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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Umständen sollte man vermuten, dass es nicht besonders schwerfallen würde, einen Haushofmeister oder dergleichen zu finden, der bei reicher Entschädigung bereit war, ein Auge zuzudrücken, eine kleine Seitentür unbeobachtet zu lassen oder eine Pforte nicht ganz zu schließen.
    Doch wie sich herausstellte, verhielt es sich ganz anders.
    Fieschi hatte Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um jemanden zu finden, der sich schmieren ließ. Die Treue des Personals, das doch oft mehrere Monate hintereinander ohne Lohn blieb, schien unerschütterlich zu sein.
    Schließlich hatte er mehr durch Zufall als durch direktes Nachforschen das schwache Glied in der Kette gefunden, nämlich in der Person eines Höflings, eines kleinen Adeligen aus der Provinz, dessen Treue nicht ganz so groß war wie die Notwendigkeit, seine im Lauf einer langen Pechsträhne angesammelten Spielschulden zu begleichen.
    Das Geld war heimlich von Hand zu Hand gegangen, und die beiden Komplizen waren durch den Lieferanteneingang eingelassen worden, als das Fest bereits begonnen hatte.
    Der Skorpion wusste nichts von diesen unerwarteten Hürden in letzter Minute, und selbst wenn er davon erfahren hätte, hätte er ihnen nicht mehr als einen flüchtigen Gedanken gewidmet.
    Es kam allein darauf an, dass die beiden Männer dort standen, wo sie sein sollten.
    Der Mörder senkte die Büchsenattrappe, und der erste der beiden trat aus dem Schatten und ging auf den Palast zu, während der zweite sich bereithielt.
    Ein junger Kammerdiener, den Zane schon mehrmals in Melchiorris Wohnung gesehen hatte, gab ihm das erwartete Zeichen. Ohne Eile ging der Slawe in die angezeigte Richtung.
    In der Nähe des Pavillons überzeugte er sich davon, dass sich keine Warteschlange vor dem Eingang gebildet hatte, teilte dann ohne Zögern die Vorhänge aus schwerer Leinwand und trat ein.
    Das Innere war durch weitere Vorhänge in mehrere Kabinen unterteilt worden, eine Idee von Melchiorri, der ganz richtig vermutet hatte, dass die Gäste der Königin die dadurch garantierte Privatsphäre zu schätzen wüssten. Auch Zane dankte dem Feingefühl des Großmeisters, denn wenn es, wie meist üblich, nur einen Abort für alle gegeben hätte, wäre seine Aufgabe wesentlich schwieriger und riskanter gewesen.
    Das Zelt war nicht voll in diesem Moment. Nur zwei Edelmänner befanden sich hinter den Vorhängen. Jede Kabine wurde von einer Öllampe beleuchtet, sodass man durch den hellen Leinenstoff erkennen konnte, ob sie besetzt war oder nicht. Die Unterteilungen waren zu beiden Seiten des kleinen Vorraums am Eingang angebracht, in dem die Gäste warten konnten, falls alle Kabinen besetzt waren.
    Zane legte sich neben dem Eingang auf die Lauer, damit eine Person, die hereinkam, ihn nicht sofort sah. Diese hätte zwar nur den Kopf nach links drehen müssen, um ihn zu bemerken, zumal er bei seinem Umfang wirklich nicht zu übersehen war, aber Melchiorri hatte ihm versichert, dass derjenige, auf den er wartete, ganz andere Dinge im Kopf haben würde, als sich umzuschauen.
    Der Slawe musst nur wenige Augenblicke warten. Auf einmal wurden die Vorhänge ruckartig aufgerissen, und eine kleine Gestalt in einer langen Kutte stürzte buchstäblich herein, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Sie verlor keine Zeit damit, einen Blick in die Runde zu werfen, sondern schoss direkt auf die erste freie Kabine zu.
    Zane wartete zwei Wimpernschläge lang und folgte dann dem Mann in das Abteil.
    Als er hörte, wie der Vorhang beiseitegeschoben wurde, konnte Bernardo Muti sich gerade noch umdrehen, dann traf ihn Zanes Faust an der Schläfe, und die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit fiel jäh wie eine zuschlagende Tür über ihn herab. Zane löschte sogleich die an einer Zeltstange hängende Lampe, damit das Licht seinen Schatten nicht nach außen warf.
    Im Halbdunkel knotete er den Strick auf, der seinen künstlichen Bauch zusammenhielt, zog die Kutte hoch und klemmte sie zwischen Kinn und Hals fest. Dann löste er die vier seitlichen Schnallen, mit denen die Polsterung an seinem Untergewand befestigt war, und ließ den dicken Ballen Wolle aus einer alten Matratze zu Boden gleiten. Nachdem er einen festen Hanfsack aus dem Gürtel gezogen hatte, beugte er sich über den reglosen Mönch. In der Dunkelheit ächzend hob er Mutis mageren Körper an und schob ihn in den Sack, und zwar so, dass er möglichst in kauernder Haltung blieb. Damit der Sack eine annähernd runde Form bekam, stopfte er

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