinen anderen Arm hinter meinem Rücken verdreht. Sein Fußsteht in meinen Kniekehlen. Alles Kämpfen ist sinnlos. Trotzdem fällt es schwer, damit aufzuhören.
    Nur aus den Augenwinkeln sehe ich Gérard herankommen, sich vorbeugen. Ich versuche nicht zusammenzuzucken, als er die Zähne schmerzhaft langsam in meinen Hals gräbt. An derselben Stelle, die Dawn aufgerissen hat, als sie mich zum Vampir gemacht hat. Das gepeinigte Keuchen ist über meine Lippen, ehe ich es verhindern kann. Sein Mund ist rau und kalt auf meiner Haut. Toter Fisch. Mit jedem Schluck scheinen meine Adern ein Stück mehr zu verdorren. Mein Atem kommt viel zu schnell. Ich kann mich selbst stöhnen hören, glaube zu spüren, wie Gérard an meiner Kehle lächelt. Meine Adern brennen. Er beißt tiefer. Unwillkürlich bäume ich mich auf. Jérôme hält meinen Kopf erbarmungslos fest, drückt meinen Arm weiter abwärts. Die Mauer vor mir hat plötzlich trübe Flecken. Inzwischen sind es Jérôme und Thierry, die verhindern, dass ich zu Boden gehe. Mit jedem weiteren Schluck tragen sie mehr von meinem Gewicht.
    Die Wand ist grau und verschwimmt vor meinem Blick, als Gérard endlich die Zähne aus meinem Hals nimmt. Schweiß klebt mir die Kleider auf die Haut. Ein scharfer Stich in meinem Hals. Dünn, wie von einer Nadel. Ich zucke zurück.
    »Haltet ihn ruhig!« Gérard.
    Thierry drückt meinen Arm zwischen meinen Schultern weiter nach oben. Seit wann ist ein dritter von seinen Handlangern in meiner Zelle? Ein Klappern wie von Metall auf Metall – und Plastik auf Metall. Er reicht ein durchsichtiges Röhrchen an mir vorbei; gefüllt mit meinem Blut. Tauscht es gegen ein leeres. Diesmal scheint die Nadel sich in meinem Hals zu bewegen. Gleich darauf wechselt er wieder eine volles gegen ein leeres Röhrchen. Verdammt: Er lässt mich tatsächlich zur Ader wie ein elendes Versuchstier. Und Jérôme und Thierry haben mich so wirkungsvoll in der Zange, dass ich nichts dagegen tun kann. Es scheint Ewigkeiten zu dauern, bis sie endlich genug haben. Gérard beugt sich wieder zu mir, murmeltetwas wie »nichts vergeuden«, ehe er über die Löcher leckt, die er hinterlassen hat. Toter Fisch. Ekel schüttelt mich. Selbst als die Wunden geschlossen sind, fühlen sie sich noch riesig an. Jérôme und Thierry halten mich weiter fest. Nicht gut. Jérômes Hand auf meiner Stirn drückt meinen Kopf ein Stück nach hinten, zwingt mich zu Gérard aufzusehen.

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