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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Der dritte Lamia bewegt sich hinter ihm vorbei. Auf Jérômes andere Seite. Seine Haut ist noch immer grau und rissig. Nur seine Lippen sind blutrot. Er streicht mir das Haar aus der Stirn. Es ist schweißnass wie der Rest von mir. Sieht mir in die Augen.
    »Kommen wir gleich zur Sache: Ich weiß, warum du vor ein paar Tagen in Marseille warst. Ich werde dich nicht fragen, wo du das Blut der Ersten jetzt versteckt hast. Du würdest es mir ohnehin nicht sagen.« Etwas legt sich um den Arm, den Jérôme noch immer unerbittlich in seinem Griff hat. Knapp über dem Ellbogen. Wird zugezogen. Es fühlt sich an wie … nein! Mit einem Fauchen bäume ich mich auf, versuche an Jérôme vorbeizusehen. Ich kann nicht. Gérard lässt ein Glucksen hören. Mein Blick zuckt zu ihm zurück. Nein! »Das werde ich erst tun, wenn die Droge wirkt, die Noël dir …« Mit einem Schrei werfe ich mich gegen Jérôme. Thierry hinter mir renkt mir beinah den Arm aus. Ihn bringe ich aus dem Gleichgewicht. Jérôme macht nur einen Schritt zur Seite und zurück. Ich kämpfe weiter, versuche ihre Griffe zu brechen. Koste es, was es wolle. Etwas bohrt sich in meine Armbeuge. Eine Injektionsnadel. Ich spüre den Druck, mit dem etwas in meine Vene gespritzt wird. Nein! Nein, das darf nicht sein! Jeder Herzschlag trägt es weiter durch meine Adern. War ich zuvor der Meinung, mein Blut würde brennen? Das hier ist tausendmal schlimmer. Mein Körper ist taub und steht gleichzeitig in Flammen. Sie lassen mich los. Ich falle … scheinbar endlos, bis der Boden plötzlich hart und erbarmungslos unter mir ist.
    »In seinem Zustand wird die Wirkung schon in ein paar Minuten einsetzen.« Ich kenne die Stimme nicht, also muss sie wohl zuNoël gehören. Ein paar Minuten und ich werde Gérard jede Frage beantworten. Ihm fügsam erzählen, was er wissen will. Jérôme lacht.
    Es ist verboten – und eigentlich unmöglich –, einen Lamia unter Drogen zu verhören, weil man zu viel von dem Teufelszeug braucht und man den Betreffenden in der Regel schon umgebracht hat, ehe es zu wirken beginnt. Aber bei einem Vampir wirkt es schneller, braucht es weniger. Und ich bin jetzt ein Vampir. Warum habe ich daran nicht gedacht. Großer Gott, ich werde ihm sagen, was ich mit dem Blut der Ersten getan habe, und damit Dawn noch mehr in Gefahr bringen. Das darf nicht sein.
    Gérard ist so plötzlich vor mir, dass ich vor ihm zurückschrecke. Es beginnt schon zu wirken. Er fasst mein Kinn und dreht mein Gesicht zu sich, lächelt. Hinter ihm verschwimmen Jérôme, Thierry und Noël. Ich blinzle, bis sie wieder klar sind. Konzentrier dich, Julien! Auf irgendwas. Du bist nicht umsonst ein Vourdranj. Ich beiße die Zähne zusammen. Darauf muss ich mich wirklich konzentrieren.
    In nova fert animus mutatas dicere formas corpora; di, coeptis – nam vos mutastis et illas –
    Sein Lächeln gefriert. Ahnt er, was ich tue?
    adspirate meis primaque ab origine mundi ad mea perpetuum deducite tempora carmen!
    »Offenbar war die Dosis nicht hoch genug.« Sichtlich ärgerlich dreht er sich um. Beinah hätte ich den Anschluss verloren.
    Ante mare et terras et quod tegit omnia caelum
    Noël kniet sich vor mich, leuchtet mir mit irgendetwas entsetzlich Grellem in die Augen.
    unus erat toto naturae vultus in orbe,
    Sind die › paar Minuten ‹ tatsächlich schon um? Diesmal der andere Arm. Ich wehre mich nicht. Nicht mehr.
    quem dixere chaos: rudis
    Es gibt für mich nur einen Ausweg.
    indi-indigestaque mo-moles
    Das Brennen in meinen Adern wird zu kochender Lava.
    nec quicquam nisi … nisi pon-pondus iners congesta-congestaque eodem
    Das Atmen tut weh. Die einzelnen Züge kommen viel zu hastig, viel zu hart. Ich brenne.
    con-conges-congestaque eo-eodem Konzentrier dich, Julien! non bene … bene i-iuncta-iunctarum … iunctarum … iunctarum dis-discor-cordia ... cordia sem-semina re-rerum.
    Ich fahre hoch, als Gérard mich erneut am Kinn packt. »Was brabbelst du, Freundchen?«
    Meine Zunge erinnert sich an das, was sie gerade › gebrabbelt ‹ hat. Ich nicht. Mechanisch wiederholt sie es.
    » in ma-mare perve-veni-veniunt«
    Er reißt die Augen auf, zischt »Was zum … Ovid?« Hinter ihm ist alles grau und verschwommen. Er auch. »Verdammt noch mal! Gib ihm mehr! Wir haben nicht ewig Zeit.« Gérard.
    »Die Dosis war schon so hoch genug. Noch eine ist zu viel! Ihr bringt ihn um.« Noël.
    Ich muss mir das Kichern verbeißen. Aber genau das will ich ja.
    »partim cam-«
    Die Nadel ist

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