Das Blut des Skorpions
Minuten, nachdem er gezwungenermaßen mit Graf Santinelli auf die Gesundheit der Königin angestoßen hatte, eine tückische Darmkolik seine Eingeweide zerriss. Er verfluchte den unverschämten Adeligen erneut und sagte sich, dass er, der sich normalerweise nur von pflanzlicher Kost und Quellwasser ernährte, den Wein und das reichhaltige Essen nicht vertragen hatte und diese verhängnisvolle Unannehmlichkeit daher rührte.
Den Drang zu unterdrücken war unmöglich, denn die Krämpfe kamen in immer kürzeren Abständen und nahmen an Heftigkeit zu.
Da er solche Empfänge normalerweise nicht besuchte, war Muti mit den Gepflogenheiten in dieser Hinsicht nicht vertraut und musste sich schließlich dazu herablassen, einen Diener diskret zu befragen, der ihm gleichermaßen diskret den Weg zu dem gesuchten Ort wies.
Mit steifen Schritten und Schweißperlen auf der Stirn ging der Dominikaner in die angezeigte Richtung und versuchte dabei, eine möglichst würdevolle Haltung zu bewahren. Zane verließ das Laboratorium zur verabredeten Stunde.
Seine Verkleidung hatte viel Zeit und die tatkräftige Mithilfe von Jacopo erfordert, der sich nicht nur auf Astronomie, Astrologie, Alchemie und Metallurgie verstand, sondern auch von seiner Mutter, einer Friseuse, genug Schminktechniken gelernt hatte, um die Maske realistisch gelingen zu lassen.
Wer den Seiteneingang des Gästepavillons, der die Werkstatt und die Wohnräume des Großmeisters beherbergte, beobachtet hätte, hätte ein schönes Exemplar eines dicken, bärenhaften Mönches herauskommen sehen, wie man es nicht selten in den Fluren der vielen kirchlichen Paläste der Stadt antreffen konnte. Ein volles, rotwangiges Gesicht, eine fröhliche Miene und der unvermeidliche dicke Bauch – es fehlte keine der Eigenschaften, die diese Sorte von Gottesdienern kennzeichnete. Gewiss, dieser Bruder maß fast sieben Fuß von den Sandalen bis zur Tonsur, eine nicht eben durchschnittliche Größe, doch an diesem Körpermerkmal konnte auch die Schminkkunst des guten Salinari wenig ändern, und so blieb nur der wenig originelle Rat, gebückt zu gehen.
Zum Glück herrschte ein solches Gewimmel, dass Zanes mächtige Statur nicht vielen Gästen auffallen würde, solange er in den weniger gut beleuchteten Bereichen des Parks blieb.
Das größte Problem bei der Verkleidung war der falsche Bauch gewesen. Man hatte sich nicht einfach damit begnügen können, die Kutte vorn mit ein paar Kissen auszustopfen, die von der Gürtelschnur gehalten wurden. Der künstliche Wanst war das A und O für das Gelingen der Unternehmung, weshalb man schnell ein paar Mägde, die gut nähen konnten, hatte hinzuziehen müssen.
Der Plan erforderte nämlich, dass Zane, sobald er den angestrebten Ort erreicht hatte, die behindernde Polsterung schnell ablegen konnte, um genauso rasch zum gefährlichsten Teil der Operation überzugehen.
Sich mit dem sperrigen Bündel zu bewegen war alles andere als einfach, aber Zane störte sich nicht daran und machte sich auch keine Sorgen, dass etwas schiefgehen könnte. Es stand so viel auf dem Spiel, dass es kein Risiko gab, das er nicht einzugehen bereit wäre, um sich und seinen Freunden zu helfen.
Zane überquerte den Hof vor dem Laboratorium und hielt sich dabei im Schatten der hohen Hecken. Der Mond würde erst in einer halben Stunde aufgehen, und der Großteil der Fackeln und Laternen war um den mittleren Bereich des Parks angebracht worden, wo das Fest hauptsächlich stattfand, während die Randbereiche nur gerade ausreichend erhellt waren, damit das Personal sich bei seinen vielen Verrichtungen nicht verlief.
Auch an den Seiten herrschte ein unauffälliges Kommen und Gehen von Pagen und Kellnern, die zwischen den Pavillons und der Küche hin- und herliefen, sodass Zane häufig ausweichen und sich in dunklere Winkel zurückziehen musste. Dabei versteckte er sich nicht richtig, denn ein verstohlenes Gebaren wäre aufgefallen, sondern er achtete einfach darauf, den Dienstboten nicht über den Weg zu laufen, die ohnehin viel zu beschäftigt waren, um sich über einen unbekannten Mönch im Halbdunkeln Gedanken zu machen.
Als Zane den Rand der großen Rasenfläche erreicht hatte, blieb er unter einer hohen Ulme stehen und wartete auf das Zeichen, das den Beginn des Unternehmens ankündigte.
Das war der heikelste Teil des Plans.
Melchiorri hatte vier von seinen Leibdienern, die die blau-goldene Livree der Königin trugen, an strategisch wichtigen Stellen postiert,
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