Das Blut des Skorpions
gemalten Fresken an der Decke, eine Allegorie der vier Kontinente, bei.
An der linken Saalseite führten drei monumentale Türen mit Pfosten und Sturzen aus schneeweißem Marmor in den inneren Teil des Gebäudes, während an der rechten zwei große Fenster einen weiten Blick über den Park boten.
Der Saal und die Ausstellung sollten erst nach Mitternacht für die Gäste geöffnet werden, nach dem Feuerwerk und vor dem großen Bankett, das in der ersten Etage des Palasts, im großen Ballsaal, stattfinden würde.
Während draußen die Feuerwerksraketen explodierten, wachte ein kleines, aber ausgewähltes Korps über die Wunderkammer und wartete darauf, dass der Skorpion versuchte, den Bernsteinschmuck zu entwenden, der in der Mitte des großen Raums zur Schau gestellt war.
Die Anweisungen des Kardinals waren sehr präzise gewesen, und Sergeant Bruyère befolgte sie gewissenhaft: den Saal diskret zu überwachen und sich bereitzuhalten, sofort Verstärkung zu rufen, sobald der Skorpion einzudringen versuchte.
Alles Quatsch!
Sergeant Bruyère war ein Veteran vieler Feldzüge und hatte dem Tod mehr als einmal ins Auge gesehen. Er wusste, wie weit ein Mann sich vorwagen würde, auch wenn ihn der Fieberwahn der Schlacht gepackt hatte. Er hatte zu oft die eisigen Felder Flanderns überquert, auf einen Wald von angelegten Bajonetten zu, während die Musketenkugeln wie Hornissen um ihn herumschwirrten. Er hatte an Scharmützeln, Belagerungen und Plünderungen teilgenommen. Er wusste, wie weit ein Mann gehen konnte.
Der Skorpion würde nicht kommen, weder jetzt noch später.
Sergeant Bruyère hatte zu viel Respekt vor einem so fähigen Gegner, als dass er ihn für dumm genug hielt, in diese Falle zu tappen.
Das Wachkorps im Inneren des Saals bestand aus sechs erfahrenen Musketieren, und außerhalb, im Park verteilt, warteten weitere zwei Dutzend Soldaten. Nicht einmal ein Verrückter hätte sich auf so etwas eingelassen, geschweige denn der legendäre Auftragsmörder, der Europa seit fast einem halben Jahrhundert in Angst und Schrecken versetzte.
Sergeant Bruyère war sicher, dass es wieder einmal eine nutzlos vertane, langweilige Nacht werden würde, in der er vergeblich auf jemanden wartete, der niemals kommen würde.
»Renard, bist du noch wach?«, fragte er, ohne die Stimme zu senken, da er überzeugt war, dass sie nur ihre Zeit verschwendeten.
»Zu Befehl, Sergeant«, antwortete der Musketier verdrießlich.
Plötzlich hörten sie einen dumpfen Schlag aus dem Vorraum.
Einer von diesen Mistkerlen ist eingeschlafen, dachte Bruyère. Kann es ihm kaum verübeln.
Sein Verständnis für den Untergebenen hinderte ihn aber nicht daran, mit langen Schritten auf den Urheber des Geräuschs zuzugehen, um dem Pechvogel den Kopf zu waschen.
Der Soldat lehnte am Sockel einer Säule aus rosafarbenem Marmor, den Kopf im Nacken, die Arme schlaff an den Seiten.
Leise fluchend marschierte Bruyère zu ihm hin und bereitete in Gedanken schon die Standpauke vor, die er ihm halten würde. Zuerst aber versetzte er ihm einen ordentlichen Tritt in den Hintern.
»Aufgestanden, Faulpelz! Ich zeig dir gleich, was mit Drückebergern wie dir passiert.«
Der Soldat reagierte nicht und kippte nur seitlich auf den spiegelnden Marmorboden.
Bruyère beugte sich über ihn, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn kräftig.
Der Untergebene reagierte immer noch nicht. Sein Kopf schaukelte vor und zurück wie bei einer Marionette.
»Bei allen Teufeln!«, fluchte der Sergeant. »Der Mann ist bewusstlos! Renard, Renard! Komm her, hier stimmt etwas nicht!«
Sogleich näherten sich die Tritte von Stiefeln. Die anderen Musketiere am entgegengesetzten Ende des Saals rührten sich nicht vom Fleck, denn sie hatten strikten Befehl, ihren Posten nur mit Erlaubnis des Kommandanten zu verlassen.
»Was ist los?«, fragte Renard seinen Vorgesetzten. » Merde! Battiston! Ist er ohnmächtig geworden?«, rief er, als er den reglosen Kameraden sah.
»Sieh mal, er hat einen blauen Fleck hier am Nacken«, sagte Bruyère. »Den kann er sich nicht selbst beigebracht haben, jemand hat ihn niedergeschlagen.«
»Aber das heißt ja…«
»Das heißt, dass unser Mann hier ist! Brissière, schlag Alarm! Du, Renard, bleibst bei mir. Wenn er hier reingekommen ist, kann er sich nicht in Luft aufgelöst haben. An Geister glaube ich nicht. Hände an die Waffen und Augen auf, wir durchsuchen den Saal. Wer ihn sieht, ruft die anderen.«
KAPITEL LXVI
Fulminacci und de
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