Das Blut des Mondes (German Edition)
beeindrucken.
„Oh, da ist aber jemand gar nicht gut drauf. Dann ist es ja gut, dass ich dich gefunden habe. Ich könnte deine Laune wieder aufmotzen.“
Er warf ihr mit finsterer Miene einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf den Teich starrte. „Lass mich einfach in Ruhe, okay?“
Dionne fixierte mit scharfem Blick seine Freunde, die auf der anderen Seite des Wassers saßen. Sie schienen sich prächtig zu amüsieren.
„Ich finde es gemein, dass sie dich ausschließen. Was hast du schon groß getan? Nichts, was nicht sowieso passiert wäre. Tiffany hätte Chris sowieso beschissen, sie ist einfach eine Nummer zu groß für ihn.“ Sie lehnte sich entspannt zurück und streckte ihr Gesicht mit geschlossenen Augen der wenigen Sonne entgegen, die aus dem bedeckten Himmel hervorlugte. „Du hast ihm nur die Augen geöffnet, wie verlogen sie wirklich ist.“ Sie wusste, dass Tiffany Stephen auch hatte. Seit der Geschichte mit den Fotos war sie nicht mehr in der Schule gewesen. Es hieß, sie hätte ihre Eltern so lange weich geklopft, bis die einwilligten, sie auf das Privatinternat in Bangor zu schicken.
„Was weißt du denn schon?“, fuhr Stephen sie an. „Gar nichts weißt du! Und jetzt verschwinde und lass mich endlich in Ruhe!“ Er sah sie nicht an. Weiterhin saß er eingesunken, mit hängenden Schultern einfach nur da. Sein Gesicht schillerte immer noch in den verschiedensten Regenbogenfarben. Das Veilchen um sein Auge herum verblasste langsam, aber seine Nase sah noch ziemlich ramponiert aus. Chris hatte ganze Arbeit geleistet.
„Ich weiß eine ganze Menge“, sprach sie unbeeindruckt von seinem Ausbruch weiter. „Sogar mehr, als du.“
Sein Kopf schwenkte langsam in ihre Richtung. „Dionne. Was. Willst. Du?“ Er klang ziemlich genervt, aber das störte Dionne nicht. Sie sah in an und, als hätte sie nur auf diese Frage gewartet, antwortete sie:
„Gerechtigkeit!“
„Was?“
„Gerechtigkeit!“, wiederholte sie. „Ich finde, die Schuldigen dürfen nicht ungestraft davonkommen!“
„Spinnst du? Die Schuldigen? Von was redest du da? Ich ganz allein bin Schuld an der ganzen Misere! Ich bin Schuld, dass Chris mir auf die Fresse gehauen hat. Ich bin Schuld, dass meine Freunde mich jetzt meiden und ich bin auch Schuld daran, dass ich wahrscheinlich den Rest des Schuljahres der Außenseiter bin. Das habe ich mir alleine zu zuschreiben! Und jetzt kommst du und willst noch mehr Gerechtigkeit? Sag mal, geht’s noch?“ Wütend funkelte er sie an.
„Aber du bist nicht Schuld daran, dass die Fotos in Umlauf gebracht wurden, oder?" Listig zwinkerte sie ihm zu.
„Was? Nein, ich …“ Sein Ausdruck veränderte sich merklich. Die Wut schien verflogen und einer Neugier Platz zu machen.
Sicher hatte er die ganze letzte Woche darüber gegrübelt, wer ihm den Mist mit den Fotos eingebrockt hatte. Dass er die Freundin seines besten Freundes vögelte, war kein feiner Zug, aber Tiffany war einfach heiß und Jungs sind eben Jungs. Wahrscheinlich hatte sie in ihm das Tier geweckt, was von Cat immer wieder abgewehrt wurde. Und als Cat dann mit ihm Schluss gemacht hatte, hatte er alle Bedenken über Bord geworfen und war auf Tiffanys eindeutiges Angebot eingegangen. Wer konnte es ihm verdenken? Dionne verstand ihn nur zu gut.
„Du weißt es? Du weißt, wer das war?“, fragte er aufgeregt.
„Ja, ich weiß es. Sogar ganz sicher.“
„Wer?“ Ungeduldig drehte er sich zu ihr herum.
„Ganz langsam, Steph“, grinste sie. Jetzt hatte sie ihn. Genau da, wo sie ihn haben wollte. „Bevor ich dir sage, was du wissen willst, möchte ich dir ein Angebot unterbreiten.“
„Was soll das heißen? Ein Angebot?“ Stephen war nicht der Hellste, soviel stand fest.
„Ich möchte, dass du etwas für mich tust.“
„Ich soll was für dich tun? Das nenne ich Erpressung!“
„Ich nenne das: Eine Hand wäscht die andere!“
Er brauchte einen Moment, das Für und Wider dieser Sache einzuschätzen, aber die Wut auf denjenigen, der ihm das eingebrockt hatte, schien zu überwiegen. Nachdem er eine Minute gezögert hatte, packte er schließlich Dionnes Hand, die sie ihm, wie zur Besieglung eines Abkommens, entgegen streckte und ergab sich seinem Schicksal.
„Also gut! Was soll ich tun?“
Vertrauensbasis
„Nun erzähl“, drängte Cat ihre Freundin, als sie auf dem Weg zur Sporthalle waren. Die Mittagspause war vorbei, und obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, Ann über ihre Nacht bei Levian
Weitere Kostenlose Bücher