Das Blut des Skorpions
ihn noch mit der Wolle aus, die er soeben abgelegt hatte.
Nachdem dies bewerkstelligt war, kniete er sich vor den Sack und schnallte ihn sich mit den Riemen, die daran hingen, um den Bauch. Das war kein leichtes Stück Arbeit, denn die Dunkelheit, die Eile und das Kunststück, die Kutte mit dem Kinn hochzuhalten, erschwerten ihm die Handgriffe, doch schließlich hatte er es geschafft.
Zane ließ die Kutte über seinen neuen, noch dickeren Wanst fallen und band die Gürtelschnur wieder unter dem Bündel fest, damit es beim Gehen nicht zu sehr hin und her wackelte.
Als er die Kabine verließ, war seine Stirn schweißnass. Die ganze Aktion hatte nur wenige Minuten gedauert, aber ihm kam es vor, als hätte er Stunden darin zugebracht.
Beim Verlassen des Zelts begegnete Zane einem älteren, sichtlich angeheiterten Adeligen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Der Mann grüßte ihn mit einer ungeschickten Verbeugung, bei der er um ein Haar das Gleichgewicht verlor. Zane erteilte ihm daraufhin einen wohlwollenden Segen mit der rechten Hand, während er mit der linken seinen Bauch stützte. Der erste Teil des Plans wäre damit ohne Zwischenfälle erledigt, genau wie es der Großmeister prophezeit hatte.
Unter dem Gewicht seiner Last schwankend wünschte sich Zane, dass Melchiorris Vorhersagen für den nächsten Schritt genauso zutreffend sein würden.
KAPITEL LXV
Fulminacci verließ das Laboratorium mit entschiedenen Schritten und ging auf den Festplatz zu, inständig hoffend, dass sein Freund Melchiorri gut aufpasste und die Augen stets offenhielt. Es passte ihm gar nicht, die Bewachung Beatrices jemand anderem zu überlassen, auch wenn er einsah, dass die vom Großmeister geplante Vorgehensweise die einzige Erfolg versprechende war.
Falls ihre Mutmaßungen sich als richtig herausstellten, würde er in Kürze zum dritten Mal innerhalb weniger Tage seinem Feind, dem furchtbaren Skorpion, gegenüberstehen, und wenn ihre Klingen aufeinanderkrachten, sollte Beatrice so weit wie möglich vom Schauplatz des Kampfes entfernt sein.
Der Maler legte keinen gesteigerten Wert darauf, noch einmal die Waffen mit diesem einzigartigen Fechter zu kreuzen, und wenn es nur nach ihm gegangen wäre, hätte er lieber viele Meilen zwischen sich und den Meuchelmörder gebracht. Aber wie die Dinge standen, konnte die Abrechnung nicht länger aufgeschoben werden. Mit diesem entschlossenen Gedanken bahnte er sich einen Weg durch die Schar der Gäste und hielt nach dem französischen Hauptmann Ausschau.
Unter den Geladenen machte sich gerade eine neue Welle freudiger Erwartung breit, denn gleich würden die Feuerwerkskörper entzündet werden, die, nach allem, was man hörte, ein Schauspiel von unvergleichlicher Schönheit an den Himmel zaubern sollten. Das aufgeregte Gewimmel erleichterte die Suche des Malers nicht gerade, der den Eindruck hatte, ständig denselben Leuten zu begegnen.
Alle strömten zu den Balustraden mit Blick auf das Flussufer hin, von denen aus man das pyrotechnische Spektakel am besten verfolgen konnte, und Fulminacci musste sehr energisch werden, um voranzukommen. Die erste Salve von Böllern ging genau in dem Moment los, als er den Musketier am Geländer einer kleinen Seitenterrasse neben Bischof de Simara stehen sah.
Mit einem letzten kräftigen Ellbogenstoß, der eine beleibte Matrone beinahe umwarf, erreichte Fulminacci die Terrasse.
Er konnte den Hauptmann jedoch nicht gleich ansprechen, da er in ein Gespräch mit dem Geistlichen vertieft war. Sosehr ihn die Ungeduld plagte, zumal die Zeit immer knapper wurde, wusste er doch, dass es im Hinblick auf seine gesellschaftliche Stellung und seine Rolle in dieser vertrackten Angelegenheit nicht ratsam wäre, den ehrsüchtigen Offizier und vor allem den Bischof, der als äußerst reizbar galt, durch eine Überschreitung seiner Befugnisse gegen sich aufzubringen.
Eine weitere Verzögerung drohte durch die Ankunft von Kardinal Azzolini, der in Begleitung eines jungen, aufgeweckt wirkenden Mannes war, doch Fulminacci konnte nun nicht länger warten und trat mit kühner Entschlossenheit vor.
Eine brüske, herrische Handbewegung de Simaras genügte, damit ihm die Worte im Halse stecken blieben, und der strenge Blick, der die Geste begleitete, überzeugte ihn endgültig davon, dass es möglicherweise doch keine schlechte Idee war, noch ein Weilchen zu warten.
Obwohl er so abrupt zum Schweigen gebracht worden war, schickte ihn niemand weg, und so konnte
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