Das Blut des Mondes (German Edition)
Tüten schelmisch zu. Sie musste lachen.
„Hey. Ja klar. Komm rein. Sind die für mich? Super! Die sind ja mit Käse!“
Cat nahm ihm die Tüten ab und verschwand damit in der Küche. Sie hörte wie Ann ihren Freund begrüßte und dann eine ganze Zeit gar nichts mehr. Wahrscheinlich knutschen die schon wieder . Sie holte eine große Schüssel aus dem Schrank und schüttete die Chips hinein.
Ann war noch pünktlich zur Mathearbeit erschienen. Auf die Frage, wo sie solange gesteckt hatte, erzählte sie ihr nur, dass sie bei Levian die Zeit vergessen hätte. Na ja, das hätte ihr selbst auch gut passieren können, entschied Cat und war nicht mehr böse auf ihre Freundin. Was sie ihr dann noch erzählte, war allerdings weniger lustig: die Geschichte vom Buch der Schatten. Auch wenn es ihr schwer fiel – sie hatte Ann ihr Wort gegeben, dass sie darüber nichts verlauten lassen würde und daran musste sie sich halten. Ann selbst hatte noch keine Chance gehabt mit Levian ausführlich darüber zu sprechen, das sie in einem alten Notizbuch etwas lesen konnte, was Levian selbst verwehrt geblieben war. Und daher war das ein Thema, was an diesem Abend nicht zu Wort kommen sollte.
Es klopfte erneut. Jetzt fehlte nur noch Ric und noch während Cat die Gläser auf den Tisch stellte machte Ann die Tür auf und ließ Ric hinein.
Zu viert setzten sie sich an den alten Küchentisch, knabberten Käsechips und tranken Cola, während sie sich die Köpfe über ein Geschenk für die Zwillinge zerbrachen.
„Wie wäre es denn mit Karten für Pink? Ich weiß, dass sie im nächsten Sommer in New York ein Konzert gibt. Unpluged und ziemlich geheim.“
„Und woher weißt du dann davon, wenn es so geheim ist?“ Ric sah sie erstaunt an.
„Ich habe da so meine Quellen.“ Sie machte eine kunstvolle Pause. „Sonya, meine Tante, arbeitet im Ticketcenter in New York. Na ja, ich habe sie mal angerufen und gefragt, ob sie nicht einen Geheimtipp für mich hat. Tja, was soll ich sagen? Sie kann noch zwei Karten zurücklegen, vorausgesetzt, ich will sie haben.“ Ann sah in die Runde.
„Wow! Das wäre ja der Hammer! Sie stehen ja beide drauf. Aber … ist das nicht ein bisschen weit weg?“ Ric zog die Stirn kraus.
„Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht“, warf Ann wieder ein. „Die beiden sind - soweit ich weiß – genau zu der Zeit eh dort. Sie wurden zu einem Verwandtschaftsbesuch verdonnert.“ Sie rollte mit den Augen. Jeder wusste, dass Jayden seine Cousine nicht leiden konnte. Doch seine Mutter hatte sich in den Kopf gesetzt, zu deren Hochzeit im Sommer mit der ganzen Familie anzureisen. Jayden und Dionne mussten mit – ob es ihnen nun passte oder nicht. „Ich dachte, wir könnten den beiden den Aufenthalt damit etwas versüßen.“
„Total klasse!“, rief Cat aus. „Wow! Die beiden werden ausflippen vor Freude!“
„Ja, das glaube ich auch. Ich habe die Karten bei Sonya schon in Auftrag gegeben. Sobald sie diese in den Händen hält, schickt sie sie mir zu.“
„Das ist so super! Du denkst aber auch an alles.“ Cat grinste. Ann war das Organisationstalent von ihnen beiden. Wo Cat selbst im Chaos versank und gerne mal den Überblick verlor, wusste Ann immer, was zu tun war. Deswegen ergänzten sie sich vielleicht auch so gut.
Sie quatschten noch eine ganze Weile über die bevorstehende Party. Niemand nahm das Thema Fluch oder Ring oder Unsterblichkeit auf.
***
Am nächsten Morgen machte Dionne den Eindruck, als würde sie ganz gemütlich über den Campus schlendern, aber ihre Augen suchten unermüdlich den Schulhof nach ihm ab. Als sie um die Ecke bog, sah sie ihn.
Alleine und von der Welt verlassen saß er weit abseits auf einer einzelnen Bank unter der großen Tanne. Abseits der anderen, die wie immer an ihrem gewohnten Tisch saßen, um ihre Mittagspause zusammen zu verbringen. Er gehörte nicht mehr dazu. Stephen Mannors saß alleine neben seinem Lunch und starrte mit leerem Blick auf den Teich.
„Hey Stephen! Alles klar?“
Stephen blickte auf. „Dionne?“
Sie schob sein Essen beiseite, was unberührt da lag, und setzte sich neben ihn. „Was für ein schöner Tag!“, strahlte sie ihn an. „Endlich wieder Sonne!“ Ein unverständliches Gemurmel war seine Antwort. „Warum sitzt du so alleine hier?“
„Kein Bock auf Gesellschaft“, gab er mürrisch zurück. Das sollte wohl eine eindeutige Botschaft sein, aber Dionne ließ sich von seiner schlechten Laune nicht
Weitere Kostenlose Bücher