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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Sergeant?«, sagte er, an den Befehlshaber der vier anwesenden Musketiere gewandt.
    »Meine Befehle lauteten ursprünglich anders«, antwortete der Soldat, »aber nach diesem Zwischenfall dürfte eine Abweichung davon angebracht sein. Was schlagt Ihr vor?«
    »Der Keller ist mit einer massiven Tür ausgestattet, die sich durch einen starken Riegel von innen absperren lässt. Ich würde vorschlagen, dass Ihr Euch dort einschließt und niemandem aufmacht, bis ich Euch persönlich Bescheid gebe, dass keine Gefahr mehr besteht. Das ist vielleicht nicht die bestmögliche Lösung, aber unter den Umständen fällt mir nichts Gescheiteres ein.«
    »Ich finde, wir sollten es erst einmal so machen«, sagte der Unteroffizier.
    »Gut. Jacopo, du begleitest die Herren. Und jetzt zu Beatrice. Wenn wir uns auf die Jagd nach dem Skorpion machen, dürfen wir sie nicht unbewacht lassen, aber es scheint mir ebenso unklug, sie mitzunehmen. Das Beste wäre, wenn auch sie…«
    »Kommt nicht infrage!«, unterbrach ihn Beatrice, die sofort wusste, was Melchiorri im Sinn hatte. »Auf keinen Fall lasse ich mich in einen stinkenden Keller mit zwei versoffenen Mönchen und vier Soldaten einschließen. Nichts für ungut, Sergeant.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht«, seufzte der Großmeister. »Nun gut, da du offenbar nicht vernünftig sein willst, musst du eben bei mir bleiben – aber ohne auch nur eine Sekunde von meiner Seite zu weichen! Wenn Zane seinen Auftrag erfüllt hat, wird er zu uns stoßen, und zu zweit werden wir dich hoffentlich beschützen können. Du, Giovanni, suchst Capitaine de la Fleur und gehst mit ihm in die Wunderkammer. Der Raum wird erst nach dem Feuerwerk für das Publikum geöffnet werden, das heißt, nach Mitternacht. Gegenwärtig ist er verschlossen und wird bewacht. Ihr habt noch ein bisschen Zeit, euch vorzubereiten.«
    Augenzwinkernd und Schmeicheleien verteilend ging der Skorpion durch die Menge, und wer ihm begegnete, antwortete mit einem vergnügten Nicken. Hin und wieder lud ihn eine Dame höflich ein, einen der plumpen Luftsprünge vorzuführen, die das Kernstück seines Repertoires bildeten, worauf er mit gespielt drohender Miene seine große Büchse aus Pappmaschee anlegte. Niemand schien seine Tarnung zu durchschauen; er musste nur darauf achten, leicht gebückt zu gehen, damit sein treues Schwert, das er auf dem Rücken trug, nicht den Stoff des Umhangs spannte und für ein wachsames und misstrauisches Auge sichtbar wurde. Obwohl man auch hinsichtlich der Beleuchtung keine Kosten und Mühen gescheut hatte, war es dennoch dunkle Nacht, und in den Lichtspielen der flackernden Fackeln und Öllampen ließen sich Einzelheiten nur schwer erkennen.
    Er bewegte sich in konzentrischen Kreisen voran, um den anderen Mitgliedern der Theaterkompanie aus dem Weg zu gehen, und gelangte schließlich in die Nähe des Ausstellungsraums. Dort, in einiger Entfernung von den Pavillons, war das Gedränge weniger dicht und die Beleuchtung spärlicher.
    Die beiden Männer standen auf ihren Posten.
    Sie waren von gleicher Größe und Statur und trugen die gleichen nachtschwarzen Umhänge und Masken. Da sie sich zu beiden Seiten eines Durchgangs in den Hecken aufgestellt hatten, verschwanden sie fast in den Schatten der Buchsbaumsträucher.
    Bei dem Gedanken, endlich wieder losschlagen zu können, wurde der Skorpion von einer fast kindlichen Aufregung erfasst.
    Er hob die Büchse an und bewegte sie wie eine Signalfahne von links nach rechts, um den beiden das verabredete Zeichen zu geben.
    Es war eine schnelle, aber sorgfältige Auswahl unter Fieschis Männern getroffen worden, um zwei Helfer zu finden, die die nötigen körperlichen Voraussetzungen aufwiesen, und der Genueser hatte anschließend all seine Fähigkeiten einsetzen müssen, damit die beiden Auserwählten Zugang zum Palast fanden.
    Diesmal hatten sie sich nicht irgendwelcher Geheimgänge oder komplizierter Ablenkungsmanöver bedient, sondern auf das alte, bewährte Mittel der Bestechung zurückgegriffen.
    Denn die Königin von Schweden unterhielt zwar einen ebenso glanzvollen wie kostspieligen Hof, doch die Bezüge, die ihr zustanden, trafen häufig mit Verspätung aus dem fernen Skandinavien ein, weshalb sie immer öfter gezwungen war, sich auf die Großzügigkeit von Freunden zu verlassen, um ihre Ausgaben zu bestreiten. Das brachte auch regelmäßig wiederkehrende Verzögerungen bei der Entlohnung ihres kleinen Heers von Dienstboten mit sich.
    Unter diesen

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